5G ist derzeit in aller Munde, seit die Versteigerung der Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard in Deutschland gestartet ist.
5G steht für die fünfte Mobilfunkgeneration, die sich durch eine sehr geringe Reaktionszeit von nur einer Millisekunde auszeichnet. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass Autos, Maschinen und medizinische Geräte mit Computersystemen und Sensoren vernetzt werden können und medizinische Eingriffe zum Beispiel per Fernsteuerung in Echtzeit möglich sein können. Die Bandbreite ist um ein Vielfaches höher als bei der aktuellen LTE-Technik. Das Herunterladen von Daten wird in einer Geschwindigkeit von 10.000 Megabit pro Sekunde möglich sein.
Und die Wiege dieses neuen Mobilfunkstandards steht in Dresden, genauer am Vodafone-Stiftungslehrstuhl von Professor Gerhard Fettweis. Er forscht schon seit Jahren an der notwendigen Technologie und hatte bereits 2014 die internationale Fachwelt zum großen Kongress DATE 2014 nach Dresden geholt, um sich über den Stand der Dinge bei diesem Zukunftsthema auszutauschen. Gemeinsam mit Professor Frank Fitzek, Inhaber des Lehrstuhls „Deutsche Telekom Professur für Kommunikationsnetze“ an der TU Dresden koordiniert er die Arbeit im „5G-Lab Germany“, wo sich über 500 Forscher mit 5G-Anwendungen beschäftigen. Und dieses 5G-Lab stoße auf großes internationales Interesse, weiß Robert Franke, Leiter des Dresdner Amtes für Wirtschaftsförderung zu berichten. „Es ist ein sehr viel nachgefragtes Thema“, sagte Franke am Freitag bei der Vorstellung der Pläne für die Hannover Messe.
Vom 1. bis 5. April will sich die Landeshauptstadt auf der weltgrößten Industriemesse als ein führender 5G-Standort in Europa präsentieren. „Als Hochtechnologie-Standort gehen wir mit 5G-Technologieexperten aus den Bereichen Hardware, Software und Konnektivität auf die Hannover Messe und stellen spezifische 5G-Anwendungsfälle im industriellen Umfeld vor“, betont Franke. Insgesamt kommen von den 96 Ausstellern aus Sachsen 36 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus Dresden plus die Aussteller an drei sächsischen Gemeinschaftsständen.
So wird der Dresdner „Smart Systems Hub“ erstmals mit einem eigenen Stand in Hannover vertreten sein. In dem Hub, der Teil der Digital-Hub-Initiative der Bundesregierung ist, bündeln Dresdner und Chemnitzer Unternehmer und Forscher ihr Wissen rund um intelligente Systeme für das Internet der Dinge, erklärt Geschäftsführer Michael Kaiser. Als ein Projektbeispiel, an dem dort gearbeitet wird, nennt er die Lösung für die Steuerung hochautomatisierter Logistiklager in Echtzeit. Denn die 5G-Technik wird zuerst in der Industrie eingesetzt werden, etwa bei der Steuerung und Überwachung fahrbarer Roboter. Als digitaler Lösungsanbieter für Produktionsprozesse wird sich die Telekom-Tochter T-Systems Multimedia Solutions GmbH präsentieren. „Wir wollen den Standort in Dresden weiter entwickeln und auch in europäische Allianzen einbringen“, kündigte Geschäftsführer Ralf Pechmann an.
Mit dabei ist auch die Firma Airrays GmbH, die sich mit einer Schlüsselkomponente der neuen Funknetze auseinandersetzt, der Antenne. Statt einer Antenne, bringt die Firma mit 60 Mitarbeitern mehr als 100 kleine Antennen in den Basisstationen unter, jede einzelne mit Sende- und Empfangselektronik ausgestattet. „ Nicht mehr die grauen Kästen werden künftig auf den Dächern stehen, sondern Hochleistungsrechner“, erläutert Geschäftsführer Wolfram Drescher. Ende diesen Jahres wird Airrays seine Antennentechnologie in einem großen Projekt in Asien ausrollen, um dort mit einer 5G-Technik die Kapazität im überlasteten 4G-Mobilfunknetz zu erweitern. Mehr darf Drescher nicht verraten. Seiner Meinung nach ist Dresden noch nicht unbedingt der Topentwicklungsstandort für 5G-Anwendungen. Dazu müsste in der Industrie noch mehr passieren und Potenzial dafür gäbe es. „Aber Dresden ist auf jeden Fall führend in der Ausbildung für dieses Thema“, so Dresdner.
Und genau dafür will die Landeshauptstadt in Hannover werben. 5G sei ein zugkräftiges Thema, um den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Dresden weiter in die überregionale mediale Aufmerksamkeit zu rücken, so Franke.
Von Nora Miethke
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