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Gute Geschäfte mit Facebook und Twitter

Eine kleine Freitaler Firma hilft riesigen Konzernen, wie Rewe und Nestlé, in Sachen soziale Netzwerke. Wie geht das?

Lesedauer: 3 Minuten

In einem Supermarkt irgendwo in Deutschland bekommt ein Kunde nicht das Bier, das er am liebsten trinkt. Gut möglich, dass sich dieser Kunde im Internet beschwert. Und gut möglich, dass diese Beschwerde auf dem Tisch von Michael Meißner und Robert Rudzok in Freital landet – auf dem virtuellen Tisch natürlich. 

Die beiden sind Geschäftsführer des Unternehmens Social Web Sherpas. Firmen zu helfen, auf den sozialen Online-Kanälen, wie Facebook, Twitter und Instagram, erfolgreich zu sein, das ist ihr Geschäft. Seit dem Umzug von Dresden und Freital hat sich das Unternehmen rasant entwickelt.

Zu dritt haben sie im Technologiezentrum angefangen, mittlerweile sind sie ein Team von 23 Personen – und arbeiten für riesige, weltweit tätige Konzerne. „Der Name ist Programm“, sagt Robert Rudzok. Wie die Sherpas – also das Volk, das sich im Himalaya als Bergführer einen Namen gemacht hat – sehen sie sich als Dienstleister. Nur wollen sie nicht beim Bezwingen eines Gipfels behilflich sein, sondern beim Betreiben von sozialen Internetplattformen und beim Online-Verkauf von Produkten. „Online Reputation Management“ nennt sich das in der Internetwelt. Für die Supermarkt-Kette Rewe kümmern sich die Social Web Sherpas um die sozialen Netzwerke Facebook, Twitter und Instagram. Ähnliches tun sie für die Untermarke des Weltkonzerns Nestlé, Garden Gourmet.

„Potenzial noch nicht abgeschöpft“

Die Kunden erwarten heute nicht nur, dass sie auf eine Beschwerde eine Antwort bekommen, sondern sie erwarten auch, dass ihnen schnell geantwortet wird. Weil diese Arbeit viel Zeit und Personal kostet und auch saisonalen Schwankungen unterworfen ist, überlassen sie viele Unternehmen kleineren Firmen – wie den Social Web Sherpas. „Wir sind so etwas wie der erste Filter“, sagt Meißner. Eine Beschwerde, wie die fehlende Lieblingsbiermarke im Supermarktregal, kann von den Freitalern sofort beantwortet und an Rewe weitergereicht werden. Jährlich kommt eine siebenstellige Zahl an solchen Vorgängen zusammen. Darüber hinaus beraten die Social Web Sherpas Unternehmen in Sachen Strategie auf den sozialen Internet-Plattformen. Außerdem sind sie im Online-Verkauf tätig. Ein Unternehmen, das einen innovativen Feuerlöscher herstellt, gehört dabei zu den Kunden. Die Social Web Sherpas sorgen dafür, dass zum Beispiel der virtuelle Shop auf dem Verkaufsportal Amazon immer gut gepflegt ist. Wie das geht, haben Robert Rudzok und Michael Meißner nicht irgendwo gelernt.

Beide haben an der TU Dresden Geschichte studiert. Meißner zusätzlich Politikwissenschaft und Rudzok zusätzlich Kommunikationswissenschaft. 2007 fingen sie mit ihrem gemeinsamen Geschäft an. „Es ginge doch noch viel besser“, haben sie sich gedacht, als sie sich die Auftritte einiger Unternehmen bei Facebook, Twitter und Co. angeschaut haben.

An diesem Eindruck hat sich auch heute nicht viel geändert. „Bei vielen Unternehmen läuft das so nebenbei mit. Da passiert kein Feuerwerk“, sagt Michael Meißner. „Viele denken, dass es reicht, wenn man einmal pro Woche auf Facebook etwas postet.“ Die Relevanz der sozialen Netzwerke sei von vielen Firmen mittlerweile erkannt worden. „Aber das Potenzial ist noch nicht abgeschöpft.“

„Wollen mit Aufgaben wachsen“

Das gilt nach den Erfahrungen der beiden Ober-Sherpas auch für die vielen kleineren Unternehmen in der Region rund um Freital. Sie nutzen die sozialen Netzwerke nicht oder nur wenig für ihr Geschäft und bauen schon gar nicht auf die Hilfe solcher Dienstleister, wie den Social Web Sherpas. Diese arbeiten deshalb fast ausschließlich mit großen Unternehmen und Organisationen zusammen. Zu den Kunden gehören neben Rewe und Garden Gourmet auch Bosch, Fiat und die Aktion Mensch. Etwas mehr als eine Million Euro an Umsatz hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 2018 erzielt. Ihren Firmensitz im eher beschaulichen Freital empfinden Robert Rudzok und Michael Meißner nicht als Nachteil. 90 Prozent der Kunden finden über Empfehlungen anderer den Weg zu den Social Web Sherpas. Außerdem scheint der Firmensitz zur Firmenphilosophie zu passen. „Wir wollen eine vernünftige Beratung bieten, ohne großes Tamtam“, sagt Meißner.

Ihren Umzug 2014 von Dresden nach Freital haben sie nie bereut. Damals kamen sie vor allem wegen der viel besseren Internetverbindung – für die Social Web Sherpas unverzichtbar. Heute schwärmen die beiden Geschäftsführer von den Perspektiven, die Freital im Technologiezentrum oder auf den neu entstandenen Gewerbeflächen bietet. Gerade suchen sie schon wieder neues Personal – Community-Manager und allgemein Social-Media-Profis. Eine Erweiterung der Büroflächen oder ein eigener Neubau in Freital steht zwar momentan nicht zur Debatte, aber Michael Meißner gibt die Richtung vor: „Wir wollen mit den Aufgaben der Kunden wachsen.“

 

Von Tobias Winzer

Foto: © Karl-Ludwig Oberthür

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