Monika Rasehorn hat in allen fünf Ferienwohnungen geschlafen, um herauszufinden, ob sich hier der Gast auch wohlfühlt und was ihn stören könnte. Die Ferienwohnanlage in Neurehefeld liegt idyllisch. Die Ausstattung ist gemütlich und funktional.
Osterzgebirge. Wer zu Monika Rasehorn will, musste die letzten Wochen furchtlos sein. Straßen, die sich ins Grenzgebiet schlängeln, sahen aus, als wäre eine Elefantenherde durchgetrampelt. Anwohner und Gäste kommen nach Rehefeld-Zaunhaus bloß über Umwege, ins osterzgebirgische Hinterland, kurz vor der tschechischen Grenze nach Moldava, sogar nur über Schleichpfade – mit Sondergenehmigung auf Waldwegen bis ins Rasehornsche Anwesen in Neurehefeld. Das ist schon bitter für die Hausherrin. Mit Telefon und Wegeskizzen lotst sie ihre Besucher über Stock und Stein ins Elf-Seelen-Dorf. „Die Gäste finden sich nur schwer“, sagt sie. Das ist nicht gut fürs Geschäft.
Monika Rasehorn betreibt ein kleines Café und eine Ferienanlage. In besten Zeiten hat sie mehr Gäste als Neurehefeld Einwohner. Die vergangenen Wochen mit mehreren Straßenbaustellen waren für sie schwierig. Dabei hatte sie sich im Sommer noch mal richtig ins Zeug gelegt, investiert, um auf sich und ihre feine Herberge weit ab vom Trubel aufmerksam zu machen, dem Gast zu signalisieren, was ihn im äußersten Zipfel des Osterzgebirges an schönen Dingen erwartet. Eigentlich.
Monika Rasehorn, ein kleines Energiebündel mit immer 1 000 neuen Ideen, stellte sich im Rentenalter wie ein Schüler noch einmal den Prüfern und ließ es Sterne regnen über Neurehefeld. Sie heimste gleich drei Gütesiegel ein: Fünf Sterne gab es wieder vom Deutschen Tourismusverband für die drei neueren Ferienwohnungen aus dem Jahre 2010. Und für die ersten beiden, die sie bereits 1999 ausgebaut hatte, erneut vier Sterne. „Sehr gute vier Sterne“, wie Frau Rasehorn betont. Denn Punktabzug habe es nur gegeben, weil hier die Deckenhöhe im Dachgeschoss durch Schrägen nicht ausreicht, um als Schlafzimmer durchzugehen. Ein bisschen wurmt sie das schon. Denn mit Architekten und regionalen Handwerkern musste sie sehr einfallsreich sein, um erst aus einer früheren Kohlehandlung und später dann noch aus den abrissreifen Schuppen diese anspruchsvolle Ferienanlage zu machen. „Durchschnitt haben wir genug“, sagt sie. „Ich wollte Ferienwohnungen, die vom Stil her das Erzgebirge und seine Besonderheiten widerspiegeln.“ Deshalb dominiert Holz. Selbst an der Wand hängen da schon mal schlichte Eichenbretter wie Gemälde. Malereien gibt es natürlich auch – von Monika Rasehorn.
Qualität ist Pfund zum Wuchern
Jede Wohnung ist ein Reich für sich, mit separatem Eingang und Platz für zwei bis vier Personen auf jeweils zwei Etagen. „Direkt am Haus befindet sich ein Autostellplatz, eine Aroniaplantage und ein Hundespielplatz“, lobt Anke Eichler vom Tourismusverband Erzgebirge das vielseitige Angebot. Dazu gehört noch ein kleines Café, eingerichtet in der ehemaligen Garage, indem sich außerdem ein Sauna- und Freizeitbereich für die Gäste befindet. „Hier veranstaltet die Gastgeberin auch viele Kurse mit ihren Gästen, zum Beispiel das Pralinenseminar“, so Anke Eichler. Dank der wanderfreundlichen Ausstattung, unter anderem mit Trockenmöglichkeit für nasse Sachen, der Lage und dem Service verlieh der Deutsche Wanderverband dem Haus das Zertifikat „Wanderfreundlicher Beherbergungsbetrieb“.
Besonders aber freut sich Monika Rasehorn über die dritte Auszeichnung. Vom Landestourismusverband erhielt sie das Gütesiegel „ServiceQualität Deutschland“. „Wichtig war mir zu erfahren, wo stehst du, wo hast du Reserven“, erzählt die Hausherrin. „Denn man wird betriebsblind mit der Zeit.“ Dabei habe sie viel im Umgang mit Kritik gelernt – wenn zum Beispiel ein Gast anreist, von unterwegs anruft und schimpft, weil er nicht zum Quartier findet. Dann lotst sie ihn geduldig von Kreuzung zu Kreuzung, von Baum zu Baum. Doch die Zeit ist hoffentlich bald vorbei. Der Asphalt ist wieder auf der Straße. Nun hofft Frau Rasehorn, dass auch die Sperrscheibe verschwindet.
Von Mandy Schaks
Foto: © Egbert Kamprath