Geht uns in diesem Super-Sommer das Bier aus? Bekommen die Brauereien nicht mehr ausreichend Leergut zurück? Droht gar der Getränkenotstand in Görlitz? Bernd Kaspar lacht, wenn er solche Fragen hört. Er ist einer der beiden Chefs der Meridian Getränke OHG in Girbigsdorf. „Nein“, sagt er, „der Getränkenachschub ist gesichert.“ Vier Märkte betreibt das Unternehmen, drei in Görlitz, einen in Reichenbach. „Ja“, sagt Bernd Kaspar, „es gibt in jedem Jahr mal einen kleinen Engpass bei bestimmten Sorten, die besonders nachgefragt werden.“ Aber generell: Der Görlitzer bekommt sein Getränk, egal ob Bier, Wasser, Saft oder Limo. Dabei klagen Brauereien deutschlandweit durchaus über fehlendes Leergut – alle Jahre wieder, aber vor allem in solch einer Hitzezeit wie der derzeitigen. In diesem Jahr, heißt es vom Deutschen Brauerbund, ist die Leergutknappheit „ausgeprägter als in anderen Jahren“. Es sei daher „in der Tat wünschenswert, dass Verbraucher Leergut zeitnah in den Handel zurückbringen“.
Brauer sehen Schuld beim Transport
In diesem Jahr kommen offenbar mehrere Faktoren zusammen. An erster Stelle das gute Wetter, die Fußball-Weltmeisterschaft und offensichtlich der entscheidende Teil: Fachkräftemangel bei den Speditionen. Das sieht auch Steffen Dittmar so. Er ist Präsident des Sächsischen Brauerbundes und Chef der Berquell-Brauerei in Löbau. „Man kann so einen Sommer nicht planen“, sagt Steffen Dittmar. Aber den Grund, warum manche sächsische Brauerei über Leergutmangel klagt, sieht er ganz einfach im Transportsystem. „Die Speditionen holen zwar massenhaft Ware ab. Aber es kommt zu wenig Leergut zurück“, sagt der Präsident. Die Kapazität im Transportwesen reiche einfach nicht aus. Die Schuld am Leergutmangel sieht Steffen Dittmar daher weniger bei Ottonormalbiertrinker, der möglicherweise Zuhause Kästen hortet, sondern in der Logistik des Transportwesens. „Wir sind mit den entsprechenden Verantwortlichen natürlich im Gespräch“, sagt er.
Transport ist ein Problem, das andere heißt Spezialflaschen. Der Sortieraufwand in den Brauereien ist gestiegen, seit es immer mehr unterschiedliche Flaschenformen gibt. Manche Großbrauereien bringen individuelle Flaschen mit eingeprägtem Markennamen als Relief heraus. Veltins startete damit 2003, es folgten unter anderem Radeberger, Hasseröder und Köstritzer. „Für kleinere Brauereien bedeutet das einen erheblichen Aufwand, wenn die Flaschen einzeln per Hand sortiert werden müssen“, sagt Steffen Dittmar. In Löbau hat er deshalb eine Anlage einbauen lassen, die das automatisch erledigt. 80 000 bis 100 000 Flaschen werden so pro Tag aussortiert. Die Löbauer Brauerei hat sich für den Sommer gerüstet. „Wir sind flaschentechnisch gut aufgestellt, Lieferprobleme gibt es nicht“, sagt Steffen Dittmar.
Sein Kollege Uwe Köhler, Geschäftsführer der Landskron Brauerei in Görlitz, sieht es ähnlich. „In diesem Jahr haben wir ja unser Bierchen herausgegeben, Bier in den kleinen Flaschen. Deshalb hatten wir davon schon einen gewissen Vorrat angeschafft“, sagt er. Aber ebenso von den größeren Behältnissen. Denn auch bei Lands-kron kennt man natürlich die alljährlich wiederkehrende Leergutknappheit im Sommer. „Wir sind gut vorbereitet“, sagt Uwe Köhler. Nur stundenweise sei es bisher zu einem Mangel an leeren Flaschen gekommen, kein Problem für die Brauerei. Der Landskron-Chef sieht ebenfalls das größere Problem nicht in den Bierkästen, die bei den Kunden stehen, sondern in der Logistik der Transportfirmen.
Zwischen drei und vier Milliarden Biermehrwegflaschen sind laut Schätzungen der Branche im Umlauf. Die Höhe des Pfandes hat sich zuletzt 2002 verändert. Seitdem werden für Flaschen mit Kronkorken acht Cent und für einen leeren Kasten nochmals 1,50 Euro berechnet. In diesem Jahr ist der Bierpreis im Schnitt um 4,1 Prozent gestiegen. Das hat das Statistische Bundesamt mitgeteilt. Steffen Dittmar will die Entwicklung erst abwarten, erhöht den Bierpreis derzeit nicht. „Im kommenden Jahr sieht es wegen des heißen Sommers vielleicht anders aus“, sagt er. Denn Hopfen und Malz könnten teurer werden. „Derzeit haben wir noch Verträge mit den Lieferanten aus dem vergangenen Jahr“, schildert der Präsident das Sächsischen Brauerbundes. Wie sich das Ganze auf 2019 auswirkt, darüber möchte er heute noch nicht spekulieren.
von Matthias Klaus
Bildquelle: nikolaischmidt.de