Georg Moeritz
Dresden. René Roch ist immer etwas wehmütig, wenn er im Januar seine Weihnachtspyramide und den Schwibbogen einpackt und in den Keller schafft. Doch seit drei Jahren besitzt Roch gemeinsam mit seinem Bruder Georg Sauer einen Dresdner Betrieb, mit dem er Neuheiten für die Innendekoration schaffen kann. Das Unternehmen VGS Leuchttechnik GmbH in Dresden hat am Dienstag den Schwibbogen fürs ganze Jahr vorgestellt. Der heißt „Lumineum“ und ist wandelbar.
Drei verschiedene Schwibbögen standen auf dem Tisch, als die Brüder Roch und Sauer ihre Erfindung präsentierten: Einer zeigt die Frauenkirche zwischen Neumarkt-Fassaden und frei stehenden Kandelabern. Der nächste hat die Weihnachtskrippe als Motiv, mit Kamel und drei Weisen aus dem Morgenland, der dritte zeigt eine Gebirgslandschaft mit Häusern und Hirschen. Das Besondere: Die flachen Elemente stecken in drei Schlitzen hintereinander, lassen sich herausnehmen oder verschieben und austauschen. Zu Hause hat René Roch in diesem Jahr schon den Prototypen eines Halloween-Schwibbogens ausprobiert.
VGS stellt sonst Leuchtreklamen her, für Läden und Autohäuser
Der Name Lumineum sagt schon, dass die Schwibbögen auch leuchten. Schließlich stellt das Unternehmen VGS mit 37 Beschäftigten sonst riesige Mercedessterne für Autohäuser und beleuchtete Buchstaben für Ladengeschäfte her. Die neuen Deko-Artikel sind aus Acryl mit LED, am Sockel lässt sich je nach Bedarf entweder links oder rechts das Kabel einstecken. 70 Zentimeter in der Breite messen die Bögen. Dabei sind die Erfinder nicht etwa von einer typischen Fensterbank ausgegangen. Sie experimentierten zunächst mit 60 Zentimetern, doch für eine gelungene Darstellung der Frauenkirche brauchten sie etwas mehr Platz.
Roch und Sauer betonen, dass ihre Erfindung auf das gesamte Team der Firma zurückgeht. Vor zwei Jahren hätten sie ein „Creative Board“ aus Freiwilligen einberufen. Jeder Mitarbeiter habe seinen Anteil am Produkt, das Grafikteam setzte die Entwürfe am Computer um. Den Verkauf will VGS allerdings nicht selbst organisieren, auf Weihnachtsmärkten wird man die Ganzjahresbögen wohl nicht zu sehen bekommen. Das liegt auch am Preis: Für 800 Euro will das Unternehmen seine Erfindung anbieten. Roch sagt, es stecke viel Handarbeit im Produkt. Zwar werden die Kunststoffteile gefräst, und Sonderanfertigungen mit weniger als zehn Exemplaren will VGS zunächst nicht anbieten. Doch es gebe an jedem Schwibbogen viel nachzubearbeiten, zu verkabeln und mit LED zu bestücken.
Erfinder hoffen auf Firmenkunden im Weihnachtsgeschäft
Die Leuchttechnik-Firma ist es gewohnt, ihre Arbeit nicht direkt den Endkunden anzubieten. Die Dresdner Leuchtreklamen werden in der Regel über Ladenbaubetriebe oder Werbetechniker vertrieben. Für die ersten Exemplare ihrer Schwibbögen hat sich VGS mit Stracos Erlebniswelt in Klingenberg-Colmnitz und mit dem Dresden-Onlineshop.de von Leopold Eißner zusammengetan. Eißner produziert selbst mit Lasertechnik „Award-Produkte“ für Unternehmen und Vereine, also Auszeichnungen, und rechnet damit, die Schwibbögen vor allem an Firmen zu verkaufen. Auf Konferenztischen könne er sich die Leuchtobjekte gut vorstellen.
Die Brüder Roch und Sauer arbeiten unterdessen an neuen Motiven für ihre Bögen, die sie dann für jeweils etwa 80 Euro anbieten wollen. Städte-Ansichten oder Oster-Editionen stehen auf dem Plan. Um ins Geschäft mit Sammlern einzusteigen, denken sie auch an Editionen mit Jahreszahl und begrenzter Auflage. Schließlich haben die beiden Chefs das Unternehmen vor drei Jahren auch deshalb von den Vorbesitzern gekauft, weil sie mehr daraus machen wollten: „Wir kamen rein und haben das Licht gesehen“, sagt Roch. Das leuchtende Material biete noch viele Möglichkeiten.