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Den KI-Trend nicht verpassen

Das Dresdner IT-Beratungshaus Itaricon baut in Unternehmen Datenarchitekturen auf, damit der Einsatz von KI-Technologien überhaupt erst möglich wird. Die Nachfrage steigt.

Lesedauer: 3 Minuten

Zwei Männer schauen in die Kamera.
Sebastian Gottwald (l.), Geschäftsführer von Itaricon, und Vertriebschef Martin Mühlbach sehen an der eigenen Geschäftsentwicklung, dass in der Region ein Umdenken stattfindet. Die digitale Transformation wird immer stärker Thema. Foto: SZ/Veit Hengst

Von Nora Miethke

Dresden. In vielen deutschen Großunternehmen wird Künstliche Intelligenz (KI) längst erfolgreich eingesetzt. Doch wie sieht das im Mittelstand aus, der als das „Rückgrat“ der deutschen Wirtschaft gilt? Itaricon, eine unabhängige IT-Unternehmensberatung mit Sitz in Dresden, hat dazu im vergangenen Jahr eine Studie in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Nur 16 Prozent der befragten Unternehmen haben zurzeit eine vollständig für den Einsatz von KI-Technologien ausgerüstete IT-Landschaft. Das sind meist große Unternehmen. Die kleineren Firmen sind häufig noch in der Planungsphase.
In vielen sächsischen Firmen würde die Produktion noch im Buch geplant und die Laufzettel händisch ausgefüllt, wann und wo welche Maschine läuft. „Das lässt sich digitalisieren“, sagt Itaricon-Geschäftsführer Sebastian Gottwald.
KI-Technologien könnten dem Mittelstand helfen, wieder wettbewerbsfähiger zu werden, wenn sie an den richtigen Stellen zum Einsatz kommen. Der Wettbewerbsvorteil liege darin, die Verwaltungs- und Produktionsprozesse stärker zu automatisieren und dadurch Zeit und Geld zu sparen, so Gottwald. Doch die Grundlage dafür seien saubere Daten, saubere Prozesse und eine klare Definition von KI-Anwendungsfällen.
Die IT-Berater von Itaricon – das Unternehmen hat derzeit 107 Beschäftigte, davon fast ein Drittel Frauen – stellen jedoch fest, dass in vielen kleineren Betrieben das Wissen über die Abbildung von Prozessen in der IT nur mäßig vorhanden und rudimentär dokumentiert ist. „Da muss aufgeräumt werden“, sagt Gottwald. Es fehle an Transparenz und einer sauberen Dokumentationsgrundlage. Diese herzustellen, dabei will Itaricon unterstützen, getreu dem Unternehmensslogan: „Wir gestalten den digitalen Wandel gemeinsam.“ Viele Unternehmen seien wie eine kleine, hübsche Villa, die aber abgewohnt ist, zieht Vertriebschef Martin Mühlbach einen Vergleich. Hilft da ein schneller Fassadenanstrich mit KI, habe ich dann ein stabileres Haus? Nein, so die nicht überraschende Antwort. „Unser Ansatz ist: Lass uns mal hinein gehen, alles anschauen und klären, wo man eventuell Maßnahmen ergreifen muss, damit dein Haus beziehungsweise dein Unternehmen die nächsten 15 bis 20 Jahre wieder stabil dasteht“, erläutert Mühlbach. Denn hinter den Zimmerwänden verlaufen die Stromkreise, und Ziel sei es, in jedem Zimmer das Licht anzumachen. IT-Integration bedeute den Aufbau einer optimierten Datenarchitektur, damit KI oder andere künftige Technologien überhaupt funktionieren können.
Itaricon sieht an seiner eigenen Geschäftsentwicklung, dass tatsächlich in der Region ein Umdenken stattfindet. Die Vorbereitung auf die digitale Transformation nimmt zu, auch vor allem aus Gründen des wachsenden Fachkräftemangels. Die Botschaft von Itaricon für ihre Kunden ist es: Auch wenn ihr künftig nicht mehr alle Arbeitsplätze neu besetzen könnt, vielleicht schafft ihr es durch Aufräumen und Sortieren der Prozesse, die weniger werdenden Leute effektiver einzusetzen. „Die Nachfrage ist definitiv da“, heißt es. Viele kleine und mittelgroße Firmen wie zum Beispiel der Referenzkunde Arevipharma aus Radebeul würden nun diese Entwicklung durchlaufen.

Oft fehlt die Datenarchitektur
Es gebe zwei Hürden, die KMUs dabei überspringen müssten. Zum einen würden sich viele Unternehmen schwertun mit dem Eingriff in ihre Prozesse und Unsicherheit. Wenn sie noch keine Datenarchitektur haben, dann wüssten sie oft nicht, wo die Daten überhaupt liegen, wo und wie sie verarbeitet und geschützt werden müssen. Die zweite Hürde sind die Kosten. Von der Größenordnung des Projekts und der Größe des Unternehmens hängt die Dauer der Projekttage ab, ob es 20 Tage sind oder 40. Der bundesdeutsche Durchschnitt beim Tagessatz liegt bei 1.350 Euro für IT-Berater. Und damit ist es ja nicht getan, denn die gemeinsam identifizierten Umbaumaßnahmen müssen auch finanziert werden. „Für viele fühlt es sich an: Wenn sie einen Stein umdrehen, müssen sie plötzlich alle umdrehen und weitreichende Veränderungsprozesse schrecken ab“, sagt Gottwald. In dieser von vielen Krisen geprägten Zeit stehen die Firmen vor der Entscheidung, kaufen sie jetzt noch Rohstoffe und Vorprodukte ein, um Zölle zu vermeiden, bauen sie lieber eine Lagerhalle oder investieren sie in die Zukunft. Der Fokus vieler Unternehmen in Sachsen würde derzeit eher im Blick auf die nächsten sechs Monate liegen als auf IT-Beratungsprojekten, deren Mehrwert sich erst in zwei Jahren einstellt.
Es gebe zwar viele Unterstützungsangebote und auch Förderprogramme in Sachsen. Doch das Dilemma ist, die Töpfe sind nicht groß genug. Statt vieler kleiner Töpfe empfehlen die Itaricon-Experten einen großen, gezielten Fördertopf für die Digitalisierung in der sächsischen Wirtschaft. Auch sollten die Förderrichtlinien überdacht werden. „Der kleinere Mittelstand sollte mit höherer Gewichtung gefördert werden, um den Prozess zu beschleunigen und mehr Firmen in gleicher Zeit zu unterstützen“, meint Martin Mühlbach. Itaricon, die dieses Jahr als bester Arbeitgeber Dresdens 2024 in der Branche „Beratung und Consulting“ ausgezeichnet wurde, sieht es jedenfalls als seine Mission an, den Wirtschaftsstandort Sachsen weiter zu entwickeln für die nächste Generation.

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