Suche
Suche

Zittauer Elektronik-Spezialist baut internationales Geschäft aus

Die Glaubitz-Marke ecu.de will künftig den Markt in Italien erobern und hat dafür das Team verstärkt. Zudem wächst der Firmenstandort an der Görlitzer Straße in Zittau weiter.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht einen Mann vor einem Rechner.
Stefano Pignatelli aus Udine spricht Italienisch, Englisch und Deutsch. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Von Thomas Christmann

Die ersten Kunden aus seiner Heimat hat Stefano Pignatelli schon betreut. Der Italiener arbeitet seit April bei ecu.de, einer Marke der Glaubitz GmbH & Co KG an der Görlitzer Straße in Zittau. Und er sitzt in der Abteilung, bei der die Aufträge für die Prüfung und Reparatur der Steuergeräte, die die Firma repariert, eingehen. Täglich werden von ihm und seinen mehr als 20 Kollegen über 1.000 Anrufe und E-Mails beantwortet, rund ein Drittel von ihnen kümmert sich um Anfragen aus dem Ausland. „Das letzte Wort hat immer der Techniker“, sagt der 43-Jährige, der als jüngstes Mitglied ins Team gestoßen ist. Er spricht Deutsch, Italienisch und Englisch.

Der Grund für seine Anstellung: Die Firma will ihre internationale Dienstleistung ausbauen. Der Name ECU steht für Electronic Control Unit. Zu Deutsch: Elektronische Steuereinheit. Die steckt in jedem Fahrzeug, vom ABS bis zur Zentralverriegelung hat dabei jedes eine eigene. Früher Wegwerf-Produkte, denkt die Automobil-Industrie heute nachhaltig. Von den rund 38.000 Werkstätten in Deutschland schicken bereits 25.000 regelmäßig Pakete mit kaputten Steuergeräten nach Zittau zur Reparatur. Auch aus Schweden, Dänemark, Spanien, Tschechien, der Slowakei, Frankreich und anderen Ländern kommen Aufträge.

Inzwischen entwickelt und stellt die mehrfach ausgezeichnete Firma sogar Steuerteile in Serien von 5.000 bis 10.000 Stück für diverse Fahrzeugbauer selbst her. „Wir arbeiten mit Herstellern zusammen, die europäisch denken“, sagt Vertriebsleiter Tobias Hauck. Das gilt auch für sein Unternehmen: Ecu will deshalb den Markt in Italien erobern, der als volkswirtschaftlich drittgrößter in Europa gilt.

Blick auf die jetzigen Gebäude. (Foto: Glaubitz)

Beim Aufbau des Geschäfts helfen soll neben einer sprachlich angepassten Internetseite und Auftritten auf Messen, wie der demnächst weltgrößten für Kfz-Technik in Frankfurt, auch der neue Mitarbeiter Stefano Pignatelli. Er stammt aus Udine, hat in der Schule Deutsch gelernt und eine Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondenten gemacht. Auch ein Studium in Jura schloss der Italiener ab. Sein Ziel: Anderen helfen. Das Problem: „Es gab zu viele Anwälte für zu wenig Arbeit“, sagt der 43-Jährige, der mangels Job in der Finanzkrise 2008/2009 die Heimat verließ und in den Vertrieb ging.

In Österreich war Stefano Pignatelli für eine Logistik- und Multimedia-Firma sowie der Autobahngesellschaft tätig. Zwischenzeitlich arbeitete er bei einer Beratungsgesellschaft in Regensburg und entschied 2015, endgültig nach Deutschland zu ziehen. In Halle war der Italiener für fast zwei Jahre bei einer Firma beschäftigt, die Haushalts-Produkte aus China im Internet verkaufte. Danach ging der Vertriebler zu einem Unternehmen nach Bonn, das Ersatzteile für Oldtimer aus England produzierte.

„Das war eine gute Zeit“, sagt der 43-Jährige, der den Stil und die Persönlichkeit der alten Autos schon seit Jugendtagen mochte – nur sich selbst nie eins leisten konnte. Durch Corona brach das Geschäft zusammen. Eine neue Chef-Etage und eine fehlende Strategie veranlassten ihn, Mitte 2022 zu kündigen. Stefano Pignatelli zog nach Hamburg, wo er bis Ende vorigen Jahres für eine Umweltberatungsfirma arbeitete. Dann entließ sie ihn. Durch die Arbeitsagentur stieß der Italiener auf die Stelle bei ecu.de. Sein Eindruck: Das Unternehmen hat gute Produkte und eine gefragte Dienstleistung. Und während das Gehalt im Vergleich zu Hamburg ähnlich blieb, fallen die Kosten für das tägliche Leben in Zittau niedriger aus. Ein Beispiel: Statt 790 Euro für ein acht Quadratmeter großes WG-Zimmer zahlt er nun 309 Euro für eine 32 Quadratmeter große Wohnung. Die weiteren Vorteile: „Die Stadt ist ruhig, die Wege sind kurz.“

Stefano Pignatelli hofft nun, beim Elektronik-Spezialisten bleiben zu können. Der sucht noch Kundenbetreuer wie ihn, insbesondere für den französischen Markt. „Wir könnten das Geschäft dort mindestens verdoppeln, aber finden kein Personal“, sagt Tobias Hauck. In der IT-Abteilung müssen hingegen Projekte warten oder extern vergeben werden, weil Stellen für bis zu zehn Programmierer unbesetzt sind. Auch Elektroniker und Mechatroniker können sich bewerben.

„Wir wollen gesund wachsen“, sagt der Vertriebsleiter mit Blick auf jährlich steigende Auftragszahlen. Deshalb investiert das Unternehmen gerade in ein neues Gebäude, das auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Schwarzbach nebenan entsteht. Der Rohbau soll Ende 2024 fertig sein – und damit ein halbes Jahr später als geplant. Das sei der Witterung geschuldet, erklärt er. Die ersten der mittlerweile 220 Mitarbeiter ziehen 2025 ein. Das Gebäude bietet Prüf- und Testplätze und dient ebenso als Lager. Auf das Dach kommt eine weitere Photovoltaikanlage. Schon jetzt produziert die Firma ein Drittel des Stromes selbst. Um ihn zwischen den Gebäuden verteilen und weitere Maschinen anschließen zu können, ist bereits eine Trafostation in Betrieb. Ein Regenrückhaltebecken soll das Kanalsystem entlasten, ein weiterer Mitarbeiter-Parkplatz die Situation im Wohngebiet entspannen. Bei Bedarf bietet das Grundstück auch Platz für eine weitere Halle.

Das könnte Sie auch interessieren: