Matthias Klaus
Ende März 2026 wird der französische Bahntechnik-Hersteller Alstom sein Werk in Görlitz schließen. Bis dahin gibt es einen Standortsicherungsvertrag. Bei Alstom in Görlitz sind derzeit noch etwa 700 Mitarbeiter beschäftigt, vor zehn Jahren waren es noch rund 2.000. Inzwischen gibt es Verhandlungen mit einem Interessenten, der das Unternehmen offensichtlich übernehmen möchte. Und ebenso offensichtlich ist der Freistaat Sachsen in diese Verhandlungen eingebunden.
Laut einem MDR-Bericht soll das Rüstungsunternehmen KNDS Interesse an dem Görlitzer Werk haben. Die hiesige Politik ist in ihrer Meinung gespalten: Die CDU sieht Chancen, das Bündnis Sahra Wagenknecht lehnt den Einstieg eines Rüstungsbetriebes ab. Nun haben sich auch AfD und Grüne im Landkreis geäußert.
AfD: Bleiben Panzer auch in Deutschland?
Für die AfD bleiben bei einem möglichen Einstieg von KNDS bei Alstom derzeit vor allem Fragen offen. „Nun soll ausgerechnet ein Rüstungskonzern als Investor in das Werk einsteigen. Lange war sogar Rheinmetall als Käufer im Gespräch, jetzt will der Konzern KNDS in Görlitz Radschützenpanzer für die Bundeswehr produzieren“, so Hajo Exner, AfD-Kreisvorstand. Während diese Panzer für die Bundeswehr bestimmt seien, arbeite KNDS auch eng mit der ukrainischen Rüstungsindustrie zusammen. „Doch was bedeutet das für Görlitz? Werden die Panzer in Deutschland bleiben? Ist die Zusammenarbeit mit der Ukraine eine stabile und zukunftssichere Investition? Und wie viele der Alstom-Mitarbeiter wird KNDS tatsächlich übernehmen?“, fragt Hajo Exner.
Der Kreisvorstand der AfD: „Diese offenen Fragen verlangen klare Antworten.“ Die Politik müsse ein klares Ziel verfolgen: In Görlitz müsse die Produktion von Zügen weitergehen. „Unsere Fachkräfte sollen weiterhin in den Berufen tätig sein können, die sie gelernt und über viele Jahre ausgeübt haben“, so Hajo Exner. Die Landesregierung müsse dazu beitragen, Alstom ein attraktives Angebot zu unterbreiten. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Industrie nach Osteuropa abwandert, nur weil dort die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen günstiger sind“, heißt es von der AfD.
Grüne: Chance für den Waggonbau
Mit „großer Sorge“ blicken die Bündnisgrünen in Görlitz auf die aktuelle Entwicklung des früheren Görlitzer Waggonbaus. „Selbstverständlich sind gut bezahlte Industriearbeitsplätze für unsere Region sehr wichtig“, so Marcus Kossatz, Sprecher des Stadtverbandes der Görlitzer Bündnisgrünen. Es sollte uns aber nicht egal sein, was das für Unternehmen sind, heißt es weiter. Und: „Außerdem erscheint es uns fraglich, wieso im Zuge der Verkehrswende ausgerechnet ein Waggonbauunternehmen nicht profitabel sein sollte. Es ist möglich, dass unter einem neu aufgestellten Bundesverkehrsministerium ab nächstem Jahr die Weichen neu gestellt werden. Dann brauchen wir mehr Gleise und mehr Züge. Diese können zum Teil hier bei uns gebaut werden.“ Als Görlitzer Bündnisgrüne spreche sich der Stadtverband daher dafür aus, Tradition und Expertise im Waggonbau in Görlitz nicht nur zu erhalten, sondern sogar auszubauen. „Wir wünschen uns dafür von unserem Oberbürgermeister und vom Ministerpräsidenten ein klares Signal für Verhandlungen mit Alstom“, so Marcus Kossatz.