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Gefährdet ein Waldkauz die Bombardier-Pläne?

So schnell wie möglich will die Stadt die Zufahrt zum Bautzener Werk ausbauen. Doch jetzt gibt es ein tierisches Problem. Von Marleen Hollenbach

Lesedauer: 3 Minuten

Ein kleiner Waldkauz könnte alle Pläne durcheinanderbringen. Das Eulenpaar bewohnt einen Horst nahe der künftigen Werkszufahrt. Schon seit mehreren Jahren leben die Waldkäuze dort. Das geht aus einer Untersuchung zum Artenschutz hervor, welche die Stadt in Auftrag gegeben hat. Wie Falko Wendler, Chef des Hoch- und Tiefbauamtes, erklärt, werden bei jeder Baumaßnahme dieser Art mögliche Brutvögel erfasst. Anschließend wird abgeschätzt, wie sich die Arbeiten auf die Lebensräume von Tieren und Pflanzen auswirken. Ist das erledigt, ergreift die Stadt Maßnahmen für den Naturschutz.

Soweit die Theorie. In der Praxis sind noch viele Fragen offen. So weiß man im Rathaus nicht, ob es zu Planänderungen kommt und ob der Waldkauz das Bauprojekt tatsächlich verzögert. Darüber müsse erst mit der Unteren Naturschutzbehörde gesprochen werden, so Wendler. Er erklärt auch: „Auswirkungen auf die Gesamtkosten kennen wir erst, wenn Maßnahmen erforderlich werden.“ Bisher rechnet die Stadt mit Kosten in Höhe von 750 000 Euro für den Ausbau der Zufahrtsstraße. Für den Bau einer neuen Spreebrücke an der Rückseite des Werksgeländes sind 1,8 Millionen Euro vorgesehen. Unterstützt wird die Stadt dabei vom Freistaat Sachsen. Fördermittel in Höhe von 400 000 Euro gibt es für die Straße, ein Zuschuss von 1,5 Millionen Euro kommt vom Land für die Brücke.

Baum möglichst nicht fällen

Beim Landratsamt, zu der die Naturschutzbehörde gehört, hat man genaue Vorstellungen davon, wie der Waldkauz bei den Bauarbeiten zu schützen wäre. Der Baum, auf dem Waldkäuze brüten, sollte nicht gefällt werden, teilt Sarah Günther, Sprecherin des Landratsamtes, mit. „Sollte dies nicht möglich sein, ist der Fällzeitpunkt außerhalb der Brutzeit zu legen“, sagt sie. Die Stadt müsste dann Ersatznisthilfen in der Nähe anbringen.

 

 

Ob mit Waldkauz oder ohne, das Unternehmen verlässt sich darauf, dass es mit der Planung der Stadt schnell vorangeht. „Bombardier hat keine Informationen über mögliche Verzögerungen“, erklärt Unternehmenssprecher Andreas Dienemann und betont ausdrücklich: „Für den Bombardier-Standort in Bautzen ist wichtig, dass die geplante Maßnahme Mitte 2020 abgeschlossen ist.“ Das Werk arbeite dann auf Hochtouren. Ein sportliches Ziel. „Der frühestmögliche Baubeginn für die Zufahrtsstraße ist im zweiten Quartal 2019, für die Brücke im ersten Quartal 2020“, erklärt der Bautzener Bauamtsleiter. Mit einem Ende der Baumaßnahme rechnet Wendler frühestens im vierten Quartal 2020.

Bombardier investiert 30 Millionen Euro

Der Schienenfahrzeughersteller investiert 30 Millionen in den Standort. Eine neue Produktionshalle ist bereits entstanden, ein Testzentrum für die Bahnen in Arbeit. Gleichzeitig verändert das Unternehmen die Logistik. Momentan erfolgt die An- und Auslieferung komplett über die Fabrikstraße. Doch diese Zufahrt wird künftig nicht mehr ausreichen. In der neuen Montagehalle sollen bald im ZweischichtSystem bis zu 600 Waggons pro Jahr fertiggestellt werden. Das Unternehmen rechnet in diesem Zusammenhang mit einem deutlich stärkeren Lieferverkehr.

Würde der gesamte Schwerlastverkehr über die Fabrikstraße rollen, wäre der Lärm für Anwohner kaum noch zumutbar. Aus diesem Grund will Bombardier die „Einfahrt West“ auf der Rückseite des Werksgeländes reaktivieren. Zuletzt wurde die Zufahrt nur von Mitarbeitern genutzt. Künftig sollen die Fahrzeuge von der Innenstadtumgehung – der Siemensstraße – ein Stück in die Neustädter Straße und von dort über die bisher zu schmale und zu holprige Zufahrt bis zur Spree und dem Bombardier-Westeingang geleitet werden. Damit die Laster auf das andere Ufer fahren können, plant die Stadt eine neue Brücke mit einer Tragfähigkeit von 44 Tonnen. Die alte Querung wird abgerissen und durch das neue Bauwerk ersetzt.

 

Von Marleen Hollenbach

Foto: © Steffen Unger / dpa

© Grafik: Sylvia Tietze

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