In der DDR durfte er auf kaum einer Familienfeier fehlen, heute ist er in jedem „Geschenkset Ostpaket“ zu finden und längst zum Kultgetränk avanciert: Pfefferminzlikör, kurz „Pfeffi“. Sarah Stiller und Johannes Münch aus Görlitz haben sich 2016 des beliebten Schnapses angenommen und eine Geschäftsidee darauf aufgebaut. Sie produzieren „Pfff“, einen eigenen Pfefferminzlikör „ohne Schnickschnack“ – das heißt, ohne künstliche Aromen und ohne Farbstoff. 2017 erweiterten die beiden Start-up-Unternehmer ihr Sortiment um einen Kirschlikör namens „Krsch“, ebenfalls klar. Beide sind Anfang dreißig und leben im Leipziger Westen, wo es vor kreativen Jungunternehmern nur so wimmelt. Sarah hat Betriebswirtschaftslehre in Dresden studiert, Johannes Energie- und Umwelttechnik in Leipzig. Den Draht zur Heimat Görlitz haben sie nie verloren. „Wir sind fast jeden Monat hier, um Freunde und Familie zu sehen“, erzählt Sarah, die sich um Vertrieb und Marketing kümmert. Doch auch aus Geschäftsgründen kommen beide regelmäßig in die Neißestadt. Hier haben sie ein Netzwerk aus Abnehmern aufgebaut. So kann man ihre Liköre im Café am Flüsterbogen bestellen. Dort hat Sarah früher gekellnert. „Viele, die uns unterstützen, kennen wir aus alten Zeiten. Sie scheinen unseren Schnaps zu mögen“, sagt Sarah. „Wir zwingen ihn schließlich keinem auf“, fügt sie lachend hinzu. Auch im Offkino Klappe die Zweite in der Nonnenstraße, bei Jakobs Söhne in der Jakobstraße, bei Daily Milk in der Straßburg-Passage und in der Weinhandlung Mirus am Obermarkt kann man die Spirituosen kaufen.
Im Februar starteten die Unternehmer ein Crowdfunding-Projekt im Internet, mit dem sie bis Mitte April 8 000 Euro für eine rollende Schnapsbar durch Spenden zusammentragen wollen. „Wir haben uns in einen Anhänger der Firma Engelhard verguckt“, sagt Sarah. Wenn alles klappt, sollen zum Straßentheaterfestival ViaThea im Juli Kurze und Cocktails aus der mobilen Getränkebar ausgeschenkt werden. Auch um einen Standplatz auf dem Altstadtfest haben sich Sarah und Johannes beworben. Im vergangenen Jahr waren sie bereits mit einem Faltpavillon zu Besuch bei beiden Veranstaltungen. „Der ist durch Sturm, Regen und häufige Nutzung leider zu Bruch gegangen“, erzählt Sarah. Nun hoffen die Jungunternehmer, ihre Schnapsidee bald auf vier Rädern an die Görlitzer zu bringen.
Von Luise Mosig
Foto: © Marco Westerkowsky