Annett Heyse
Altenberg. Die Pläne, im Osterzgebirge Lithium zu fördern, nehmen allmählich Formen an. In den vergangenen Jahren war die Lagerstätte durch das Unternehmen Zinnwald Lithium erkundet worden. Aus den gewonnenen Bohrkernen ließ sich ermitteln, wie hoch die Konzentration des seltenen Metalls ist und in welcher Tiefe es zu finden ist.
Kürzlich hat Zinnwald Lithium eine vorläufige Machbarkeitsstudie veröffentlicht und darin dargelegt, dass sich ein Abbau wirtschaftlich lohnen würde. In der Studie sind auch Entwürfe enthalten, wo das Bergwerk angelegt wird und wo sich die Aufbereitungsanlage befinden soll.
Grob skizziert wird sich die Grube unter Zinnwald befinden und ab 100 Meter Tiefe bis in 400 Meter Tiefe führen. Vorgesehen ist zudem, in Liebenau eine Aufbereitungsanlage zu bauen. Diese soll über einen Tunnel mit dem Bergwerk verbunden werden, um das gewonnene Erz unterirdisch in die Aufbereitung zu transportieren.
In einem ersten Schritt wurde bereits vor Monaten ein sogenanntes Scoping-Verfahren eingeleitet. Dabei legen Fachleute aus Behörden und Naturschutzorganisationen gemeinsam fest, in welchem Rahmen Umweltprüfungen und Gutachten für die Genehmigung des Bergbau-Projekts erforderlich sind.
Die Stadt Altenberg war aufgefordert, dazu eine Stellungnahme abzugeben. Der Stadtrat beschloss am Montagabend in einer Sondersitzung die Liste. Das sind die wichtigsten Punkte.
Kapazitäten und Flächenbedarf: Es soll Obergrenzen geben
- Kapazitäten und Flächenbedarf: Es soll Obergrenzen geben
- Energie und Wasser: Genaue Kontrolle, kontrollierte Abgabe
- Verkehr: Transport durch die Orte vermeiden
- Umwelt und Gesundheit: So viele Gutachten wie möglich
- Tunnel: Sprengungen sollen ausgeschlossen sein
Zinnwald Lithium hat ausgerechnet, pro Jahr rund 1,5 Millionen Tonnen Gestein zu fördern. Diese Kapazitäten wären auf rund drei Millionen Tonnen erweiterbar, heiß es seitens des Unternehmens.
Die Stadt Altenberg fordert nun, dass die jährliche Obergrenze dauerhaft auf 1,5 Millionen Tonnen festgesetzt wird. „Dies gilt auch unabhängig davon, ob eine weitere Grube eröffnet wird“, schreibt die Verwaltung in ihrer Stellungnahme.
Große Sorgen machen sich die Einwohner wegen der Dimension der Aufbereitungsanlage. Sie soll auf derzeit als Grünland beziehungsweise Acker genutzten Flächen östlich der Ortschaft errichtet werden und 115 Hektar beanspruchen. Die Stadt fordert Ausgleichsflächen für die Landwirte, Ausgleichsmaßnahmen in den betroffenen Orten und auch ein Konzept für eine Nachnutzung beispielsweise der Haldenflächen, wenn der Bergbau irgendwann ein gestellt wird.
Energie und Wasser: Genaue Kontrolle, kontrollierte Abgabe
Viele Fragenzeichen gibt es beim Thema Ressourcen. Aufbereitungsanlage und Bergwerk werden Energie und Wasser benötigen. Gerade das Thema Wasser könnte einer der Knackpunkte sein. Die Einwohner in Löwenhain, Fürstenwalde, Liebenau und weiterer angrenzender Dörfer nutzen eigene Brunnen zur Trink- und Brauchwasserversorgung.
Mit Beginn der bergbaulichen Tätigkeit ist eine detaillierte Bestandsaufnahme von allen Wohnhäusern in der jeweiligen Umgebung von 500 m durchzuführen, um so auftretende Schäden dokumentieren zu können. – Aus Altenbergs Stellungnahm zum Lithiumabbau
„Es ist ein unabhängiges hydrologisches Monitoring der Grundwasserleiter und alle Oberflächengewässer im Umkreis von jeweils zehn Kilometern um die Abbaustelle Zinnwald-Georgenfeld und der Anlage in Liebenau aufzubauen. Im Falle einer negativen Beeinflussung der genannten Brunnen sind im Vorfeld entsprechende Maßnahmen festzulegen“, fordert die Stadtverwaltung. Jedoch hofft man auch auf einen Vorteil, was das Thema Energie anbelangt.

Quelle: Egbert Kamprath
„Es ist zu prüfen, ob eine nachhaltige Energieversorgung des Bergwerks und der übertägigen Anlagen mit einem Bürgerkraftwerk ergänzt werden können. Unsere Region hat dabei einen Überschuss an Restholz und möchte diesen gern selbst als Erzeuger verwerten, wie z. B. durch eine Bürgerenergiegesellschaft. Die Erlöse davon sollen vollumfänglich in der Region verbleiben“, schlägt die Stadt Altenberg vor und ergänzt: „Eine eventuell überschüssige Abwärme soll der Region, allen voran dem Ortsteil Liebenau, als Heizenergie zur Verfügung gestellt werden.“
Verkehr: Transport durch die Orte vermeiden
Beim Thema Verkehr wird man im Rathaus ganz hellhörig. Zwei Jahrzehnte litten insbesondere Altenberg und Zinnwald unter dem enormen Transitverkehr über die Grenze. Die Situation verbesserte sich erst mit der Eröffnung der A17. Zwar hat Zinnwald Lithium bereits zugesichert, die A17 als Transportweg nutzen zu wollen. Dennoch befürchtet man, dass bei Sperrungen und Staus auch der Verkehr von und zu der Aufbereitungsanlage durch die Orte rollt.
„Bei einer Sperrung Autobahn ist eine Umleitungsstrecke auszuweisen, welche nur über Staats- oder Bundesstraßen führt. Von einer solchen Umleitung wird der Stadtteil Lauenstein zwangsläufig betroffen sein”, heißt es aus dem Rathaus. Deshalb befürworte man einen für die Stadt Altenberg kostenneutralen Ausbau der S174 mit zusätzlichem Gehweg durch Lauenstein sowie den Ausbau des Teilstückes der S174 zwischen dem Abzweig Löwenhain und dem Kreisverkehr Liebenau.
„Während der Bauphase und im Fall der Nutzung der genannten Umleitung priorisieren wir, dass Montag bis Freitag zwischen 22 Uhr und 6 Uhr kein Schwerlastverkehr über die S174 im Stadtteil Lauenstein erfolgt. An Sonnabenden ist dieser ausschließlich von 7 Uhr bis 16 Uhr zulässig“, steht auf der Wunschliste.
Umwelt und Gesundheit: So viele Gutachten wie möglich
Die Wiesen und Felder bei Liebenau sind von Biotopen umgeben. Altenberg fordert nun das Maximum an Umweltverträglichkeitsprüfungen mit einem Radius von drei Kilometern. Das betrifft auch das Bergwerksgelände. Es geht unter anderem um ein Vogelschutzgebiet bei Liebenau sowie die Quellen von Trebnitz und Seidewitz.
Auch die Auswirkungen der Anlagen auf die Gesundheit der Bewohner – Stichwort Radonbelastung – sei zu beachten, so die Verwaltung. Sorgen macht den Anwohnern zudem die geplante Abraumhalde in Liebenau. Staub könnte von dort weggeweht werden, befürchtet man.
Deshalb fordert man im Vorfeld: „Es soll eine zweijährige Erfassung der Windrichtung und Windstärke für den geplanten Standort Liebenau erfolgen. Die Ausbreitungsrechnungen für die zu erwartenden Emissionen der Zerkleinerung, Aufbereitung und Deponierung müssen für durchschnittliche Windgeschwindigkeiten und Orkanböen durchgeführt werden.“ Weitere kritische Punkte seien das Thema Oberflächenwasser, Abwasser, Lärm, Lichtemission.
Tunnel: Sprengungen sollen ausgeschlossen sein
Ganz wichtig ist Verwaltung und Stadträten, dass beim Tunnelbau eine Tunnelbohrmaschine eingesetzt wird und dabei die Erdwärmepumpanlagen nicht beeinträchtigt werden. „Die Sprengung des Tunnels soll dabei ausgeschlossen werden“, fordert die Stadt.
Auch möchte die Stadt unbedingt vermeiden, dass Gebäude Schaden nehmen. Und falls doch, dass jemand für die Schäden haftet. So steht im Forderungskatalog: „Mit Beginn der bergbaulichen Tätigkeit ist eine detaillierte Bestandsaufnahme von allen Wohnhäusern in der jeweiligen Umgebung von 500 m durchzuführen, um so auftretende Schäden gutachterlich und unabhängig dokumentieren zu können. Dabei sprechen wir uns für die Beweislastumkehr bei Bergschäden aus.“
SZ