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Ein Schutzengel für Gründerteams

Cornelia Jahnel will Investoren in Sachsen mit dem Avesta Business Club ein Netzwerk zum Austausch untereinander bieten.

Lesedauer: 3 Minuten

Nur jedes 20. deutsche Start-up kommt aus Sachsen. Es könnten mehr sein, denn das Potenzial an kreativen Köpfen ist da. Doch meist fehlt es an Kapital und Wissen, um Geschäftsideen im ganz frühen Stadium weiterzuentwickeln, wenn Venture-Capitalists und Banken sich noch zurückhalten. Das ist die Stunde der Business Angels – gestandener Unternehmer und Unternehmerinnen, die Existenzgründern mit Geld, Wissen und Kontakten dabei helfen wollen, am Markt Erfolg zu haben.

In Sachsen gibt es noch nicht so viele solcher Schutzengel für Start-ups wie in anderen Regionen Deutschlands. Doch das soll sich ändern. „Einige unter den ‚Hidden Champions‘ der letzten 25 Jahre verkaufen ihre Unternehmen, wollen ihr Geld aber nicht nur in Steinen oder Kunstwerken anlegen, sondern in neue Firmen in der Region investieren“, sagt Cornelia Jahnel. Die Unternehmerin und frühere Investor-Relations-Leiterin der Jenoptik AG hat 2017 den Avesta Business Angel Club mit gegründet – mit dem Ziel, die Business- Angel-Kultur im Freistaat zu stärken.

Es gibt zwar schon einige Gründerwettbewerbe wie Futuresax und Plattformen für Risikokapitalgeber wie die Hightech-Startbahn, aber kein Netzwerk, das Business Angels erlaubt, sich untereinander auszutauschen und gemeinsame Investitionen zu planen und umzusetzen. Avesta will diese Plattform sein und an vier bis sechs Clubabenden im Jahr diesen Austausch ermöglichen. Auf den ersten Veranstaltungen im vergangenen Jahr, die Jahnel gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Dresden als regionalem Partner anbot, standen die Themen Businesspläne auswerten, Fallstricke in Beteiligungsverträgen vermeiden oder Vor- und Nachteile von Wandeldarlehen als Finanzierungsinstrument kennenlernen im Vordergrund.

Zu wenige Frauen investieren

Am 22. Mai findet nun in Leipzig der erste organisierte Pitch des Clubs statt. Drei Start-ups können an diesem Abend ihre Ideen vorstellen. Im Unterschied zu üblichen Pitches hat Avesta aber auch eine kleine Jury gebildet, die die Fragestellungen der anwesenden Business Angels kritisch hinterfragen wird. „Nicht nur die Gründer, auch die Investoren sollen aus der intensiven Fragerunde etwas lernen“ betont Jahnel. Avesta will sich stärker in der Messestadt engagieren, da dort die Szene aktiver ist. Jahnel wird beim Aufbau von Avesta in Leipzig von Gwendolyn Schröter und Elizabeth Ferguson unterstützt. Mit dabei ist auch Stephan Preuss als einer der jüngeren Gründer-Schutzengel. Welche Gründerteams die Chance am 22. Mai bekommen, einen Schutzengel zu finden, steht noch nicht fest. Es werden nicht nur Technologie-Start-ups sein. Avesta interessiert sich auch für Ideen in der klassischen Old Economy. Denn viele Business Angel wollen nur Ideen finanzieren, von denen sie auch selbst etwas verstehen, hat Jahnel festgestellt, die selbst als Business Angel aktiv ist und sechs Jahre lang das Deutschlandgeschäft eines Londoner Venture Capital-Fonds betreut hat. Die Beteiligungsvolumen liegen meist zwischen 20 000 und 100 000 Euro.

Gründer und Gründerinnen, die einen Business Angel für sich begeistern wollen, müssen einen Businessplan vorweisen können. Ihnen sollte aber auch im Kopf klar sein, dass sie eine Art „Ehe auf Zeit“ eingehen mit Personen, die eine eigene Meinung haben und erwarten, dass ihnen regelmäßig Bericht erstattet wird. „Wenn man Business Angel als Sparringspartner versteht, kann dies Gründern helfen, die eigene Lernkurve abzukürzen“, betont Jahnel. Das Besondere, was Business Angel ausmache, seien ihre Erfahrungen. „Wir haben alle Fehler im Unternehmertum durchlebt und können diese Lektionen weitergeben“, betont die Unternehmerin, die ihre Leidenschaft für das Unternehmertum weitergeben will. Das ist eine Herausforderung in Zeiten von Work-Life-Balance und Sicherheitsdenken schon bei Schulabgängern.

Ein weiteres Anliegen ist es, Gründerinnen und Investorinnen zu fördern und sichtbar zu machen – auf der deutschen wie der internationalen Ebene. Nach dem im April erschienenen „Female Founders Monitor 2019“ beträgt der Anteil der Frauen in der deutschen Start-up-Welt nur 15,1 Prozent. Auf Investorenkonferenzen sitzen auf den Podien meist keine Frauen – und wenn, dann kommen sie nicht aus Deutschland. „Beim Thema weibliche Business Angel sehe ich bundesweit großen Nachholbedarf. Hier will sich Avesta einbringen“, betont Jahnel. Nächste Gelegenheit dazu bietet die Jahresversammlung des Verbandes deutscher Unternehmerinnen am 17. Mai in Berlin. Dort wird sie einen Workshop zum Thema Investorinnen-Netzwerk im Online-Handel leiten. Erfahrungen dazu hat sie mit dem Aufbau ihres Schuhlabels „Tapodts“ gesammelt.

 

Von Nora Miethke

Foto: © Thomas Kretschel
 

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