Von Jens Hoyer
Döbeln. Vor 30 Jahren war das Werk der Firma Renz einer der ersten neuen Betriebe nach der Wende, die in Döbeln die Produktion aufnahmen. Am Mittwoch hat der Hersteller von Briefkastenanlagen die Einstellung der Produktion in seinem Werk in Döbeln bekannt gegeben. Schon vor einigen Wochen war nach Informationen des Döbelner Anzeigers die Belegschaft über die Pläne informiert worden. Bisher hatte es aber keine offizielle Bestätigung der Firma gegeben.
Wie Renz jetzt mitteilte, richte man die Produktionswerke neu aus, „um den zahlreichen Veränderungen in den Märkten durch den Rückgang des Wohnungsbaus in den nächsten beiden Jahren Rechnung zu tragen und die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern“. In diesem Zusammenhang habe man entschieden, die Fertigung im Werk Döbeln zum 31. Dezember 2023 zu schließen und die Produktionskapazitäten in den Werken Kirchberg und in Poznan (Polen) zu bündeln.
In Döbeln bleibt die Logistik
Durch die Fokussierung auf diese beiden Werke wolle die Firma eine weitere Optimierung der Produktionsprozesse und damit verbunden eine Effizienzsteigerung in beiden Werken erreichen, damit Renz in einem zusehends stärker umkämpften Markt seine Position durch marktgerechte Preise weiter ausbauen kann.
Wie das Unternehmen weiter mitteilt, soll der Standort Döbeln innerhalb der Renz-Gruppe eine neue Funktion erhalten. „Vom Standort Döbeln aus sollen zukünftig logistische Prozesse innerhalb der Firmengruppe gebündelt werden. Darüber hinaus soll zukünftig am Standort Döbeln der weitere Ausbau der Platzierung der Marken „Renz“ und „Mefa“ bei den Fach- und Onlinehändlern sowie den Baumärkten gesteuert und organisiert werden.“
Den von der Schließung der Fertigung in Döbeln betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern würden Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten an anderen Standorten angeboten. „Hierzu werden Unternehmen und Betriebsrat kurzfristig in Verhandlungen eintreten.“
Im Werk von Renz in Döbeln arbeiten derzeit mehr als 50 Mitarbeiter – in den besten Zeiten waren es mal 130 plus Zeitarbeiter. Weil viele Mitarbeiter in Altersteilzeit sind, seien etwa 34 Mitarbeiter von der Schließung direkt betroffen, sagte Dirk Spreer vom Betriebsrat der Firma. „Die sollen ab 1. Januar in Kirchberg arbeiten. Aber es ist gar nicht zu verstehen, dass die Arbeit im Hauptwerk überhaupt da ist.“
Betriebsrat verhandelt über Sozialplan
Der Wirtschaftsausschuss als Organ des Betriebsrates sei am Mittwoch von der Einstellung der Produktion informiert worden. Wie Spreer sagte, will der Betriebsrat jetzt mit anwaltlichem Beistand in die Verhandlung über einen Sozialplan und einen Interessensausgleich mit dem Arbeitgeber eintreten.
Eine ganze Reihe der Mitarbeiter seien von Anfang an und damit 30 Jahre in der Firma. Wegen der langen Fristen müssten diese bis Ende Mai ihre Kündigungen erhalten. Vor zwei Jahren hatte die Firma Renz bereits den Verkaufsinnendienst mit fünf Mitarbeitern ausgelagert.
Ein anderer Teil der Belegschaft sei bereits zur Firma Renz Supply gewechselt, die sich als verbundenes Unternehmen in Döbeln in einer Halle im Werk eingemietet hat, so Spreer.
Die Firma widmet sich laut Handelsregister dem Vertrieb, Beschaffung, Disposition und Distribution von Waren für den Bedarf der Bau- und Immobilienbranche sowie der Gebäudeausstattung. So werden von Döbeln aus Ersatzteile vertrieben und soll auch die Verteilung von Produkten der Renz-Gruppe erfolgen.