Suche
Suche

Drewag unter Wettbewerbsdruck

Stadtwerke- und Enso-Chef Frank Brinkmann über die Fusion vor der Fusion, den Strompreis und den Glasfaserausbau.

Lesedauer: 4 Minuten

Frank Brinkmann leitet seit Januar die Stadtwerke Drewag und auch den Regionalversorger Enso Energie Sachsen Ost. Die WiS sprach mit ihm darüber, wie er die Unternehmen für den harten Wettbewerb in der Branche stark machen will und wie die Drewag in Dresden vorankommt.

Sie sind in Braunschweig geboren und haben lange in Nordrhein-Westfalen gelebt. Wie kommen Sie als neuer Chef von Drewag und Enso mit den Sachsen und ihrer Mentalität klar? 

Ich fühle mich hier sehr wohl und habe eine sehr gute Arbeitsatmosphäre vorgefunden. Man hat mich hier offen empfangen und begegnet mir auch sehr offen. Wir sind in einer Zeit, in der wir uns vielen neuen Dingen stellen müssen. Das machen die Leute auch mit. Da bin ich sehr positiv überrascht. Der Grad der Veränderungen nimmt zu. Und die Leute gehen da mit.

Sie kommen aus Dortmund. Wohnt Ihre Familie schon in Dresden?

Nein, wir haben drei schulpflichtige Kinder. Da müssen wir sehen, wie es am besten passt. Ein Umzug und eine Schulauswahl ist eine Aufgabe, die man nicht von heute auf morgen innerhalb eines halben Jahres macht.

Die Drewag erwirtschaftet über Jahre hinweg stattliche Gewinne. Der Wettbewerb in der Branche wird aber härter. Was wollen Sie unternehmen, um auf Erfolgskurs zu bleiben?

Ein Ausdruck des härteren Wettbewerbes ist auch, dass sich die zwei Branchengrößen Eon und RWE neu aufgeteilt haben. Sie werden eine sehr, sehr dominante Vertriebsmacht und eine sehr, sehr dominante Netzmacht haben. Der Wettbewerbsdruck wird damit zunehmen. Und auch wir müssen überlegen, dass wir durch Kooperation besser werden. So machen wir es auch durch Kooperation von Drewag und dem Regionalversorger Enso Energie Sachsen Ost, die sich mehr und mehr zusammentun und sich letztendlich idealerweise auch in einer Fusion zusammenschließen.

Wie treiben Sie die Fusion voran?

Üblicherweise kommt zuerst die formale Fusion, dann die operative Integration der beiden Betriebe. Wir machen hingegen zuerst die Integration und dann die Fusion. Das ist ein Dresdner, ein ostsächsischer Weg. Ich bin selbst ein Beispiel davon. Ich habe eine Bestellung bei Drewag und in Doppelfunktion bei Enso. Wir haben das nicht nur im Vorstand, sondern auch auf Abteilungsleiter- und Bereichsleiterebene werden die Führungsfunktionen parallel für beide Unternehmen wahrgenommen. Ab Januar werden dann auch unsere Netzbereiche zu einer einheitlichen Organisation aufgestellt. Wir heben so für Anteilseigner klassische Fusionsgewinne schon bevor wir formal fusioniert haben. Das ist ein wesentlicher Hebel, um nicht so stark wie die anderen Wettbewerber in den Ergebnissen abzusinken.

Der Strompreis ist Anfang dieses Jahres gesunken. Wird er im Januar steigen?

Dazu können wir jetzt noch keine Aussage treffen. Das hängt im Wesentlichen davon ab, wie sich die Netzentgelte entwickeln. Und die werden zwischen Ende Oktober und Mitte November veröffentlicht. Dann werden wir unsere Kalkulation machen. Ein zweiter wichtiger Teil ist, wie sich die Börsenstrompreise entwickeln und entwickelt haben. Die haben im letzten Jahr gerade einen sehr deutlichen Sprung gemacht. Da müssen wir schauen, was das für uns bedeutet.

Die Dresdner sollen mit intelligenten elektronischen Stromzählern einen besseren Überblick des Verbrauchs erhalten. Seit 2010 werden sie eingebaut. Wie weit ist die Drewag dabei?

In Dresden haben wir schon 275 000 elektronische Zähler. Es fehlen noch 75 000. Dann sind wir komplett. Ab dem nächsten Jahr beginnen wir dann mit dem Einbau einer neuen Generation sogenannter moderner Messeinrichtungen mit Fernauslesung und vielen anderen Möglichkeiten. Dazu haben wir mit ostsächsischen Stadtwerken eine Firma gegründet – die DIGImeto.

Etwa die Hälfte von Dresden ist ans zentrale Fernwärmenetz angeschlossen. Derzeit wird in zügigem Tempo ein Großteil von Pieschen angeschlossen? Soll es so schnell weitergehen?

Fernwärme, wenn sie mit Kraft-Wärme-Kopplung entsteht, ist ökonomisch und ökologisch höchst sinnvoll. Ich freue mich sehr, dass wir neue Gebiete mit Fernwärme erschließen. Das hat einen sogenannten doppelten Nutzen aus dem Gas. Einerseits wird Strom und andererseits Wärme erzeugt. Jetzt kommt Pieschen dazu. Ob noch weitere Stadtteile angeschlossen werden, wird sich dann zeigen. Es gäbe noch einige Potenziale. Das hängt aber auch davon ab, wie die neue Gesetzgebung ist. Wir haben jetzt eine Regulationssicherheit bis 2025 vom Gesetzgeber.

An welcher Stelle steht Dresden deutschlandweit beim Anschluss an die Fernwärmeversorgung?

Wir gehören zu den Städten mit einem hohen Anschlussgrad. In Deutschland beträgt er 14 Prozent, in Dresden 45 Prozent. Damit steht Dresden im deutschen Vergleich an achter Stelle bei der absoluten Größe des Fernwärmesystems.

Das Heizkraftwerk Nossener Brücke ist in die Jahre gekommen. Wie lange soll es noch laufen?

Die Lebensdauer war bisher bis 2035 ausgelegt. Wir prüfen derzeit, Teile davon zu modernisieren. Mit dem neuen Kraftwerk könnte sich die Lebensdauer noch um einige Jahre darüber hinaus verlängern.

Das neue Kraftwerk Reick besteht aus acht Gasmotoren. Welche Vorteile hat das?

Der Vorteil ist, dass wir durch die Modulbauweise die Leistung sehr weit absenken können. Es gibt bestimmte Zeiten im Sommer, wo wir noch etwas Wärmebedarf haben. Bei solchen kleinen Anlagen ist die flexible Dosierung viel besser und auch die Instandhaltung besser möglich, da einzelne Teile gut abgeschaltet werden können.

In welchen anderen Bereichen setzen Sie auf solche Zukunftstechnologien?

Beispielsweise führt am Ausbau der Glasfaserinfrastruktur kein Weg vorbei – in Dresden wie in Ostsachsen. Diesen Bereich bauen wir kontinuierlich aus. In zehn bis 20 Jahren wird Deutschland ein flächendeckendes leitungsgebundenes Glasfasernetz haben. Da werden wir dabei sein.

Sie sind ein Dreivierteljahr im Amt und haben sich eingearbeitet. Was ist derzeit Ihr dringendster Wunsch?

Dass unsere Anteilseigner bei Enso und Drewag zueinander Vertrauen fassen. Das sind der Rat in Dresden und die kommunalen Räte im Umland. Wir sollten den Gerichtsstreit um die Gewerbesteuer, der nun vom Bundesfinanzhof entschieden ist, hinter uns lassen. Jetzt sollten die Anteilseigner gut zueinanderfinden. Denn gemeinsam sind wir stark.

 

Das Gespräch führte Peter Hilbert.

Foto: © Rene Meinig

Das könnte Sie auch interessieren: