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Das zweite Hanf-Experiment

Döbelner Landwirte bereiten auf ihren Feldern die Aussaat von Cannabis vor. Neue Sorten sollen getestet werden.

Lesedauer: 2 Minuten

 Der Winter verabschiedet sich langsam aus der Region und die Landwirte stecken bereits mitten in den Vorbereitungen für das Frühjahr. Ab Mitte April, wenn es das Wetter zulässt, wird auf einigen kleineren Feldern in der Region auch wieder Hanfsamen in die Erde gebracht.

Nach der Premiere im vergangenen Jahr will Heinz Friedrich Schönleber, Landwirt aus Littdorf, die Nutzpflanze gemeinsam mit drei Nachbarbetrieben wieder anbauen. „Auch dieses Jahr wird ist ein Versuchsjahr“, erklärt der Landwirt. „Hanfanbau ist hierzulande noch reine Improvisation. Wir stehen ganz am Anfang und müssen ausprobieren, welche Sorten auf welchen Böden am besten gedeihen. Auch unsere Erntetechnik müssen wir weiter umbauen, anpassen und testen, was am besten funktioniert“, berichtet er. Damit waren seine Mitarbeiter den ganzen Winter über beschäftigt. Ideen habe er sich bei einem Besuch bei holländischen Anbauern abschauen können.

Auch die Suche nach den für die Region geeigneten Sorten gehe weiter. „Etwa fünf bis sechs neue Sorten probieren wir dieses Jahr aus“, so Schönleber. Das streng kontrollierte und überwachte Saatgut, das aus Frankreich importiert wurde, wird auf insgesamt 250 Hektar Fläche ab Mitte April ausgebracht. Es werden in diesem Jahr wegen der Fruchtfolge aber andere Flächen sein. „Hanfsamen benötigen eine Keimtemperatur von acht bis zehn Grad Celsius. Die Pflanzen werden teilweise sehr groß, so dass wir künftig nicht nur die Blüten, sondern auch die Fasern ernten und nutzen wollen“, erklärt er.

Anbau und Ernte von Hanf wird streng überwacht. Bei den Pflanzen auf den Äckern handelt es sich jedoch nicht um die Cannabis-Exemplare mit dem berauschenden hohen Wirkstoffanteil THC. Diese würden unter das Betäubungsmittelgesetz fallen und sind verboten. „Wir müssen trotzdem viele Anträge an das Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung stellen (BLE). Die Mitarbeiter prüfen dann später im Jahr vor Ort den THC-Gehalt der angebauten Freilandpflanzen. Der darf nicht über 0,2 Prozent sein“, so der Landwirt. Aus den Blüten der Hanfpflanzen werden die Cannabiole gewonnen, die zu rein medizinischen Zwecken genutzt werden.

Erstmals soll Hanf auf der Landesgartenschau in Frankenberg gezeigt werden. Zuvor musste aber einiger Aufwand betrieben werden.

Die erste Ernte im vergangenen Jahr verlief erfolgreich, eine genaue Zahl nennt Schönleber nicht. Größere Verluste durch Diebstahl hätte es nicht gegeben. „Dass mal da und mal dort eine Pflanze gefehlt hat, fiel im Allgemeinen nicht weiter auf“, berichtet Schönleber. „Da wir uns noch in der Versuchsphase befinden, werden wir nicht für den Ertrag bezahlt, sondern für den Aufwand entschädigt“, erläutert er weiter.

Der in der Region Döbeln angebaute Hanf wird nach Naunhof in der Gemeinde Ebersbach, zwischen Radeburg und Meißen, gebracht. Hier hat die kanadische Firma Maricann einen ehemaligen Schlachthof erworben, wo der Hanf getrocknet und weiterverarbeitet wird.

 

Von Verena Toth 

Foto: © Dietmar Thomas

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