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Chefwechsel auf der Bastei

Dieter Schröter gehörten knapp 20 Jahre Restaurant und Hotel. Jetzt hat er alles verkauft – an eine Dresdner Familie.

Lesedauer: 4 Minuten

Das Berghotel auf der Bastei hat einen neuen Eigentümer. Dieter Schröter, der das Hotel und das Panoramarestaurant 1999 kaufte, hat sich überraschend von dem Objekt getrennt. Er gab das Haus zum 1. April in neue Hände. 

„Ich habe nicht nach einem Käufer gesucht, ihn aber dennoch gefunden“, sagt der 70-Jährige. Schröter selbst hätte die Bastei nicht in der eigenen Familie halten können, sagt er. Gleich mehrere Interessenten hätte es für das Objekt gegeben. Verkauft hat er es schließlich an eine Familie, die mit der Gastro- und Hotelszene in der Sächsischen Schweiz noch keine großen Berührungspunkte hat: Petra Morgenstern und ihr Sohn Kai Reiße aus Dresden.

Die beiden sind dennoch keine Unbekannten in der Branche. Petra Morgenstern und ihrem Mann Matthias gehört die Villa Weißer Hirsch in Dresden. Kai Reiße und seine Partnerin Stefania Scarapellini haben zuletzt in der Schweiz ein Vier-Sterne-Hotel geführt. Nach elf Jahren im Ausland zieht es die junge Familie nun jedoch zurück nach Dresden. 

Hier suchten sie zusammen mit Petra Morgenstern eine neue berufliche Erfahrung – und fanden sie auf der Bastei. „Ein Freund hatte mir erzählt, dass das Bastei-Hotel eventuell zum Verkauf steht“, erzählt die 60-jährige Unternehmerin. Sie war sofort interessiert. „Meine erste Reaktion aber war, dass wir uns das sicher nie leisten könnten“, erinnert sie sich. Der Freund, der den Tipp gab, knüpfte schließlich den Kontakt zu Dieter Schröter. Man traf sich zu einem ersten Gespräch.

Wenige Monate später war der Verkauf in Sack und Tüten. Nicht nur das Finanzielle stimmte am Ende. Dieter Schröter hatte vor allem die Persönlichkeit der neuen Eigentümer überzeugt. „Dass zur Familie ein junges und dynamisches Paar gehört, ist ideal“, sagt der 70-Jährige.

Ihm ist es wichtig, die Nachfolge gemeinsam zu gestalten. Mit Petra Morgenstern und Kai Reiße sei das möglich. Vergangene Woche fand eine Versammlung mit den mehr als 100 Mitarbeitern der Berghotel Bastei GmbH statt. Dort wurden die neuen Eigentümer offiziell vorgestellt. „Uns war es wichtig, dem Personal Ängste zu nehmen“, sagt Reiße. Denn diese entstehen automatisch bei Veränderungen. 

Die Mitarbeiter müssten nicht um ihre Jobs fürchten. Im Gegenteil. Man freue sich, mit dem vorhandenen Team weiterarbeiten zu dürfen. Die neuen Eigentümer seien begeistert vom Fleiß und dem Teamgeist, der unter den Mitarbeitern der Bastei herrsche.

Attribute, für die Kai Reiße selbst steht. Der 34-Jährige ist in Freital aufgewachsen. Nach der Lehre zum Hotelfachmann zog es ihn als 18-Jährigen sofort ins Ausland. Erst nach London, später tingelte er mit dem Rucksack durch Südostasien und lebte in Australien. Vor elf Jahren stand seine vorerst letzte Station fest: Engadin in der Nähe von St. Moritz in der Schweiz. Bei der Arbeit im Hotel lernte er seine heutige Lebensgefährtin Stefania Scarapellini kennen, die aus Italien stammt. Vier Jahre lang leiteten sie ein eigenes Hotel. In dieser Zeit kamen die beiden Kinder zur Welt, inzwischen zwei und vier Jahre alt.

Aus der Schweiz nach Sachsen

„Wir wollten gern zurück nach Deutschland, bevor die Kinder in die Schule kommen“, sagt Kai Reiße. Nicht nur, um näher an seiner Familie zu sein. Auch das Wetter spielte dabei eine Rolle. „Wir hatten elf Jahre Winter. Selbst im Sommer liegt im Engadin Schnee“, erzählt er. Im Sommer 2018, als ganz Deutschland unter der Hitze stöhnte, fielen bei ihm in der Schweiz plötzlich 30 Zentimeter Neuschnee. „Da haben wir gemerkt, wie sehr wir den Sommer vermissen“, erzählt der 34-Jährige.

Vergangene Woche zogen die vier nun von der Schweiz nach Dresden-Niederpoyritz. Gekommen, um zu bleiben, wie Kai Reiße sagt. Seitdem wird täglich zur Bastei gependelt. Schon der Weg sei ein Traum. „Mit der Bastei übernehmen wir ein Objekt, das über Sachsens Grenzen hinaus einmalig ist“, sagt der 34-Jährige. Das Berghotel gehöre mit einer Auslastung von über 75 Prozent zu den besten in der ganzen Sächsischen Schweiz. Dennoch sei der Betrieb kein Selbstläufer. Der Name allein sorge zwar für Aufmerksamkeit. „Dennoch müssen wir die Besucher immer wieder von neuem von der Qualität überzeugen“, betont Kai Reiße. 

Kein Rückzug aus dem Tourismus

Genau das wollen er und seine Mutter tun – mit Unterstützung der jeweiligen Ehepartner. Stefania Scarapellini hat im Service gelernt, Matthias Morgenstern ist Hotel- und Gaststätteneinrichter. „Bei uns zieht die gesamte Familie mit“, sagt Petra Morgenstern. Auch, was das Thema Kinderbetreuung an geht. Denn noch hat die Familie für die beiden Kinder keinen Kitaplatz gefunden. Nicht in Dresden, sondern nahe der Arbeitsstätte sollten die Kinder unterkommen. „Die Kommunen, die wir angesprochen haben, haben uns dabei aber bislang nicht unterstützt“, sagt Petra Morgenstern enttäuscht. Zurzeit kümmert sich ihre Schwester um den Nachwuchs. Danach muss improvisiert werden. Für die Geschäfte auf der Bastei gibt es hingegen einen festen Plan. Familie Reiße wird das operative Geschäft übernehmen. Petra Morgenstern will sich um das Management und die Finanzen kümmern.

Dieter Schröter will mit dem Verkauf erst einmal einen beruflichen Schnitt machen. Wie viel er für die Bastei bekommen hat, darüber spricht er nicht. Zum Preis sei Stillschweigen vereinbart worden. Experten gehen aber davon aus, dass es sich um einen mittleren einstelligen Millionenbetrag handeln dürfte. „Ich will mich nach dem Verkauf neu sortieren“, sagt Schröter. Noch berät er die neuen Eigentümer und begleitet sie bei ihrem Neuanfang auf der Bastei. Ganz verabschieden aus der Tourismusbranche will sich der 70-Jährige auch danach nicht. Zu sehr mag er die Arbeit – vor allem den Kontakt zu den Menschen. „Ich werde mich auf jeden Fall sozial engagieren“, verrät er. Verschiedene Ideen habe er bereits. „Wenn man keine Ideen mehr hat, dann ist es tatsächlich vorbei“, sagt Dieter Schröter.

 

Von Katarina Gust

Foto: © Daniel Schäfer

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