Von Ulrich Wolf & Julia Vollmer
Dresden. Die Insolvenz der Bäckerkette Eisold sorgte 2019 für große Aufregung in Dresden. Eisolds sind aber inzwischen gerettet. Nun muss jedoch der nächste Traditionsbetrieb Insolvenz anmelden.
„Mit Beschluss des Amtsgerichtes Dresden wurde über das Vermögen der Grundmanns Bäckerei GmbH das Insolvenzverfahren eröffnet“, schreibt die Kanzlei Beck Rechtsanwälte – Wirtschaftskanzlei auf ihrer Website. Das Insolvenzgericht bestellte Rechtsanwalt Thomas Beck zum Insolvenzverwalter. Das bestätigt Amtsgerichtssprecherin Birgit Keeve. „Zu der Summe, um die es geht, und den Gläubigern kann ich aufgrund des nicht-öffentlichen Verfahrens keine Angaben machen“, sagt sie.
Bäckerei war 2020 übernommen worden
Von der Insolvenz ist auf der Internetseite der Bäckerei noch nichts zu lesen. Im Gegenteil, dort wird die Geschichte des Betriebs und des Handwerks betont – und die Zukunft. „Seit 1907, nunmehr in der dritten Generation, backen wir in altbewährter Tradition und viel Leidenschaft.“ Dietrich Grundmann, der seit 1970 als jüngster Sohn die Tradition bis heute fortführe, habe eine neue Ära eingeläutet und mit zeitgemäßer Technik kombiniert.
Beheimatet ist die Bäckerei auf der Krenkelstraße in Striesen. Das Team besteht eigenen Angaben zufolge seit vielen Jahren aus erfahrenen Bäcker- und Konditorfachleuten. „Seit der Übernahme durch die Al-Dente-Group im November 2020 wird der Traditionsbetrieb auch in Zukunft auf stabilen Bäckerbeinen stehen“, heißt es auf der Seite weiter. Doch der Betrieb entwickelte sich zuletzt offenbar nicht so stabil, wie erhofft.
Ronald Pohl, Geschäftsführer der Al-Dente-Group, sagt aber, jeder Mitarbeiter habe stets seinen Lohn bekommen. Zuletzt war für das Geschäftsjahr 2019 ein Geschäftsbericht veröffentlicht worden.
Insolvenzantrag schon im Juli
Nun ist der Insolvenzverwalter zuständig. Der Geschäftsbetrieb werde auch nach Eröffnung des Verfahrens weitergeführt, sagt er. Die Grundmanns Bäckerei GmbH hatte bereits am 25. Juli Insolvenz beantragt. Das Amtsgericht Dresden stimmte dem am 1. September zu. Zahlungsunfähig bzw. von Zahlungsunfähigkeit bedroht ist die Firma nun also schon fast sechs Wochen.
Bäckerei Krause übernimmt Bäckerei Grundmann
Sechs Wochen, in denen die Suche nach einem Investor geglückt ist: Auf Sächsische.de-Anfrage bestätigt Insolvenzverwalter Thomas Beck, dass die Bäckerei Krause ab dem 15. Oktober die Bäckerei und auch alle Mitarbeiter übernimmt, wenn diese das wollen. Zu genauen Zahlen und der Anzahl der Gläubiger will sich Beck „mit Verweis auf ein nichtöffentliches Verfahren“ nicht äußern. „Ich freue mich sehr, dass die Bäckerei Krause übernimmt“, sagte Beck weiter.
Eine Bäckereimeisterin aus der Bäckerei, die ihren Namen nicht veröffentlichen sehen will, bestätigt die finanziellen Sorgen. „Im November 2019 verkaufte der Geschäftsinhaber und Bäckermeister Dietrich Grundmann, tätig in dritter Generation, schweren Herzens und nach einigen Anläufen seinen gut laufenden Handwerksbetrieb aufgrund seines hohen Alters“, erzählt sie. Inzwischen sei er 78 Jahre alt, er hatte die Bäckerei seit 1970 geführt. Anfang April seien jedoch die Lohnzahlungen ausgeblieben, trotz guter Auftragslage von Lieferkunden und der Kundschaft vor Ort, so die Meisterin weiter.
Zur Belegschaft gehören zehn Mitarbeiter und zwei Auszubildende, manche von ihnen sind seit 1995 dort beschäftigt. „Wir sind alle sehr traurig“, sagt die Bäckereimeisterin. Dietrich Grundmann selbst wünsche sich nun, seine Bäckerei, sein Lebenswerk wieder zurückzubekommen, erzählen seine Mitarbeiter. Alle Kunden seien sehr traurig, dass die Bäckerei in dem bekannten Zustand wahrscheinlich nicht mehr weitergeführt werde.