Der Wirtschaft in der Lausitz geht es so gut wie noch nie seit 1990. Das belegt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK) Dresden und Cottbus, die am Dienstag in Senftenberg vorgestellt wurde. Die Hochstimmung umfasst alle Branchen, wird aber insbesondere vom Baugewerbe und der Dienstleistungswirtschaft getragen.
Die Geschäftserwartungen sind aber eher von Zurückhaltung bestimmt. Hauptsächlich in der Industrie ist die Skepsis gestiegen. Als größtes Geschäftsrisiko nennen viele Unternehmer den Fachkräftemangel. Zur Verunsicherung tragen aber auch die Diskussionen um den Ausstieg aus der Braunkohle bei.
In ihre jährliche Konjunkturumfrage bezogen die beiden Kammern diesmal 2 380 Unternehmen in den Landkreisen Bautzen, Görlitz, Spree-Neiße, Oberspreewald-Lausitz, Elbe-Elster sowie in der kreisfreien Stadt Cottbus ein. Davon haben 565 Firmenchefs geantwortet, das entspricht der erwarteten Rücklaufquote von etwa einem Viertel. Aus dem Landkreis Bautzen haben sich etwa 100 Unternehmen beteiligt.
Aktuelle Geschäftslage:ausgesprochen gut
Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage bescheinigen der Lausitzer Wirtschaft erneut eine ausgesprochen gute Geschäftslage. So gaben im Herbst 2018 insgesamt 56 Prozent der befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage mit „gut“ an. 38 Prozent nennen ihre Situation „befriedigend“, nur sechs Prozent der Chefs bezeichnen die Lage ihrer Firmen als „schlecht“. Diese Werte decken sich mit der Umfrage vom Herbst 2017 – die gute Stimmung in der regionalen Wirtschaft hat sich also über mehr als zwölf Monate verstetigt.
Beim genaueren Blick auf die Zahlen fällt auf: Unternehmer in den sächsischen Landkreisen der Lausitz sind zufriedener als ihre Kollegen in Südbrandenburg. In den Landkreisen Bautzen und Görlitz bezeichnen immerhin genau 62 Prozent der Chefs die Situation ihrer Betriebe als „gut“, in den südbrandenburgischen Kreisen und in Cottbus wählen 53,7 Prozent der Unternehmer diese Einschätzung.
Das Baugewerbe kann ein neues Hoch vermelden. 77 Prozent der Firmenchefs berichten über eine gute Geschäftslage. Vor einem Jahr waren es 69 Prozent. Die Betriebe profitieren nach wie vor vom Wohnungs-, aber auch vom öffentlichen Straßen- und Wirtschaftsbau. Hohe Arbeits-, Material- und Energiekosten schmälern allerdings die Gewinne. Neun Prozent der Betriebe rechnen in den kommenden Monaten mit besseren, acht Prozent mit schlechteren Geschäften. Vor einem Jahr erwarteten zwar elf Prozent der Bau-Chefs bessere Geschäfte, aber 17 Prozent schlechtere.
Groß- und Einzelhandel verweisen auf gute Geschäfte. 37 Prozent der Händler beurteilen ihre Geschäftslage als gut, vor einem Jahr waren es 38 Prozent. Da das Weihnachtsgeschäft vor der Tür steht, sind die Aussichten gut.
Das Dienstleistungsgewerbe profitiert von der guten Konjunktur anderer Branchen. 57 Prozent der Dienstleister berichten von guten Geschäften, vor Jahresfrist waren es 55 Prozent. In der Industrie berichtet jeder zweite Betrieb über gute Geschäfte, vor einem Jahr waren es noch 65 Prozent. Vor allem der Export schwächelt. Die Industrie ist auch die Branche, in der die Chefs am pessimistischsten in die Zukunft sehen.
Auch hier verrät der zweite Blick auf die Zahlen eine bessere Geschäftslage in den Landkreisen Bautzen und Görlitz als in Südbrandenburg.
Größtes Problem: Suche nach Fachkräften
In den vergangenen Jahren waren mal die hohen Energiepreise, mal die Arbeitskosten die Hauptsorge der Unternehmer. In der aktuellen Umfrage gaben 64 Prozent der Befragten an, dass sie kein Problem so umtreibt wie die Suche nach neuem Fachpersonal. Dabei wollen 17 Prozent der Lausitzer Firmen mehr Personal einstellen, ein Prozent mehr als im Vorjahr.
Von Tilo Berger
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