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Die Krise im sächsischen Mittelstand verschärft sich

Ein Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zeigt die „depressive Stimmung“ in den sächsischen Unternehmen. Die Autoren machen aber auch Vorschläge, was jetzt zu tun ist.

Lesedauer: 2 Minuten

Man sieht eine Speisekarte außerhalb eines Restaurants auf der steht "vorübergehend geschlossen".

Der Geschäftsklimaindex für den sächsischen Mittelstand ist auf minus 13,7 Punkte gefallen – der niedrigste Stand seit über einem Jahr. Die Unternehmen blicken pessimistischer in die Zukunft als während der Corona-Krise. Dieses Ergebnis der aktuellen Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Creditreform überrascht nicht wirklich, nach dem der Arbeitgeberverband der sächsischen Metall- und Elektroindustrie schon vergangene Woche einen starken Einbruch bei Umsatz und Auftragseingängen für die wichtigste Industriebranche im Freistaat verkündet hatte. Es sei nicht übertrieben, von einer depressiven Stimmung zu sprechen, betonte Andreas Aumüller, Geschäftsführer von Creditreform Dresden, am Dienstag bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse.

Die Gründe: fehlende Aufträge und damit weniger Umsatz, aber steigende Kosten. Fast jeder zweite mittelständische Betrieb (42 Prozent) in Sachsen berichtet von sinkenden Erträgen, jeder dritte Betrieb rechnet mit weiteren Auftragsrückgängen. Jeder vierte Betrieb hat schon sein Personal verkleinert, jeder sechste will es in den kommenden Monaten tun. Die Mehrheit der Firmen (63 Prozent) investiert das dritte Jahr infolge nicht.

Nachholeffekte aus der Pandemie-Zeit

Die Ausfallrisiken bei der Tilgung von Krediten und Begleichung von Rechnungen nehmen zu, die Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt wieder. In Sachsen waren es im vergangenen Jahr insgesamt 822 Firmenpleiten, 27 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Aber im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland seien dies noch „überschaubare Zahlen“, hieß es. Die gute Liquiditätslage im Freistaat würde dafür sorgen, dass die sächsische Wirtschaft noch vergleichsweise gut durch die derzeitige Insolvenzwelle hindurch kommen könnte.

Die Unternehmen in Sachsen haben die höchste Eigenkapitalquote im Bundesländervergleich, allerdings wird das Kapital gerade in kleineren Betrieben jetzt aufgezehrt. Beim Anstieg der Insolvenzen schlagen sich auch Nachholeffekte nieder, da die Staatshilfen während der Corona-Pandemie Firmen vor einer Insolvenz bewahrten, die schon damals kein tragendes Geschäftsmodell hatten.

Betroffen sind vor allem Betriebe im Gastgewerbe und in den Bereichen wirtschaftsnahe Dienstleistungen und Verkehr/Lagerwesen. Wenn weniger Güter hergestellt werden, würde weniger transportiert werden müssen, hieß es zur Erklärung. Der Freistaat erlebt aber auch ein „stilles“ Industriesterben. Dahinter verbirgt sich die Differenz zwischen Gewerbean und -abmeldungen. Im vergangenen Jahr erhöhte sich die Zahl der Gewerbeanmeldungen um magere 1,1 Prozent oder in absoluten Zahlen 282 Anmeldungen, während im gleichen Jahr die Abmeldungen um 4,7 Prozent stiegen bzw. 1.127 Abmeldungen, auch immer häufiger deshalb, weil sich kein Firmennachfolger finden lässt. Ein Anliegen der neuen Landesregierung sollte es sein, das Unternehmertum zu stärken und Neugründungen mehr zu fördern, so eine Forderung.

„Die Unternehmer einfach machen lassen“

Die Unzufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung nimmt stetig zu, 79 Prozent stufen sie negativ ein, nur zwei Prozent positiv. Bürokratieabbau, Arbeitskräftemangel und Energiekosten, das sind die drei wichtigsten Themen, wo die Firmen Fortschritte vermissen.

Was kann man tun? „Die Politik kann die Probleme nicht lösen, aber sie muss die Rahmenbedingungen verbessern“, sagte Aumüller. Dazu zählt der Creditreform Dresden-Chef vereinfachte Genehmigungsprozesse, mehr Augenmaß beim Datenschutz, schnellere Integration von Flüchtlingen in Arbeit, nicht jede EU-Vorschrift 150-prozentig umsetzen zu wollen, bessere Abschreibungsregeln für Investitionen. „Die Unternehmer einfach machen lassen“, so Aumüller.

SZ

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