Dresden. Die erste Hiobsbotschaft kam kurz vor Weihnachten für die 220 Beschäftigten der SDV Medien + Service GmbH: Das deutschlandweit agierende Dresdner Druckhaus ist pleite und hat Insolvenz angemeldet. Damals ging der Betrieb zunächst weiter. An diesem Mittwoch nun teilten die Insolvenzverwalter mit, dass nur noch bis Ende nächsten Monats gearbeitet wird. Die Belegschaft wurde informiert.
Allein in Dresden trifft das Aus 122 Beschäftigte der SDV Direct World und der Holding. Eine „reduzierte Mannschaft“ werde noch die letzten Aufträge abarbeiten, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Heiko Schaefer. Zu seinem Bedauern sei der letzte verbliebene Kauf-Interessent für die Druckerei Anfang dieser Woche abgesprungen. Zuvor habe noch Hoffnung bestanden. 114 mögliche Käufer seien angesprochen worden, sowohl aus der Branche als auch Finanzinvestoren.
Mit drei Interessenten intensiv verhandelt
Laut Verwalter fanden Gespräche mit sieben Interessenten aus dem In- und Ausland statt, mit drei von ihnen sei „intensiv verhandelt“ worden. Doch nun bleibe „keine Alternative zur Betriebsschließung“. Im Betrieb SDV Winter in Weidenberg bei Bayreuth mit 91 Beschäftigten werde die Produktion bereits Ende dieser Woche beendet. Das Insolvenzgeld von der Arbeitsagentur reicht nur noch bis Donnerstag.
Das Unternehmen produzierte vor allem personalisierte bedruckte Werbung und erzielte im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von 36 Millionen Euro. Etwa die Hälfte davon erwirtschafteten die zuletzt 109 Beschäftigten der SDV Direct World GmbH auf der Tharandter Straße in Dresden. Der Wegfall zahlreicher insolventer Kunden habe nicht mehr kompensiert werden können, so erklärte Geschäftsführer Stefan Tremel im Dezember die Pleite. Prominente Kunden waren früher Esprit, Weltbild, Klingel und Sinn.
Die Insolvenzverwalter nannten mehrere Gründe für die Insolvenz: die Krise der Druck- und Papierindustrie aufgrund der zunehmenden Digitalisierung sowie einen aggressiven Preiswettbewerb bei Druck-Erzeugnissen. Außerdem ging einigen Kunden der Firmengruppe das Geld aus, sodass eine Insolvenz auf andere folgte. Dennoch habe die Druckereigruppe es noch geschafft, bestehende Aufträge ganz abzuarbeiten und einige neue zu gewinnen.
Im Dezember hatte sich Geschäftsführer Tremel optimistisch gezeigt, dass das Unternehmen erhalten bleiben könne. Die Zeit des Insolvenzgeldes mit Kostenentlastung könne genutzt werden, die Firma neu aufzustellen. Tremel versprach für diesen Prozess Transparenz und regelmäßige Infoveranstaltungen. Schon am Tag nach dem Insolvenzantrag hätten sich Übernahmeinteressenten gemeldet, hieß es damals. Doch sie seien später wieder abgesprungen. (mit SZ/mz)
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