Eigentlich wollte Peter Schiekel ruhiger treten. Lange hat er das vorbereitet. Als der Chef von SPS Schiekel Präzisionssysteme GmbH 2017 eine zweite Geschäftsführerin präsentierte, schien seine Rechnung aufzugehen. Doch dann stimmte das Bauchgefühl nicht, sagt er. Man trennte sich. Das mit dem ruhiger Treten hat Schiekel etwas verschoben, aber die Befürchtung, alle Arbeit stapelt sich wieder auf seinem Schreibtisch, habe sich auch nicht bewahrheitet. Und negativ auf den Betrieb hat sich die Trennung auch nicht ausgewirkt, wie er diese Woche auf der Bilanzpressekonferenz 2018 verkünden konnte.
Die Schiekel Präzisionssysteme sind mit ihren Dreh- und Frästeilen aus Edelstahl das neunte Jahr in Folge gewachsen. Mit knapp 13,5 Millionen Euro Umsatz wurde 2018 das Vorjahr um zehn Prozent überboten. Das Unternehmen hat 1,2 Millionen Euro investiert, 15 Leute und drei Lehrlinge eingestellt. Weitere zehn Facharbeiter sollen dieses Jahr eingestellt werden. Mit den dann 150 Beschäftigten erreicht SPS eine Kapazitätsgrenze – und zwar räumlich. Die Maschinen werden immer größer, die Spinde für die Mitarbeiter haben keinen Platz mehr und nicht zuletzt geht es auch um Parkplätze.
Schon vor Jahren hatte Schiekel eine weitere Fläche im Dohnaer Gewerbegebiet gekauft. Jetzt gibt es erste strategische und planerische Gedanken zu deren Nutzung. Auch eine sogenannte Lückenbebauung im Bestandsgebiet wird geprüft. 2020/21 könnte gebaut werden, sagt Schiekel. Wenn er weiter jedes Jahr beste Jahre verkünden will, braucht er perspektivisch Platz.
Vergessen sind die Krisenjahre 2008/09, als der Umsatz um 40 Prozent einsackte. „Das war eine existenzbedrohende Situation mit unliebsamen Entscheidungen“, sagt Schiekel. Länger hätte das Unternehmen sie damals nicht ausgehalten. Das Gegenteil davon ist heute viel besser auszuhalten, auch wenn es seine Nachteile hat. Lange Lieferzeiten für die Kunden zum Beispiel, weil die Firmen mit dem Abarbeiten der Aufträge nicht nachkommen. Es sei zwar etwas ruhiger geworden, „aber wir sind weit davon entfernt, zu klagen“, sagt Schiekel. „Wir schauen entspannt in die Zukunft.“ Wie lange jedes Jahr immer noch besser werden kann, ist nicht absehbar. Aber wer nichts dafür tut, der habe bald nichts mehr zu melden.
Die effektivste Methode
Ein Faktor ist die Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung. Vier Mitarbeiter wurden in den vergangenen Jahren Meister bzw. Betriebswirt, einer macht gerade seinen Logistikmeister. Für die drei Lehrstellen, die dieses Jahr besetzt werden sollen, gibt es aktuell 13 Bewerbungen. „Eine komfortable Lage“, sagt Personalchefin Jana Merzdorf.
Auch die rund 100 Bewerbungen für die anderen offenen Stellen erlauben, die Besten einzustellen. Die effektivste Methode, sie zu finden, sei immer noch die Mundpropaganda. Von den einst 13 Spaniern ist nur noch einer da. Die Südländer seien eben sehr familienorientiert, und die meisten wieder zurück in ihre Heimat gegangen – oder nach der Ausbildung bei Schiekel in größere Städte, wo sie mehr verdienen. Von den derzeit 140 Beschäftigten kommen 14 aus sieben verschiedenen Ländern. Voriges Jahr hat Schiekel drei vietnamesische Lehrlinge eingestellt. Für dieses Jahr ist das nicht vorgesehen.
Im vergangenen Dezember ist Peter Schiekel 65 geworden. Zwei, drei, vier Jahre kann er sich schon noch vorstellen, Chef zu sein – und beste Jahre zu verkünden. Ob auch darüber hinaus? Er möchte schon gern das Ruder übergeben, bevor „ich nur noch Störfaktor“ bin, sagt Schiekel. Deshalb sucht er im Betrieb und darüber hinaus nach wie vor nach einer Leitungsspitze. „Aber nicht mit der Brechstange.“ Und auch das Bauchgefühl müsse stimmen …
Von Heike Sabel
Foto: © Norbert Millauer