Erneut listet die SZ die größten Arbeitgeber im Südkreis auf. Die aufgeführten Betriebe beschäftigen allein rund 11.000 Menschen – und damit reichlich ein Viertel der in den Arbeitsagenturbezirken Löbau und Zittau rund 40.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Zahl ist binnen eines Jahres im Bereich Löbau laut Auskunft der Arbeitsagentur um 139 Personen (1 Prozent) gewachsen, im Bereich Zittau jedoch um 362 Personen (-2 Prozent) geschrumpft. Gleichzeitig stieg in beiden Bereichen binnen eines Jahres die Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote betrug im Bereich Löbau im Mai 2024 6,7 Prozent (Vorjahresmonat 6,3 Prozent), im Bereich Zittau liegt die Quote im Mai 2024 bei 8,3 Prozent gegenüber 8,0 Prozent im Vorjahresmonat.
Den größten Zuwachs an Arbeitskräften verzeichneten zwei Arbeitgeber im Bereich Pflege und Wohlfahrt. Das Diakoniewerk Oberlausitz beschäftigt aktuell in seinem größten Bereich, der „Diakoniewerk Oberlausitz gGmbH“ (Wohnen und Oberlausitzer Werkstätten) 664 Mitarbeiter – 114 mehr als noch im Vorjahr. Und diese Zahl an Arbeitskräften hätte das Diakoniewerk auch schon im Vorjahr gebraucht, fand aber nicht genügend speziell qualifizierte Fachkräfte. Es geht dabei um Kräfte mit „heilpädagogischer Zusatzqualifikation“. „Weil die Regelungen gelockert wurden, dürfen wir jetzt auch Kräfte ohne diese Zusatzqualifikation einstellen“, erklärt Markus Schuster vom Diakoniewerk.
Die Aufsteiger und Verlierer
Weiterer Aufsteiger ist die Johanniter Unfallhilfe. Deren Belegschaft wuchs von 266 (2019) auf nunmehr 340. Das Resultat einer ordentlichen Expansion. „Wir sind in der häuslichen Pflege stark gewachsen und haben viele neue Klienten gewonnen“, sagt Stephanie Seifert von den Johannitern. Zudem habe man zwei neue ambulante Pflegestützpunkte in Neusalza-Spremberg und Oybin eröffnet. Auch der bisher schon größte handwerkliche Arbeitgeber der Region, die Löbauer Bäckerei Schwerdtner, ist weiter auf Wachstumskurs, legte von 477 auf 507 Mitarbeiter zu. Hauptgrund ist die Eröffnung zwei neuer Filialen in Görlitz und Bautzen. Neu in die Liste schaffte es die Firma Kranotec aus Ebersbach, die in den letzten Jahren rasant wuchs und jetzt 100 Mitarbeiter beschäftigt.
Indes gibt es auch Verlierer, die aus der Liste der größten Arbeitgeber herausfielen. Das ist zum einen die Kraftverkehrsgesellschaft Dreiländereck (KVG) mit einst 214 Mitarbeitern (2019). Durch den Verlust des Verkehrsvertrags für den Busverkehr im Kreissüden verlor das Unternehmen einen Großteil seiner Geschäftsgrundlage. Der jetzige Busbetreiber DB Regio Ost beschäftigt in seiner Niederlassung Zittau nur 88 Mitarbeiter – die DB arbeitet mit einigen Subunternehmern zusammen. Weiterer Verlierer: der Technologie-Spezialist Digades in Zittau. Weil für dessen Hauptprodukt der Markt beinahe komplett weggebrochen ist, musste sich das Unternehmen von einem Drittel seiner Mitarbeiter trennen und sank unter die Marke von 100 Beschäftigten. Ebenso ist es beim Zittauer Textilveredler Ploucquet. Mit einem neuen Eigentümer trennte sich das Unternehmen von seinem bisherigen Hauptprodukt und entließ 31 seiner Mitarbeiter und sank ebenfalls unter die 100er-Marke.
Ohne Qualifizierung keine Chance auf dem Arbeitsmarkt
Zudem ist es für Menschen aktuell schwieriger, Arbeit zu finden. „Neben dem Zugang geflüchteter Menschen auf den Arbeitsmarkt, wirkt sich zunehmend die Konjunktur auf die Arbeitslosigkeit aus“, heißt es dazu von der Agentur für Arbeit in Bautzen. Unternehmen blieben zurückhaltend bei Einstellungen. Deshalb sei es im Mai 2024 weniger arbeitslosen Menschen gelungen, eine neue Arbeit aufzunehmen, als es sonst um diese Jahreszeit üblich sei. Demnach meldeten im Mai 2024 die Unternehmen im Geschäftsstellenbereich der Agentur für Arbeit Löbau 55 neu zu besetzende Arbeitsstellen – 15 Prozent mehr als im Vormonat, aber 10 Prozent weniger als im Mai 2023. Insgesamt sind bei der Arbeitsagentur Löbau 279 Arbeitsstellen im Bestand – 24 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Im Bereich der Agentur für Arbeit Zittau meldeten die Unternehmen im Mai 2024 33 neu zu besetzende Arbeitsstellen – drei Prozent mehr als im April 2024, aber 44 Prozent weniger als im Mai 2023. Die Gesamtzahl der bei der Agentur für Arbeit Zittau gemeldeten Arbeitsstellen liegt aktuell bei 191 und bewegt sich um 40 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.
Und: Ohne ausreichende Qualifikation geht beinahe gar nichts mehr auf dem Arbeitsmarkt. „Lediglich neun Prozent der Arbeitsstellen richten sich an Hilfskräfte, mit 91 Prozent werden überwiegend Fachkräfte, Spezialisten und Experten gesucht“, so die Agentur, und: „Besonders Geringqualifizierte haben es aktuell schwer, wieder eine neue Arbeit zu finden. Um die Jobchancen zu erhöhen, ist es deshalb ratsam, offen für Qualifizierung zu sein.“
Die Liste der größten Arbeitgeber
Platz Firma/Institution Mitarbeiter 2024 (2023/2019/2018)
1. Lehrer an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen 2.094 (gesamter Landkreis, Wert von 2023). Das Kultusministerium nennt auf SZ-Anfrage nur die Zahl der sachsenweit tätigen Lehrer – dürfte aber in den Schulen im Landkreis auch 2024 größter Arbeitgeber sein.
2. Gesundheitszentrum des Landkreises Görlitz – (1.546/1506/ 1515) – Auch das Gesundheitszentrum hat auf die Anfrage nicht geantwortet, dürfte aber im Südkreis weiter auf Rang zwei liegen.
3. Evangelische Stiftung Diakoniewerk Oberlausitz mit allen Teilbereichen 1.337 (550 – nur gGmbH/1004/ 954)
4. Sächsisches Krankenhaus Großschweidnitz 742 (713/706 in 2019 und 2018)
5. Landratsamt (gesamter Landkreis) 1.811 (Standorte Löbau und Zittau 631/609/ 607)
6. AWO Oberlausitz (gesamter Landkreis) 874 (856/806/774)
7. Herrnhuter Diakonie mit „Christliches Hospiz Ostsachen“ 595 (592/245/ 237)
8. Städtische Beteiligungs GmbH (Stadtkonzern) Zittau 570 (591/577/ 567)
9. ASB Ortsverband Löbau 548 (554/635/ 633)
10. Bäckerei Schwerdtner Löbau 507 (477/416/ 401)
11. Hochschule Zittau/Görlitz 480 (511/496 in 2019 und 2018)
12. Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien 427 (428/498/509)
13. Kaufland mit vier Häusern in Löbau, Ebersbach, Zittau 380 (370/360/400)
14. ATN Hölzel Oppach 372 (372/336/357)
15. Johanniter Unfallhilfe 340 (266 in den Jahren 2019 und 2018)
16. DRK Kreisverband Zittau 330 (309/265/261)
17. Plastic Concept Neusalza-Spremberg 324 (320/372/353)
18. Palfinger Platforms Löbau mit Standorten Seifhennersdorf und Krefeld 300 (282/320/ 302)
19. fit Hirschfelde 270 (272/235 /240)
20. Gerhart-Hauptmann-Theater 265
21. DRK Kreisverband Löbau 257 (250/175/161)
22. MBN Maschinenbaubetriebe Neugersdorf 252 (255/260 in 2019 und 2018)
23. Bechstein Seifhennersdorf 223 (246/182/178)
24. Stadtverwaltung Zittau 208 (207/207/203)
25. Stadtverwaltung Löbau 206 (202/181/163)
26. Polizei an den Standorten Zittau, Löbau, Seifhennersdorf 194 (170/186/186)
27. Werder Bedachungen Leutersdorf 168 (178/171 in 2019 und 2018)
28. Zittauer Kunststoff 126 (170/175 in 2019 und 2018)
29. Kranotec in Ebersbach 100
Stichtag 31. Mai 2024, inklusive Teilzeitkräfte, Leiharbeiter, Azubis, im Altkreis Löbau-Zittau (wenn nicht anders vermerkt); einige Firmen wie etwa Havlat oder Euroimmun, die bei der letzten SZ-Auflistung 2023 noch vertreten waren, meldeten sich auf Anfrage nicht zurück. Kein Anspruch auf Vollständigkeit, fehlende Firmen bitte an: sz.zittau@sächsische.de.