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Eibauer Busreise-Unternehmen hat neuen Chef

Seit über 30 Jahren gibt es „Komm mit“-Reisen in Eibau. Jetzt will der Gründer kürzertreten. Wer der neue Chef ist und warum längst nicht mehr nur Senioren Busreisen buchen.

Lesedauer: 3 Minuten

Romy Altmann-Kuehr

Eibau. Der Jahreswechsel war gleichzeitig ein Generationswechsel bei „Komm mit“. Das Reiseunternehmen in Eibau, das vor allem für Busreisen bekannt ist, hat einen neuen Chef. Heiko Ottersky hat zum Jahresbeginn übernommen, unterstützt wird er von Prokurist Lars Kohlmann.

Ulf Künzelmann, der das Unternehmen nach der Wende gründete, arbeitet weiterhin noch mit, will jedoch kürzertreten – auch vorausschauend auf den Ruhestand. „So lange ich kann, mache ich aber noch mit“, sagt der 66-Jährige.

Los ging’s 1991 mit drei Bussen

Er startete 1991 mit drei Bussen. „Reisen war damals ein Riesen-Thema. Die Leute hatten großen Nachholbedarf“, erinnert er sich. Entsprechend gut lief das Geschäft an. Im früheren Eibauer Kretscham und heutigem Gemeindeamt an der Hauptstraße unterhielt das Team anfangs ein kleines Reisebüro.

Mitte der 1990er-Jahre wurde ein Neubau auf dem ehemaligen Kraftverkehrsgelände an der Neueibauer Straße eingeweiht. Dort hat die Firma bis heute ihren Sitz. Das Eibauer „Komm mit“- Reisebüro war anfangs Ableger eines gleichnamigen Unternehmens aus dem Allgäu. In diese Gegend – nämlich in die Alpen – ging zu Beginn auch ein Großteil der Reisen. „Berge und Kühe waren am meisten gefragt“, erzählt Ulf Künzelmann.

Reisen in ganz Europa und weiter

Mittlerweile bereist „Komm mit“ ganz Europa, das Baltikum, auch nach Marokko ging es schon. „Alles, wo man mit dem Bus hinkommt“, so Prokurist Lars Kohlmann. Er stieß 2022 zu dem Eibauer Unternehmen. Zuvor betrieb Kohlmann selbst ein Reisebüro in Löbau, doch die Coronakrise hatte ihm zugesetzt. Nach der Zwangsschließung hatte er die Wahl: Wieder das eigene Reisebüro öffnen oder bei „Komm mit“ einsteigen. Er entschied sich für die Anstellung beim Eibauer Unternehmen. Hier kümmert er sich jetzt um die Buchhaltung, die er von Chefin Angela Künzelmann übernommen hat.

Den Betrieb an einen Fremden abgeben oder an ein anderes großes Unternehmen – das wollte ich nie. – Ulf Künzelmann, bisheriger Inhaber von „Komm mit“-Reisensen

Eine wichtige Sparte sind inzwischen die Schiffsreisen geworden. Beliebt sind etwa die Flusskreuzfahrten, die „Komm mit” anbietet – zum Beispiel auf der Donau, dem Rhein oder der Mosel. So beliebt, dass der Eibauer Reiseveranstalter mittlerweile komplette Schiffe nur für seine Kunden chartern kann. Über 20 Schiffe pro Jahr legen für „Komm mit“ ab.

Die Flotte umfasst heute insgesamt zehn Reisebusse, hinzu kommen Kleinbusse, mit denen das Unternehmen auch Schülerverkehr bestreitet und behinderte Kinder und Erwachsene zu Einrichtungen oder Behindertenwerkstätten fährt. In der Hochsaison arbeiten bis zu 40 Leute bei „Komm mit“. Zum Unternehmen gehört ein Reisebüro in Dresden/Pieschen, wo drei Mitarbeiterinnen beschäftigt sind.

Beeindruckende Fahrt in die Ukraine

Auch für seine Mitarbeiter wünscht sich der Firmengründer eine möglichst sichere Zukunft. Deshalb wollte Ulf Künzelmann nach über 30 Jahren nun für eine geregelte Nachfolge sorgen. „Den Betrieb an einen Fremden abgeben oder an ein anderes großes Unternehmen – das wollte ich nie.“

Umso mehr ist er froh, dass er unter den eigenen Mitarbeitern jemanden gefunden hat, den er an die Aufgabe heranführen konnte. Heiko Ottersky arbeitet seit zehn Jahren bei „Komm mit“ als Disponent, kümmert sich um den Fuhrpark und viele technische und organisatorische Dinge. Und sprang bisher gelegentlich als Busfahrer ein.

Als Fahrer war er auch dabei, als „Komm mit“ im März 2022 als eines der ersten Reiseunternehmen mit Bussen an die rumänisch-ukrainische Grenze fuhr. Da war gerade der Krieg in der Ukraine ausgebrochen. Das Team brachte Hilfsgüter hin und brachte Kriegsflüchtlinge nach Deutschland mit. Die Eindrücke vor Ort sitzen bei Heiko Ottersky noch tief.

Auf die neue Aufgabe als Chef und in die Zukunft blickt er jetzt zuversichtlich. „Wir sind breit aufgestellt mit unserem Angebot.“ Längst nicht mehr unternehmen nur Senioren Busreisen.

Das Publikum ist jünger geworden. Auch dank der angesteuerten Ziele. So gibt es beispielsweise Fahrten zu Musicals. Und derzeit ist ein Reisebus unterwegs nach Norwegen mit Gästen, die das Nordlichter-Spektakel sehen wollen. Bis zu den Lofoten geht die Rundreise.

Sachsen reisen immer noch gerne

Bis heute, bilanziert Firmengründer Künzelmann, ist die Reiselust der Sachsen nicht abgerissen. Vor allem nach Corona stieg die Nachfrage wieder enorm an. „Berge und Kühe“ sind immer noch gefragt.

Weitere beliebte Ziele sind über die Jahre hinzugekommen. Rundreisen nach Albanien oder in die Masuren sind für dieses Jahr beispielsweise schon fast ausgebucht. „Das sind Länder, wo sich die Leute alleine mit dem Auto nicht hintrauen. Als Gruppenreise fühlen sie sich da sicherer“, so Künzelmann.

SZ

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