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Frankreich nach Ottendorf geholt

Friederike Bühler hat ihre Konditor-Lehre als eine der besten in Sachsen abgeschlossen – dank einer kreativen Idee.

Lesedauer: 2 Minuten

Wie schmeckt Frankreich? Vor dieser Frage standen Sachsens angehende Konditoren in ihrer praktischen Gesellenprüfung. Das war das Thema für die herzustellenden Torten, Pralinen und Quiches. Als eine der besten hat sie Friederike Bühler vom Ottendorfer Mühlenbäcker beantwortet. Gefunden hat sie ihre Antwort etwa 700 Kilometer östlich von Madagaskar im Indischen Ozean – auf der zu Frankreich gehörenden Insel La Réunion.

Bei der Vorbereitung auf die Prüfung ist sie auf Frankreichs südlichsten Punkt gestoßen. „Ich habe dann geschaut, was dort angebaut wird. Das sind Vanille, Kaffee und Guaven. Das wurden meine Hauptbestandteile“, erzählt die 22-Jährige. Daraus entstanden dann Kreationen wie eine Vanille-Guaven-Sahnetorte, eine Kaffee-Buttercreme-Torte und Guaven-Orangen-Pralinen. Und die überzeugten nicht nur die Prüfer, sondern auch die Chefs. „Es waren Sachen dabei, die in Zukunft umgesetzt werden können“, sagt Produktionsleiter Reiner Israel. Das sind beispielsweise der Crunch in der Torte oder die exotischen Früchte, die auch in einem Dessertstreifen verwendet werden könnten.

Ungewöhnlicher Weg

So ungewöhnlich wie die Zutaten zum Thema Frankreich war auch Friederike Bühlers Weg zu ihrer Ausbildung in Ottendorf-Okrilla. Denn gebacken hat die Konditorin zwar schon immer gern, doch beruflich in diese Richtung gehen, wollte sie ursprünglich nicht. Der Plan hieß eigentlich Studium. Weil ihr nach dem Abitur aber nicht klar war, was sie studieren sollte, ging es erst einmal für ein Jahr nach England, wo sie in einer Küche gearbeitet habe, erzählt Bühler. Wegen der vielen niedlichen Cafés sei bei ihr dann die Idee gereift, ihr Hobby zum Beruf zu machen. „Ich backe seit meiner Kindheit und war bekannt dafür, Torten zu Geburtstagen mitzubringen“, sagt sie.

Wohin es für sie nach ihrer Rückkehr nach Deutschland gehen sollte, stand von Anfang an fest: nach Dresden. „Das ist meine Lieblingsstadt“, sagt Bühler. Deshalb hat sie noch von England aus nach einem Unternehmen in und um für ein Duales Studium gesucht. Über eine Schule sei sie dann auf den Ottendorfer Mühlenbäcker aufmerksam geworden. Statt eines dualen Studiums entschied sich Bühler dann für die Ausbildung zur Konditorin.

Weil sie zu dem Zeitpunkt aber immer noch in England war, musste das Bewerbungsgespräch per Telefon geführt werden. Auch der Lehrvertrag wurde erst zu Friederike Bühlers Mutter nach Sachsen-Anhalt und von dort nach England geschickt.

Ausbildung um halbes Jahr früher beendet

Dass der Ottendorfer Mühlenbäcker das möglich gemacht hat, hat Friederike Bühler mit Leistung zurückgezahlt. Die Ausbildung konnte um ein halbes Jahr verkürzt werden und im September nimmt die Konditorin am Landesausscheid der besten Lehrlinge teil. In den Wochen vor der Prüfung habe sie nach der Arbeit viele Stunden zusätzlich in der Backstube verbracht, erzählt Robert Meyer vom Ottendorfer Mühlenbäcker. Und Bühler erklärt: „Ich hatte nur das im Kopf. Ich hätte gar nichts anderes machen können.

Das Lernen geht für die 22-Jährige weiter aber auch nach der bestandenen Gesellenprüfung weiter. Der Plan für die nähere Zukunft sei, den Meister zu machen, erzählt sie. Und auch darüber hinaus hat Friederike Bühler Träume. So will sie nach dem Meister die Welt bereisen, andere Länder kennenlernen und Ideen sammeln. In ferner Zukunft ist dann vielleicht ein eigenes Geschäft geplant.

Bis es soweit ist, steht aber erst einmal die normale Arbeit in Ottendorf an. Dort sucht man derzeit nach Auszubildenden für das neue Lehrjahr. In den vergangenen beiden Jahren habe man 16 beziehungsweise 17 Jugendliche einstellen können, sagt Meyer. Insgesamt machen damit derzeit etwa 40 junge Leute bei dem Unternehmen ihre Ausbildung. Neben Bäcker und Konditor kann dort auch Verkäufer, Lagerlogistiker und Systemgastronom gelernt werden.

 

Von Alexander Buchmann

Foto: © Thorsten Eckert

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