Bautzen. Der Mais ist hin. Blätter wie Pergamentpapier. „Da wird keine Silage mehr draus“, sagt Udo Noack, der Geschäftsführer der Heidefarm Sdier. Aber hier am Standort bei Milkel hat der Mais wenigstens noch ein paar Körner. „Die ernten wir jetzt mit dem Mähdrescher“, erklärt Noack, und es klingt fast schon trotzig. Die Genossenschaftsbauern aus Sdier wollen versuchen, die Maiskörner in einem Folienschlauch zu silieren und sie dann unters Futter mischen.
Not macht erfinderisch. Denn vor allem Futter für die Tiere ist knapp nach diesem trockenen Sommer – auch für die 900 Milchkühe in den Ställen der Heidefarm: Schon der erste Grünschnitt im Frühjahr hat nur den halben Ertrag gebracht, der zweite nur noch ein Drittel, der dritte schließlich ist ganz ausgefallen. Mancher Agrarbetrieb im Kreis hat schon begonnen, seine Tierbestände zu reduzieren. Die Heidefarm kann wenigstens noch von ein paar Reserven aus den Vorjahren zehren.
Auch finanziell. Da ist Udo Noack sehr froh. „Nach Sommern wie diesem weiß man Rücklagen zu schätzen“, sagt der Geschäftsführer. Denn auch in schlechten Jahren wollen die 100 Mitarbeiter bezahlt werden. Für die Heidefarm war der Sommer ein sehr schlechter. 15 Prozent Einbußen beim Getreide, 25 Prozent beim Raps, 50 Prozent beim Mais. „Und da sind wir noch gut weggekommen“, sagt Noack. „Bei der Trockenheit haben wir uns gewundert, dass überhaupt noch so viel gewachsen ist.“
Die Heidefarm gehört zu den Betrieben mit den größten Ertragsverlusten. Die Felder der Genossenschaft liegen auf den sandigen Böden nördlich von Bautzen. Und sie liegen in einem Gebiet, über das so gut wie keine dieser örtlich begrenzten Starkregenschauer niedergegangen sind.
Weiterer Preisverfall
Nur weil es diese örtlichen Starkregenfälle gegeben hat, sind die Verluste in manchen anderen Landwirtschaftsbetrieben geringer ausgefallen. Es gibt sogar Betriebe, die überhaupt keine Einbußen hatten. „Wir sind noch mal ganz gut davongekommen“, umschreibt Markus Büttner vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie die Erntebilanz 2018 für den Landkreis Bautzen. Der Agrarexperte rechnet insgesamt mit den geringsten Erträgen seit mehr als zehn Jahren. Dennoch, sagt Büttner, hätten die Betriebe im Kreis am Ende noch mehr von den trockenen Feldern geholt, als anfangs befürchtet.
Im Durchschnitt haben die Betriebe zehn Prozent weniger Raps, fast 20 Prozent weniger Getreide und bis zu 50 Prozent weniger Mais geerntet. Auch die Erträge bei den Zuckerrüben werden allenfalls halb so groß sein als im Durchschnitt. „Das ist aber alles noch keine Katastrophe“, sagt Büttner. Andere Landstriche Deutschlands habe die Dürre noch wesentlich extremer getroffen. Was die Landwirte aus dem Kreis Bautzen aber noch treffen wird, ist der weitere Preisverfall landwirtschaftlicher Produkte, erklärt Markus Büttner. So werden die Getreidepreise trotz geringerer Ernten in Deutschland nicht wesentlich steigen, weil anderswo auf der Welt Getreide im Überschuss produziert wird. Auch Betriebe, die aufgrund des Futtermangels ihre Tierbestände reduzieren, müssen große Verluste hinnehmen. „Die Schlachthöfe wissen, dass die Landwirte in Not sind“, sagt der Agrarexperte, „die Preise sind absolut im Keller.“
Und noch etwas macht den Landwirten Sorgen: Die anhaltende Trockenheit gefährdet inzwischen auch schon die Erträge des nächsten Jahres. Denn die agrotechnischen Termine für die Wiederbestellung der Felder müssen eingehalten werden. Aber die Saaten sind ebenfalls dringend auf Regen angewiesen, um keimen zu können. Beim Raps bestehe bereits die Gefahr, dass er vollständig vertrocknet, bei den Wintergetreidearten könnte es ähnlich werden.
Von Jana Ulbrich
Bildquelle: Uwe Soeder