Von Anja Beutler
Reichlich anderthalb Jahre ist es her, dass Oskar Scholz, Geschäftsführer der Herrnhuter Sterne GmbH, von Plänen für ein großes Besucher- und Erlebniszentrum berichtet hat. Es sollte unmittelbar gegenüber der derzeitigen Manufaktur, auf der anderen Seite der Oderwitzer Straße entstehen. Der Clou dabei: Das moderne Gebäude sollte mit einer überdimensionalen Herrnhuter Sternzacke bestückt sein – von weitem gut sichtbar und für die Besucher begehbar. Um das bauen zu können, muss die Manufaktur aber nicht nur die nötigen Flächen erwerben, sondern auch einen sogenannten Bebauungsplan mit dem Herrnhuter Stadtrat erarbeiten. Er ist Voraussetzung dafür, dass überhaupt Baurecht hergestellt werden kann – und er ist sehr präzise. Nur das, was darin bereits vermerkt und avisiert ist, kann dann auch umgesetzt werden.
Deshalb gab es in der jüngsten Herrnhuter Ratssitzung bei einigen Räten ein gewisses Erstaunen, als dieser sogenannte B-Plan und sein aufwändiges Verfahren wieder Thema waren. Der Grund: In den Unterlagen, die den Räten vorlagen, fehlte besagtes visionäres Gebäude. Nochmals danach gefragt, bestätigte Bauamtsleiterin Ute Hähnel im Stadtrat dann auch: „Das Eventgebäude in Sternform ist nicht Bestandteil des Bebauungsplanes.“ Stattdessen ist aktuell in den Plänen nur von weiteren Parkflächen, einem Erlebnispfad für die Kinderwelt und einer sogenannten Eventfläche, wo Karussells oder Zelte aufgestellt werden können, die Rede.
Pläne für Besucherzentrum werden neu aufgerollt
Auf SZ-Nachfrage bestätigt Jacqueline Schröpel, Sprecherin der Manufaktur, dass man sich von den Plänen für ein neues Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite in der Tat verabschiedet habe. Allerdings habe die Manufaktur eine andere Fläche, gleich neben den aktuellen Betriebsgebäuden gekauft: das Grundstück der ehemaligen Zimmerei Siegert. Auf diese Weise eröffnen sich nun völlig neue Möglichkeiten für die Erweiterung der Herrnhuter Sterne GmbH.
Denn ganz unumstritten waren die Baupläne auf der anderen Straßenseite bereits bei der Vorstellung Anfang 2022 nicht. Die Frage nach dem Denkmalschutz und den Sichtachsen in der möglicherweise bald zum Unesco-Welterbe gehörenden Stadt kam auf. Das neue Gebäude hätte den Bahndamm vermutlich überragt – was durchaus in der Kritik stand. Auch die Fragen des Umwelt- und Naturschutzes spielten bereits bei den ersten Besprechungen zu dem Thema eine größere Rolle. Als die Sternemanufaktur erste Pläne vorlegte, die neben dem Eventgebäude auch den Bau eines Parkhauses hinter dem Bahndamm in Richtung Stadt vorschlug, lehnten dies die Stadträte ab.

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Mit dem Kauf des Nachbargrundstückes sind diese Interessenkonflikte fürs Erste entschärft: „Auf dem Grundstück gegenüber der Manufaktur wird nun vorrangig die Parkplatzsituation gelöst und auf dem Grundstück neben der Manufaktur die Erweiterung des Besucherbereichs geplant“, sortiert Schröpel die Lage. Ob ein Gebäude mit überdimensionaler Sternzacke stattdessen direkt neben der bisherigen Manufakturgebäude entstehen wird, ist aber noch nicht sicher. „Die Planung für die Bebauung des Nachbargrundstückes sind noch nicht weiter vorangeschritten. Hier gilt es zunächst den neuen Grundriss zu bewerten, um eine optimale Nutzung zu erreichen“, skizziert die Sprecherin. Klar sei, dass man das touristische Angebot auf alle Fälle erweitern wolle. Welche Formen das neue Gebäude dann haben könnte, wird sich erst viel später zeigen.