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Abriss bei Amazon-Air: Das sind die neuen Pläne am Flughafen Leipzig/Halle

Ein verlassenes Gelände, 400 verlorene Jobs und die Suche nach einem Nachfolger: Die Pläne für die Zukunft des Amazon-Air-Areals am Leipziger Flughafen nehmen Gestalt an. Der Abriss läuft, und die Zeit drängt. Wie geht es weiter?

Lesedauer: 3 Minuten

Florian Reinke

Leipzig. Die Eröffnung des Amazon-Air-Standorts am Leipziger Flughafen feierte Amazon einst als großen Erfolg, und tatsächlich sprach vieles für das Projekt. Es handelte sich um das erste regionale Luftfrachtzentrum des Unternehmens in Europa und sollte Kunden etwa schnellere Lieferzeiten ermöglichen.

Doch von einem Erfolg kann inzwischen keine Rede mehr sein – heute weiß man: Amazon Air steht für einen der schwersten Rückschläge, den der Flughafen Leipzig/Halle in den vergangenen Jahren verkraften musste. Der US-Konzern hatte sein Logistikzentrum geschlossen – und jetzt nähert sich das Kapitel einem endgültigen Ende. In diesen Tagen lässt sich beobachten: Der Rückbau – manche sprechen von einem Abriss – ist in vollem Gange. Und so drängt sich die Frage auf: Was wird aus dem Gelände?

Flughafen Leipzig/Halle führt Gespräche mit potenziellem Nachfolger

Geht es nach dem Management am Flughafen Leipzig/Halle, soll möglichst schnell eine Lösung gefunden werden. Wie diese Zeitung erfuhr, laufen Gespräche mit einem potenziellen Nachfolger. Namen werden nicht genannt, was in laufenden Verhandlungen auch üblich ist. Der Amazon-Nachfolger soll in jedem Fall „luftfrachtaffin“ sein.

Klar ist auch: Das Bild im südlichen Bereich des Flughafens wird sich verändern. Auf dem bisherigen Amazon-Areal soll ein Neubau entstehen, wie das Flughafenmanagement bereits dieser Zeitung bestätigt hat. Über die Details will man sich eng mit dem Nachnutzer abstimmen, um dessen Anforderungen zu erfüllen.

Amazon will Anlagen bis zum Frühsommer abbauen

Wie wichtig das in der Branche ist, zeigt der Fall Amazon Air. Das Unternehmen war bemüht, einen direkten Nachfolger für das Gelände zu finden – allerdings ohne Erfolg. „Versuche, eine Nachnutzung zu finden, haben gezeigt, dass kein unmittelbarer Bedarf besteht und potenzielle Nachmieter andere Anforderungen haben. Die Zelte und verbliebenes Equipment werden daher verkauft und anderweitig genutzt“, teilt das Unternehmen mit.

Die Zeit drängt. Nach Informationen aus Konzernkreisen sollen Sortiertechnik und Zelte, die Amazon für den Betrieb genutzt hatte, bis zum Frühsommer verschwinden. Ein genauer Übergabetermin, heißt es, stehe noch nicht fest.

400 Jobs gingen verloren

Der Rückzug zieht sich damit über viele Monate hin. Der Betrieb im Luftfrachtdrehkreuz kam bereits Ende 2023 zum Erliegen – wenige Monate, nachdem Amazon den Schritt verkündet hatte. In der Folge gingen 400 Arbeitsplätze verloren. Der Standort hatte an Bedeutung eingebüßt, da Amazon während der Corona-Pandemie eine höhere Standortdichte in Europa aufgebaut hatte.

Der Flughafen sieht im Rückzug auch Chancen. Denn fest steht: Amazon verlässt ein Areal, das deutschlandweit wohl kein zweites Mal verfügbar ist. „Bei der Fläche von Amazon Air handelt es sich tatsächlich um eine eher außergewöhnliche Fläche, da sie sich direkt auf dem Flughafengelände befindet“, sagt der Logistikexperte Maximilian Hohendorf.

„Bei der Fläche von Amazon Air handelt es sich tatsächlich um eine eher außergewöhnliche Fläche": Maximilian Hohendorf von Logivest in Leipzig
„Bei der Fläche von Amazon Air handelt es sich tatsächlich um eine eher außergewöhnliche Fläche“: Maximilian Hohendorf von Logivest in Leipzig
Quelle: Logivest

DHL bleibt – davon geht ein wichtiges Signal aus

Der Branchenkenner vom Beratungsunternehmen Logivest am Standort Leipzig verweist zudem auf die Bedeutung des Flughafens: Er ist der zweitgrößte Frachtairport Deutschlands – nach Frankfurt am Main.

Bei der Fläche von Amazon Air handelt es sich tatsächlich um eine eher außergewöhnliche Fläche, da sie sich direkt auf dem Flughafengelände befindet. – Maximilian Hohendorf, Head of Industrial & Logistics bei Logivest Leipzig

„Das hat für einige Branchen wie den E-Commerce, aber auch die Kurier- und Paketdienstleister, einen enormen Wert“, sagt er. Auch im Jahr 2025 genießt der Standort ein hohes Ansehen – ungeachtet der wirtschaftlichen Probleme im Land. Als wichtiges Signal gilt das Standortbekenntnis von DHL: Der Logistikriese hat seinen Vertrag bis 2053 verlängert.

Amazon-Air-Fläche ist nicht für jeden geeignet

Von einer „sehr interessanten Fläche“ spricht auch Bastian Hafner, Leiter des Bereiches Logistik beim Immobilienvermittler BNP Paribas Real Estate. Das liege vor allem am direkten Zugang zum Frachtfeld-Süd des Airports. Dennoch gingen damit auch Einschränkungen einer.

„Diese Flächen sind nur für Nutzer interessant, die ein flughafenaffines Gewerbe betreiben und diese Voraussetzungen benötigen. Dadurch ist die Gruppe einer möglichen neuen Nutzerklientel sehr stark eingeschränkt“, sagt Hafner.

Zudem betreibe DHL einen eigenen Hub am Airport, „sodass ein adäquater Nachfolger für Amazon nur aus der gleichen Unternehmensgröße oder einem ähnlichen Geschäftsbereich kommen kann.“

Standort Leipzig-Halle bleibt attraktiv

Die BNP Paribas Real Estate vermarktet derzeit gleich nebenan ein weiteres Projekt: Es biete der gleichen Zielgruppe eine moderne Alternative. Das unterstreicht, wie attraktiv der Standort ist – und dass es selbst in spezieller Lage noch Flächen gibt, sagt Hafner.

Beobachter gehen trotz aller Herausforderungen davon aus, dass für Amazon Air bald ein Nachfolger feststeht. Im Vergleich mit anderen Projekten liegen die Vorteile auf der Hand: Das Areal hat einen direkten Zugang zum Flughafenvorfeld. Von der Straße aus können Lkws Waren direkt anliefern, die später auf dem Vorfeld in Flugzeuge geladen werden. Das ist ein klarer Vorteil, den andere Unternehmen schätzen dürften – auch wenn er Amazon zuletzt nicht gereicht hat, doch in Leipzig zu bleiben.

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