Leipzig. Es ist ein aufsehenerregender Deal für die Region Leipzig. Und schon jetzt steht fest: Für Belantis, Ostdeutschlands größten Freizeitpark, hat ein neues Kapitel begonnen. Seit Donnerstag gehört die Anlage mit über 60 Fahrgeschäften zur Freizeitpark-Sparte des französischen Unternehmens Compagnie des Alpes, die sie vom bisherigen Eigentümer Parques Reunidos gekauft hat. Und die Erwartungen, die von diesem Kauf ausgehen, könnten größer kaum sein.
Zuletzt war es schließlich ruhig geworden um den Park, dessen Besucher von der gigantischen Pyramide und dem himmelblauen Schloss begrüßt werden: 2015 ging mit einer Familienachterbahn, getauft auf den Namen „Cobra des Amun Ra“, zuletzt eine Großinvestition an den Start. Es folgten Jahre ohne bahnbrechende Neuerung – und das in einer Branche, die von Veränderungen und neuen Publikumsmagneten lebt. So startet die Saison an diesem Samstag erneut ohne eine neue Großattraktion.
Belantis Leipzig: Neuer Eigentümer will 900.000 Gäste pro Jahr begrüßen
Für Belantis hat die Compagnie des Alpes jetzt 22 Millionen Euro gezahlt, verlautete es von den Beteiligten. Ein ambitioniertes Ziel hat der Eigentümer bereits definiert: Das Potenzial soll ausgebaut werden – für bis zu 900.000 Gäste pro Jahr. In den vergangenen Jahren waren es demnach um die 300.000, die in den Park kamen.
Dominique Thillaud, Chef der Compagnie des Alpes, bezeichnet den Kauf von Belantis als „großartige Gelegenheit“ für seinen Konzern. Im Standort sieht er „echte Stärken“ und blickt mit Zuversicht auf „das zukünftige Entwicklungspotenzial des Parks“.

Quelle: André Kempner
Und der Chef der Park-Sparte des französischen Konzerns, François Fassier, betonte: „Wir sind gespannt darauf, mit den Teams vor Ort zusammenzuarbeiten, um gemeinsam ein neues Kapitel in der Geschichte dieses Parks zu schreiben.“
Eigentümer aus Frankreich will mit guter Lage punkten
Die Vorteile des Parks seien in jedem Fall „solide“, heißt es vom neuen Eigentümer: Das Einzugsgebiet wachse, der Park sei mit seiner Lage an der A38 gut zu erreichen.
Auch das Erweiterungspotenzial dürfte für den Investor interessant sein: Auf weitere 40 Hektar beziffert es der neue Eigentümer.
Zudem ist von „relativ wenig lokaler Konkurrenz“ die Rede. Allerdings hat sich das Wettbewerbsumfeld durchaus verändert: Mit Karls Erlebnisdorf in Döbeln gibt es seit 2024 eine neue Anlaufstelle, insbesondere für Familien. Auch Belantis versteht sich als Familienpark.
Kommt eine neue Achterbahn?
Bei Belantis selbst ist von „neuen Impulsen“ die Rede, die den Park in den kommenden Jahren bereichern sollen. „Mit dieser Übernahme stellt sich Belantis für die Zukunft neu auf“, heißt es dazu.
Wir sind gespannt darauf, gemeinsam ein neues Kapitel in der Geschichte dieses Parks zu schreiben. – François Fassier, Chef der Park-Sparte bei Compagnie des Alpes
Doch konkret wird man noch nicht – was auch nicht ungewöhnlich ist, ging die Übernahme schließlich gerade erst über den Tisch. Klar ist jedoch: Belantis will schon seit Längerem eine neue Attraktion bauen. In den vergangenen Jahren hatte das Management gegenüber dieser Zeitung von einer neuen Familienachterbahn gesprochen, die errichtet werden solle. Doch dazu kam es nicht – es fehlte offenbar die Unterstützung des damaligen Eigentümers.
Spanier kauften Belantis 2018
Das war bis zuletzt Parques Reunidos, einer der größten Parkbetreiber Europas. Über 50 Parks weltweit und in Europa zählen zum Portfolio – darunter sind bekannte Namen: in Deutschland etwa der Movie Park in NRW, das Tropical Islands in Brandenburg und der Weltvogelpark Walsrode.
Belantis hatten die Spanier 2018 gekauft, und im Rückblick muss man sagen: Die Hoffnungen, die mit der Übernahme verbunden waren, haben sich nicht erfüllt.

Quelle: André Kempner
Seinerzeit machten ambitionierte Pläne die Runde: Innerhalb von zwei Jahren solle das Angebot ausgebaut, die Fläche auf bis zu 60 Hektar erweitert werden. Realität wurden diese Pläne nicht.
Französisches Unternehmen hat schon andere Parks erweitert
Nun ist das Kapitel Belantis für die Spanier abgeschlossen. Welche strategischen Gründe hinter der Trennung stecken, ist bisher nicht bekannt. Doch der Eindruck, der in den vergangenen Jahren entstand: Im Vergleich zu den anderen großen Parks, die zum spanischen Konzern gehören, kam Belantis meist zu kurz. Wie ein Brancheninsider vermutet, wurden Investitionsmittel wohl auf andere Projekte umgeleitet, von denen sich der Konzern mehr versprach.
Bei Belantis ist nun von „großen Hoffnungen“ die Rede. Man dürfte dort auch auf andere Parks blicken, die das französische Unternehmen übernommen hat. 2019 hatte der Betreiber beispielsweise den Familypark im österreichischen Burgenland gekauft. Seitdem gab es tatsächlich einige Neuheiten – 2022 eröffnete mit einer Wildwasserbahn eine große Attraktion. Die Compagnie des Alpes betreibt insgesamt zehn Skigebiete in den Alpen und 12 Freizeitparks, vor allem in Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Das Unternehmen gilt als einer der größten Freizeitparkbetreiber in Europa.
Auch in der Tourismusbranche wurde die Übernahme mit Interesse registriert. Volker Bremer, Geschäftsführer der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH, bezeichnet Belantis als „touristischen Leuchtturm im Leipziger Neuseenland, der weit über die Grenzen der Region ausstrahlt“. Bremer betont: „Wir freuen uns, dass ein profiliertes Unternehmen den Freizeitpark Belantis übernommen hat und großes Entwicklungspotential im Standort sieht – auch hinsichtlich der Steigerung der Besucherzahlen.“