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Ein Meißner Exportschlager

Die Meissener Bleikristall GmbH exportiert 90 Prozent der Produkte ins Ausland. Vor allem in Asien sind sie hoch im Kurs.

Lesedauer: 2 Minuten

Während große Betriebe häufig im Scheinwerferlicht stehen, haben es die kleinen und mittleren Unternehmen deutlich schwerer. Allerdings lohnt es sich, auch in Meißen einmal genauer hinzuschauen. Ein gutes Beispiel ist in dieser Hinsicht der Traditionsbetrieb Meissener Bleikristall GmbH. Seit 1947 existiert er in der Domstadt und hat sich sowohl von den schwierigen Aufbaujahren nach dem Krieg, als auch von der Umwandlung in einen volkseigenen Betrieb zu DDR-Zeiten, nicht unterkriegen lassen.

Stattdessen startete die Firma nach der Wende neu durch. „Wir liefern unsere Waren in die ganze Welt. 90 Prozent gehen in den Export“, sagt Geschäftsführerin Gabriele Philipp, die Japan als den Hauptmarkt des Unternehmens bezeichnet.

Obwohl es sich bei der Herstellung von Vasen, Krügen und Schalen aus Bleikristall um ein klassisches Geschäft mit fest definierten Produkten handelt, überlässt die 59-Jährige nichts dem Zufall. Um rechtzeitig auf neue Trends und Entwicklungen reagieren zu können, gibt es in dem 20 Mitarbeiter umfassenden Unternehmen extra ein eigenes Entwicklerteam. „Das Team besteht aus vier Graveuren, die eng mit unserer Schleiferei zusammenarbeiten. Wir können dadurch alle unsere Dekore selbst entwickeln und müssen nichts von außen einkaufen.“

Die Entwickler bekämen genügend kreative Freiheit, um sich neben der Tagesproduktion neue Ideen ausdenken zu können. Eine Rolle spiele dabei auch der Kontakt zu den Endkunden. „Alle unsere Entwickler fahren regelmäßig nach Taiwan und Japan, damit wir nicht nur wissen, was die Einkäufer unserer Handelspartner interessiert, sondern auch, welche Bedürfnisse die eigentlichen Kunden haben“, erklärt Gabriele Philipp die Strategie. Teil des Konzeptes ist es zudem, den Käufern bestimmte Dinge exklusiv zu verkaufen.

„Bei uns gibt es momentan neue Lampen aus Bleiglas mit japanischen Motiven wie einer Kirschblüte und einem Kranich drauf. Einige Kunden kaufen diese exklusiv in einer bestimmten Farbe wie Aqua, Rot oder Bernstein. Für ein Jahr lang bekommt dann niemand anderes die Lampe in dieser Farbe“, sagt Gabriele Philipp.

Angesagt sind darüber hinaus Geschenkartikel wie Wein- und Wassergläser oder Pokale. Einer der bekanntesten ist derjenige, den die sächsischen Weinhoheiten jedes Jahr erhalten. „Im Gegensatz zu vielen anderen Dingen, die sie nach ihrer Amtszeit zurückgeben müssen, dürfen sie unseren Pokal auch behalten“, sagt die Geschäftsführerin. Dass damit eine gewisse Wertschätzung einhergeht, zeigt ein Blick auf die Preise für Bleikristallgläser.

So kostet beispielsweise ein farbiger Römer – ein Weinglas mit einem Blumenmotiv und Karorand – etwa 150 Euro. Bei den unzähligen Arbeitsschritten – vom Aufbringen des Musters über das Schleifen, das Säurebad und das Gravieren bis hin zur Politur – ist das auch kein Wunder. Schließlich handelt es sich noch um echte Handarbeit. Einen Wermutstropfen gibt es trotzdem: Das als Ausgangstoff notwendige Rohglas wird in Deutschland nicht mehr hergestellt. „Es gibt keine Hütte mehr für Bleikristalle. Wir haben aber im EU-Ausland mehrere Lieferanten gefunden“, sagt Gabriele Philipp.

Damit nach dem Glas nicht auch die Handwerkskunst abwandert, betreibt das Unternehmen aktiv Nachwuchsarbeit. „Ein Großteil unserer Mitarbeiter, die heute bei uns arbeiten, hat hier gelernt.“ Aktuell gebe es auch wieder eine 19-jährige Auszubildende im zweiten Lehrjahr. „Sie durfte bereits als Praktikantin bei uns eine Menge ausprobieren und wollte dann gern ihre Lehre in unserem Unternehmen absolvieren“, sagt Gabriele Philipp.

 

Von Stephan Hönigschmid

Foto: © Claudia Hübschmann

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