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Wo bleibt der Start-up-Mut im Osten?

Trotz leichter Stabilisierung wird in Sachsen noch immer zu wenig gegründet. Hippe Jungunternehmer zieht es derweil nach Brandenburg.

Lesedauer: 2 Minuten

Bei der Zahl der Neugründung von Unternehmen liegt Sachsen weiterhin nur im unteren Mittelfeld. Im aktuellen Gründungsmonitor der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) belegt der Freistaat mit durchschnittlich 106 Existenzgründungen pro 100 000 Einwohnern zwischen 2016 und 2018 den neunten Rang.

Sowohl zu den oberen Spitzenplätzen, die sich – wie schon in den Vorjahresberichten – Berlin und Hamburg sichern, als auch nach unten ist viel Raum.

Zumindest von den anderen ostdeutschen Bundesländern kann sich der Freistaat absetzen. In Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern ergreifen bundesweit die wenigsten Menschen die Chance, sich mit einem eigenen Unternehmen selbstständig zu machen.

Generell sinken die Zahlen der Firmenneugründungen in der Bundesrepublik seit Jahren. Meldeten 2014 noch 915 000 Menschen in Deutschland ein Gewerbe neu an, verschaffte die gute Arbeitsmarktlage ab 2015 der Gründungsbereitschaft einen ordentlichen Dämpfer. So nahmen 2017 fast nur noch halb so viel Unternehmen ihre Arbeit auf wie noch drei Jahre zuvor, deutschlandweit insgesamt 557 000.

2018 dann ließ die Experten aufatmen: Ein Rückgang von knapp zwei Prozent auf 547 000 Neugründungen sei verschmerzbar, heißt es in dem KfW-Bericht. Trotz negativer Arbeitsmarkt- und Konjunkturprognosen gebe es mehr Gründungsplanungen für 2019, ein Grund für vorsichtigen Optimismus, was die künftige Bereitschaft zur Selbstständigkeit angehe.

Dass ein neuer Trend hin zu wieder mehr Gründungen – auch im Osten – führt, bezweifelt der Vize-Chef des Dresdner Ifo-Instituts, Joachim Ragnitz. Niedrige Geburtenraten und Abwanderung nach der Wende hätten zu einer risikoscheuen Generation im Osten geführt, so Ragnitz. 

Obwohl die Neugründungen im Freistaat 2018 laut Daten des Statistischen Landesamts in Kamenz im Vorjahresvergleich nur um 1,9 Prozent zurückgegangen sind, bleibt doch eine schwer zu füllende Lücke. So standen voriges Jahr 21 752 sogenannten „neugründungsrelevanten Gewerbeanmeldungen“ knapp über 23 400 Unternehmensabmeldungen in Sachsen gegenüber.

Kurz gesagt: Die Zugänge können die Abgänge nicht ausgleichen. Zwar steigt die Binnenkonjunktur, doch besonders im ländlichen Raum sind die Strukturen für Gründer wenig attraktiv. 

Gleichzeitig zeige sich, so eine Analyse des Deutschen Start-up-Verbands, dass Neugründer sich besonders dort ansiedelten, wo sie von einem bereits vorhandenen Netzwerk und somit auch von Wissen und Erfahrungen der Branchenkenner profitieren können: In Großstädten wie Hamburg, Berlin oder München herrschen deutlich bessere Bedingungen für junge Gründer als im Vogtland oder in West-Mecklenburg.

Einzige Ausnahme: Brandenburg. Lag das Bundesland 2016 noch hinter Thüringen auf dem vorletzten Platz des KfW-Bildungsmonitors, konnte das Land der Spreegurken und Seen mittlerweile sogar an Bayern vorbeiziehen.

Grund dafür ist vor allem die Anziehungskraft Berlins, die laut Analyse mittlerweile auch bis in die Peripherie ausstrahle. Auf einen derartigen Effekt kann Sachsen nur hoffen. Zwar ist die Start-up-Szene mit rund 4 700 Gründungen in Leipzig und 3 543 in Dresden 2018 in den sächsischen Großstädten durchaus vertreten. Doch für einen „Berlin-Effekt“ reicht das bei Weitem nicht aus. (mit dpa)

 

Von Daniel Krüger, mit dpa

Foto: © Startae Team/Unsplash

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