Es läuft bei Bombardier in Bautzen. Die rund 1 200 Mitarbeiter haben gut zu tun – in den Werkhallen entstehen gerade S-Bahnen für Hamburg, Doppelstockzüge für die Deutsche Bahn und für Israel sowie Straßenbahnen für Düsseldorf und Berlin. Der kanadische Konzern will das Werk an der Spree zu seinem weltweit modernsten Fertigungsstandort profilieren. Dazu nahm Bombardier im Juni 2018 eine acht Millionen Euro teure neue Werkhalle in Betrieb; die modernste des Konzerns, der mehr als 60 Werke in 26 Ländern rund um den Globus betreibt. Auch 2019 steckt Bombardier wieder mehrere Millionen Euro in sein Bautzener Werk. 15 Millionen kostet ein modernes Test- und Kundenabnahme-Center, das in diesem Jahr fertiggestellt und eröffnet werden soll. Weitere drei Millionen fließen in die Digitalisierung, sagt Unternehmenssprecher Andreas Dienemann.
Dank digitaler Technik können Bombardier-Werker beispielsweise die Inneneinrichtung neuer Bahnen planen. Eine sogenannte Virtual-reality-Brille ermöglicht einen Gang durch ein Fahrzeug, das es noch gar nicht gibt. Sitzplätze, Haltestangen und Gepäckaufbewahrung lassen sich virtuell mal so, mal so platzieren und für den Bau planen. Und auch das ist Digitalisierung: Per Mausklick wird eine Schiebebühne bewegt, die früher die Muskelkraft von vier Männern brauchte.
Insgesamt will Bombardier in das Bautzener Werk 30 Millionen Euro investieren, hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr angekündigt. Mit dem Ausbau verändert das Werk auch seine Logistik. Zurzeit wird für An- und Auslieferung ausschließlich die Zufahrt über die Bautzener Fabrikstraße genutzt. Diese wird in Zukunft nicht mehr ausreichen, weshalb der westliche Eingang an der Spree an Bedeutung gewinnt. In Zukunft sollen Fahrzeuge direkt von der nahen Umgehungsstraße, der sogenannten Westtangente, zum Bombardier-Werk geleitet werden. Dazu ist der Bau einer neuen Brücke über die Spree geplant, die 1,8 Millionen Euro kosten soll. Für eine dreiviertel Million Euro soll außerdem die Zufahrtsstraße zwischen Westtangente und Werksgelände ausgebaut werden. "Für Bombardier in Bautzen ist wichtig, dass die Baumaßnahme Mitte 2020 abgeschlossen ist", erklärt Konzernsprecher Dienemann. Dann werde das Bautzener Werk auf Hochtouren arbeiten. Ob und wie sich das auf die Personalstärke auswirkt, ist derzeit noch offen. Ins Jahr 2019 ist Bombardier in der Spreestadt mit rund 1 200 Mitarbeitern gestartet, und so viele sollen es vorerst auch bleiben. "Die Personalstärke soll 2019 stabil auf diesem Niveau gehalten werden", sagt Dienemann. Neue Mitarbeiter würden aktuell nicht gesucht.
Erst im Spätherbst 2018 hatte sich Bombardier zum langfristigen Erhalt der beiden Werke in Bautzen und Görlitz bekannt. Dieses Versprechen erhielt Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) während einer Kanada-Reise von dem Bombardier-Personalvorstand Daniel Brennan und weiteren Managern.
Von Tilo Berger
Foto: Steffen Unger