Sachsens Touristiker verbuchen ein Rekordjahr nach dem anderen. Damit das so bleibt, soll sich die Branche weiterentwickeln. Tourismus sei kein Selbstläufer, sagt Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). „Im Mittelpunkt steht die nachhaltige Stärkung des Wirtschaftsfaktors Tourismus.“ Es gehe nicht darum, das Gästeaufkommen um jeden Preis zu steigern. Vielmehr soll der Tourismus marktgerechte Qualität bieten und diese ausbauen. Dazu hat die Regierung mit der neuen Tourismusstrategie fünf Handlungsfelder beschlossen. Die Sächsische Zeitung stellt die wichtigsten Herausforderungen bis 2025 vor.
Vorhaben 1: Fachkräfte an ihre Betriebe binden
Sachsens Tourismusbranche ist vor allem in der Hand mittelständischer Unternehmen. Fast 90 Prozent der Betriebe im Gastgewerbe sind inhabergeführt. Etwa die Hälfte hat Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden. Die Mitarbeiter zu binden, wird immer wichtiger. Dazu seien Weiterbildungen und berufsbegleitende Qualifizierung nötig. Ein Thema ist auch die Flexibilisierung der Arbeitszeit sowie eine Höchstarbeitszeit. Ausländische Mitarbeiter sollen besser integriert werden.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist auch ein zeitgemäßes und attraktives Angebot an Hotels und Pensionen wichtig. Allerdings schließen immer mehr Gasthöfe und Gaststätten – vor allem im ländlichen Raum. Noch im ersten Halbjahr 2019 soll deswegen ein Investitionsmanagement für Hotelansiedlungen und Tourismusprojekte entstehen. Die Wirtschaftsförderung soll gleichzeitig Ansprechpartner für Investoren, Betreiber und Kommunen sein.
Vorhaben 2: Reiseregionen sollen enger mit Kommunen zusammenarbeiten
Bausteine der sächsischen Tourismusbranche sind die sieben Reiseregionen: Dresden/Elbland, Leipzig und Umland, Erzgebirge, Sächsische Schweiz, Oberlausitz und Vogtland. Die Region Chemnitz/Zwickau wird derzeit aufgebaut. Um wettbewerbsfähig zu sein, wurden in den lokalen Verbänden Kräfte gebündelt. Nun sollen die Kommunen und Akteure vor Ort stärker eingebunden werden. Attraktionen in privater oder öffentlicher Trägerschaft sind Teil der Tourismusregionen und müssen sich mehr in die Arbeit einbringen, heißt es in dem Papier.
Vorhaben 3: Ausbau der touristischen Infrastruktur
Barrierefreier öffentlicher Nahverkehr, neue Rad- und Wanderwege, Mountainbike-Strecken, Kur- und Wellnessangebote, Wintertourismus mit und ohne Schnee: Die Weiterentwicklung und der Ausbau brauchen landesweit eine stärkere Koordinierung, so Minister Dulig. Ziel ist es unter anderem, Sachsen zu einer der führenden Rad- und Mountainbike-Destinationen zu entwickeln. Für die Entwicklung der Kur- und Erholungsorte soll eine Grundlagenstudie in Auftrag gegeben werden.
Vorhaben 4: Sachsen als Reiseziel im Ausland bekannter machen
90 Prozent der Touristen, die Sachsen besuchen, kommen aus Deutschland. Die meisten ausländischen Gäste besuchen die Großstädte Dresden und Leipzig, das soll sich ändern. Die anderen sächsischen Tourismusregionen sollen im Ausland bekannter werden. Märkte sind unter anderem die USA, China, Russland, Großbritannien, Italien und die Schweiz, aber auch Tschechien, Polen, die Niederlande und Österreich. Dafür soll das Marketing verstärkt werden. Sachsen wird sich 2021 als offizielles Partnerland auf der ITB, der weltgrößten Tourismusmesse in Berlin, präsentieren. Zukunftsfähiger Tourismus braucht auch ein Klima der Gastfreundschaft. Dazu zählen nicht nur Sprach- und Kulturkenntnisse im Gastgewerbe, sondern auch Weltoffenheit, so Dulig.
Vorhaben 5: Mehr Geld für Unternehmen und Regionen
Die Regierung will auch weiterhin in den Tourismus investieren. Mit einem Jahresbruttoumsatz von 7,8 Milliarden Euro sei die Branche eine unverzichtbare Wirtschaftsgröße. Kleine Unternehmen bekommen finanzielle Unterstützung für Investitionen oder die Regelung der Nachfolge – maximal 200 000 Euro. In die Entwicklung der Reiseregionen investiert der Freistaat 3,5 Millionen Euro pro Jahr. Die Förderprogramme sollen in Zukunft besser koordiniert werden.
Von Andrea Schawe
Foto: © dpa/Jan Woitas