Dresden. Die Initiatoren der Zukunftsstiftung Sachsen wollen in den Verhandlungen zum nächsten Doppelhaushalt des Freistaats für die Jahre 2027/2028 einen konkreten Vorschlag für den Start der Zukunftsstiftung einbringen. Das kündigte Fabian Magerl, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Leipzig, am Mittwoch in Dresden an. Für den Beginn müsste eine Summe von 150 Millionen Euro aufgebracht werden, um sinnvolle Kapitalbeteiligungen an erfolgversprechenden Unternehmen eingehen zu können.
Seit Ende 2024 konnten die zwölf Initiatoren – darunter VNG-Vorstandsmitglied Bodo Rodestock und SpinLab-Geschäftsführer Eric Weber – über 100 Unternehmer aus der sächsischen Wirtschaft für ihre Idee begeistern. Die Stiftung soll als langfristig angelegtes Finanzierungsinstrument sächsische Unternehmen beim Wachstum unterstützen, in dem es ihre Eigenkapitalbasis stärkt. Auch könnte sie dazu beitragen, größere Unternehmen in Sachsen anzusiedeln sowie zukunftsträchtige Wirtschaftszweige zu stärken. Es ist der Versuch, eine neue Wirtschaftsstruktur aufzubauen.
Sächsische Wirtschaft braucht neue Impulse
„Die Gründung einer Zukunftsstiftung ist ein wirksames Instrument, um Sachsens Wirtschaft langfristig zu stärken. Gerade in Anbetracht der strukturellen Schwächen und des anhaltenden Produktivitätsrückstands gegenüber Westdeutschland brauchen wir neue strategische Impulse.“ Zu diesem Fazit kommt Professor Joachim Ragnitz in seinem Gutachten, das am Mittwoch in Dresden vorgestellt wurde.
Der Vize-Geschäftsführer der Dresdner Niederlassung des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung war von den Initiatoren beauftragt worden, die Idee der Zukunftsstiftung zu bewerten. Er attestiert ihr Machbarkeit. Zwar sei die Mittelbeschaffung ein „größeres Problem“, das jedoch schrittweise gelöst werden könne. Die Zukunftsstiftung soll langfristig mit einem Vermögen von bis zu 2,5 Milliarden Euro ausgestattet sein. Jetzt sei vor allem „politischer Wille“ gefragt, dieses Finanzierungsinstrument auch tatsächlich umzusetzen, heißt es am Ende des Gutachtens.
Die Notwendigkeit einer Zukunftsstiftung erklärt Ragnitz mit der wirtschaftlichen Lage. Zwar habe Sachsen wichtige Branchen wie die Halbleiterindustrie und den Automobilbau, und es gäbe viele gute Ansätze, aber es gelinge nicht, diese in anhaltenden wirtschaftlichen Erfolg umzusetzen, betonte der Ökonom. Die reale Wirtschaftsleistung des Freistaats liegt de facto auf dem gleichen Niveau wie 2019. Die Industrie stagniert seit 2017 merklich.
Beim Bruttoinlandsprodukt pro Erwerbstätigem rangiert Sachsen auf Platz 15 unter den Bundesländern. Nur Thüringen ist schlechter. „Eine positive dynamische Entwicklung in der Zukunft ist nicht ausgemacht“, warnt Ragnitz. Zudem sei ab 2028 mit deutliche weniger EU-Geldern zu rechnen. Deshalb komme es jetzt auf eine strategische Industriepolitik an, um Wachstum und damit auch Wohlstand zu sichern. Das Beispiel Bayern zeige, dass so etwas machbar ist.
Bayern als Vorbild beim Aufholprozess
Bayern hatte seinerzeit die sogenannte „Hightech-Offensive“ mit Privatisierungserlösen aus dem Verkauf von Staatsbeteiligungen wie an der Deutschen Aerospace gespeist. Solche Privatisierungserlöse stehen Sachsen nicht zur Verfügung. Aber man könnte einen Kapitalstock schrittweise über die Einzahlung ungeplanter Steuereinnahmen, Gelder des Bundes aus dem Klima- und Transformationsfonds und Zinsgewinne aus dem Bitcoin-Schatz aufbauen, zählte Ragnitz einige Finanzierungsbeispiele auf.
Das Landeskriminalamt Sachsen hat bei einem Strafverfahren fast 50.000 Bitcoins beschlagnahmt. Der Verkauf der Kryptowährung bringt einen Milliardenbetrag.
Die Initiatoren nehmen das Gutachten jedenfalls als Signal und Ermutigung, „den politischen Willen weiter zu wecken“. Hintergrundgespräche mit fast allen im sächsischen Landtag vertretenen Parteien hätten gezeigt, sie stehen hinter der Idee – auch die Linke und die Grünen.