Görlitz. Elektromobilität in Görlitz – das ist bislang keine Erfolgsgeschichte. In schöner Regelmäßigkeit wird die Stadtspitze zu diesem Thema von Stadträten nach dem aktuellen Stand gefragt. Doch auch im jüngsten Stadtrat konnte Bürgermeister Michael Wieler kaum Fortschritte verkünden. Im Gegenteil: Das Thema scheint sich für Görlitz zur endlosen Geschichte zu entwickeln. Eine ganze Weile pfriemelt man im Rathaus schon daran herum, will man eigentlich schon viel weiter sein. Doch es scheitert am Geld. Zunächst am Geld, um überhaupt ein Konzept zu schreiben.
Das Umweltministerium, auf dem zunächst die Hoffnung lag, hatte deutlich gemacht, keine Konzepte finanziell zu fördern. Begründung: Der Bund würde ein ähnliches Programm auflegen. Dort werden aber auch keine Konzepte gefördert.
Hoffnung legt die Stadt auf die Sächsische Energieagentur Saena. „Wir möchten Unterstützung für diese Vorleistungen“, sagt Bürgermeister Michael Wieler. Doch obwohl es inzwischen ein weiteres Gespräch mit Saena gab, gibt es noch immer keine definitive Aussage dazu, „ob die Studie, die zur Vorbereitung unserer Teilnahme an der Ausschreibung des Bundes nötig ist, gefördert werden kann“, wie Stadtplaner Hartmut Wilke sagt. Sollte bis Ende Oktober dazu keine positive Entscheidung fallen, werde die Stadt das Konzept selbst erstellen, um die Chance auf die Bundesfördermittel zu wahren. Doch, was das kosten wird, ist noch nicht klar. Hartmut Wilke sagt: „Da die Aufgabenstellung für die Erarbeitung eines Elektromobilitätskonzeptes noch vage ist, können die Kosten momentan nicht sicher abgeschätzt werden. Die Konzepterstellung würde an einen Dritten vergeben werden.“
Schnellladesäule am Bahnhof
Heißt im Klartext: Die Stadt weiß noch nicht, was sie sich unter Elektromobilität eigentlich genau vorstellt. Immerhin soll jetzt aber auf den wachsenden Druck, vor allem auch durch E-Auto-Fahrer reagiert werden. Zusammen mit den Stadtwerken, die ihrerseits im eigenen Firmengelände schon eine Ladesäule betreiben, sollen in Kürze zwei weitere, öffentliche Ladesäulen installiert werden. Die Initiative dazu hatten die Stadtwerke ergriffen. Aktuell würden die Abstimmungen zu zwei Pilotstandorten für Ladesäulen laufen, bestätigt Hartmut Wilke. Zum Einen sei demnach eine Schnellladesäule mit 150 Kilowatt im Umfeld des Bahnhofs, zum anderen eine Normalladesäule bis 22 Kilowatt in der Alt- beziehungsweise Innenstadt geplant. Beide sollen rund um die Uhr öffentlich zugänglich und auch gut wahrnehmbar sein. Damit sollen nicht nur Menschen aufmerksam gemacht werden, die schon ein Elektrofahrzeug haben, sondern das Interesse von Weiteren an Elektromobilität geweckt werden. Hartmut Wilke zufolge sollen die Säulen so schnell wie möglich installiert werden. Ziel sei, noch in diesem Jahr zumindest mit Vorbereitungsmaßnahmen zu beginnen, um in Aussicht stehende Fördermittel nicht verfallen zu lassen.
Den Stadtwerken sei Dank würde Görlitz damit nicht ganz den Anschluss verlieren. Denn anderswo im Landkreis schreitet die Elektromobilität immer weiter voran. Jüngst hatte die Blaue Lagune am Berzdorfer See eine Ladesäule bekommen, hier durch den Energieversorger Enso, der damit seine vierte dieser Art im Landkreis Görlitz in Betrieb nahm. Bislang betreibt die Enso in Großschönau, Oybin und Neusalza-Spremberg öffentliche Ladesäulen Mobilität mit Elektroautos gehört laut Aussage des Unternehmens zur Normalität und zum Geschäftsfeld der Enso. Bis Ende 2019 sollen weitere öffentliche Elektro-Tankstellen folgen.
Die Stadtwerke Löbau planen fest eine Ladesäule für den Löbauer Neumarkt, sobald dort die Neugestaltung des Platzes abgeschlossen ist. Wie Geschäftsführer Joachim Neumann sagt, würden derzeit auch weitere Anbieter prüfen, ob und wo im Stadtgebiet Löbau Ladesäulen aufgestellt werden könnten. Bislang gibt es eine öffentliche Stromtankstelle für Elektro-Autos in Löbau nur beim Autohaus Elitzsch an der Weißenberger Straße.
Schon länger gibt es Ladesäulen auch auf dem Rothenburger Markt, wo ebenfalls die Görlitzer Stadtwerke Betreiber sind, zweimal in Weißwasser, in Boxberg, Zittau und Jonsdorf.
Von Daniela Pfeiffer
Bildquelle: Archivfoto: André Schulze