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Das ist der neue Chef im Kornmarkt-Center Bautzen

Eigentlich hatte sich Klaus Banner schon in den Ruhestand verabschiedet. Doch die ECE-Gruppe hat den Einzelhandelsprofi zurückgeholt, um im Bautzener Kornmarkt-Center einen der größten Umbrüche auf den Weg zu bringen.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht Klaus Banner.

Bautzen. Den Kundenbrief muss Klaus Banner noch beantworten. „Wo ist der Frosch aus dem Springbrunnen im Kornmarktcenter?“, will der Fragende wissen. Der Center-Chef auf Zeit nimmt sich gern dieser Sache an. „Ich kann ihn beruhigen. Der Frosch sitzt weiter in der Deko“, sagt der 68-Jährige. Seit 15. September 2024 kümmert er sich um das Einkaufszentrum im Herzen Bautzens. Der Arbeitgeber – die ECE-Gruppe – holt den Ruheständler immer mal wieder für Kurzprojekte zurück.

Klaus Banner sitzt an diesem Vormittag in seinem Büro im zweiten Obergeschoss. Auf den Ladenstraßen ist früh um 9 Uhr noch mäßiger Betrieb. Die Fotos an der Wand auf der Büroetage erzählen von Zeiten, als im Kornmarkt-Center Karneval und andere Feste gefeiert wurden. Banner nennt sich selbst Interimschef. Er weiß, am 30. Januar 2025 ist seine Bautzener Zeit vorbei. Doch diese Monate will er nutzen, um seinem Nachfolger ein gut organisiertes Haus zu übergeben. „Der neue Kollege kommt aus Dresden, wird derzeit eingearbeitet. Er soll sich langfristig um Bautzen kümmern“, sagt der Einzelhandelsspezialist. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet der gebürtige Pfälzer für die ECE Group, sieben Stationen sind das in seiner Berufsbiografie.

13.000 Kunden pro Tag im Bautzener Kornmarkt-Center

Seine Heimat ist inzwischen Ribnitz-Damgarten. Beruflich zieht es Klaus Banner 2010 nach Mecklenburg-Vorpommern. Zuerst leitet er das Schlosspark-Center in Schwerin, von 2020 bis Anfang 2024 arbeitet er als Center-Manager im Kröpeliner Tor-Center in Rostock. An den Einstieg in das Familienunternehmen mit deutschlandweit rund 200 Shoppingcentern erinnert er sich auch noch bestens. Seine erste Station 2001 sind die frisch eröffneten Promenaden im Hauptbahnhof Leipzig. 174.000 Menschen bummeln damals täglich durch die Ladenpassage.

Im Bautzener Kornmarkt-Center sind es aktuell 13.000 Kunden pro Tag. Die Stadt an der Spree lernt Klaus Banner schon in seiner Leipziger Zeit kennen. „Eine meine ersten Aufgaben war die Organisation der Aktion Ostern bei den Sorben“, erinnert sich der Center-Chef. Er holt das Sorbische National-Ensemble zu einem Auftritt in die Leipziger Bahnhofshalle, an den Marktständen erfahren die Besucher Wissenswertes zu sorbischen Themen, der sorbische Rundfunk berichtet aus den Promenaden, das Sorbische Museum ist mit einer Ausstellung zu Gast. „Was mich reizt an der Aufgabe? Ich möchte über das Center hinaus in eine Stadt hineinwirken. Ein Center ist ein Magnet für eine Stadt. Beides gehört zusammen“, sagt Klaus Banner.

Dieses Credo bringt der ECE-Leiter auf Zeit mit. An seinem ersten Arbeitstag in Bautzen hat er es wie immer gemacht. Erstmal an einem bestimmten Standort stehen bleiben und der Atmosphäre im Center nachspüren. Sein Eindruck für Bautzen: bodenständig, ruhig mit positiver Stimmung – und vor allem mit einem Klasse-Team hinter den Kulissen. Es bereitet unter anderem schon eine Aktion für die Kunden vor. Mit „Batmann – Heroes in Training“ sind vom 10. bis 19. Oktober 2024 Superhelden im Center zu Gast. Die Besucher dürfen sich darauf freuen, mit einer Virtual-Reality-Brille durch die Augen des Fledermausmanns zu sehen und gemeinsam Bösewichte zu jagen.

Super-Kräfte wünscht sich auch Klaus Banner. Seine Vorgänger Alexander Kuckshaus hat ihm von den Schwierigkeiten des Einzelhandels in Bautzen erzählt. Karl-Marx-Straße, Innere Lauenstraße, Reichenstraße, selbst das Kornmarkt-Center – der Ladenleerstand greift um sich. „Ich möchte mit Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing ins Gespräch kommen“, sagt Banner. Center und Stadt müssten an einem Strang ziehen. Seine Aufgabe ist es, bereits das Jahr 2025 vorzubereiten. Dann feiert das Bautzener Einkaufszentrum sein 25-jähriges Bestehen.

2025 laufen viele Mietverträge im Kornmarkt-Center aus

Doch auch im Haus sind Aufgaben zu erledigen. Am Tabakladen im Erdgeschoss steht gerade „Ausverkauf“. „Dort geht es gleich weiter mit einem neuen Betreiber“, sagt Klaus Banner. Der Leerstand auf allen Ebenen liege derzeit bei sechs Prozent. Inflation und Insolvenzen, wie bei Esprit, sorgen für verlassene Läden. Darüber hinaus würden in Bautzen 2025 viele Mietverträge auslaufen. Das sind jedoch keine Zahlen, die der Interimsleiter so stehen lassen will. „Im kommenden Jahr wird es einen großen Umbruch geben. Wir legen jetzt den künftigen Branchenmix fest. Deshalb lassen wir aktuell lieber etwas leerstehen, um dann vielleicht zwei Geschäfte zu einer großen Einheit zu machen“, sagt der Center-Experte.

Und was macht Klaus Banner nach seiner Bautzener Zeit? Dann geht es erstmal in Urlaub, auch um die Enkel und das Grundstück in Ribnitz-Damgarten will er sich dann wieder kümmern, was nicht heißt, dass er sich ganz in den Ruhestand verabschiedet. Für eine Vertretung will er auch weiter seinem Unternehmen zur Verfügung stehen. „Ich war noch nie einer, der die Ärmelschoner überzieht, und kommuniziere so gern mit Menschen. Als Kaufmann hat man den Vorteil, sich zu überlegen, was sich Kunden wünschen. Diese Vielfalt brauche ich einfach“, sagt er. Dann muss Klaus Banner an den Schreibtisch. Zur Aufgabenpalette gehört es eben auch, den Brief über den Verbleib des Springbrunnen-Frosches zu schreiben.

SZ

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