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Hat die Teichwirtschaft in der Oberlausitz eine Zukunft?

Klimawandel und Vorschriften erschweren zunehmend die Arbeit der Fischer. Doch die ist auch sehr wichtig für die Natur. Deshalb läuft im Kreis Bautzen ein Forschungsprojekt.

Lesedauer: 3 Minuten

Man sieht einen Fischer mit Fischernetz.
Wie können die Teichwirte zum Weitermachen motiviert werden, wenn ihre angestammte Arbeit kaum noch die Existenz sichert? Dieser Frage widmet sich ein Forschungsprojekt in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. © Archivfoto: SZ/Wolfgang Wittchen

Von Uwe Menschner

WarthaTeich ist nicht gleich Teich. Was für gelegentliche Besucher der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft eine überraschende Erkenntnis darstellen mag, ist für Philipp Czapla eine Binsenweisheit. Schließlich beschäftigt er sich als Gewässerökologe beim Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow genau mit jenen Unterschieden, die in für den Laien fast gleich aussehenden Teichen so vielfältige Lebensräume schaffen. „Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass dies alles auf das Wirken des Menschen zurückgeht“, erklärt er.

Oftmals werde die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft als Naturlandschaft angesehen: „Ein Irrtum. Es handelt sich um eine künstliche, durch den Menschen geschaffene Kulturlandschaft.“ Und Sebastian Heynen, der in der Verwaltung des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft für Gewässer und Fischerei zuständig ist, ergänzt: „Die künstlich angelegten Teiche ersetzen die natürliche Auenlandschaft, die hier früher einmal existierte und die es fast nirgends mehr gibt.“

Das Projekt Teichlausitz wurde kürzlich auf einer Exkursion durch die Guttauer Teiche Interessierten vorgestellt, unter anderem von Philipp Czapla (r.).© Uwe Menschner

Jahrhundertelang bewirtschafteten die Fischer in der Oberlausitz – wie auch anderswo -ihre Teiche und erzielten aus ihnen ein zumeist bescheidenes, aber doch zum Leben reichendes Einkommen. Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich die Situation teils dramatisch verändert: „Sowohl die Anzahl der Betriebe als auch die erzeugte Fischmenge ist in den vergangenen 30 Jahren deutschlandweit stark rückläufig“, weiß Philipp Czapla.

Ursachen gibt es mehrere: So erschwert der Klimawandel mit steigenden Temperaturen und sinkenden Niederschlagsmengen die Bewirtschaftung der Teiche und verschlechtert die Lebensbedingungen ihrer Bewohner. Doch auch der Staat und die Europäische Union würden die Fischereiwirtschaft mit Bestimmungen, Verordnungen und Förderbedingungen unter Druck setzen. Es stellt sich die Frage: Hat die Teichwirtschaft in der Oberlausitz überhaupt noch eine Zukunft?

Ohne Teichbewirtschaftung verschwinden Biotope

„Das muss sie. Denn wenn die Teiche nicht mehr bewirtschaftet werden, dann kippt die gesamte Landschaft um“, erklärt Philipp Czapla. Ohne Teichbewirtschaftung nämlich kommen nicht etwa wieder die ursprünglichen Auenlandschaften zurück. „Im Gegenteil: Das Land verbuscht, wächst zu. Wertvolle Biotope entstehen nicht, sondern verschwinden.“

Doch wie können die Teichwirte zum Weitermachen motiviert werden, wenn ihre angestammte Arbeit kaum noch die Existenz sichert? Genau diese Frage stellen sich Philipp Czapla, Sebastian Heynen und weitere Wissenschaftler im Rahmen des Projektes Teichlausitz, das seit etwas mehr als einem Jahr in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft läuft. Dabei ist die Antwort bereits gefunden: „Man muss die Arbeit honorieren, welche die Teichwirte für die Gesellschaft leisten.“ Nämlich indem sie in ihren Teichen vielen, auch seltenen Arten Lebensräume schaffen und diese bewahren.

Dies geht freilich weit über das klassische Berufsbild des Binnenfischers hinaus, dessen Aufgabe darin bestand, möglichst viele Fische aus seinen Teichen herauszuholen und für die menschliche Ernährung zur Verfügung zu stellen. „In der DDR zum Beispiel gab es Gewässer, in denen man bis zu zehn Tonnen Fisch pro Hektar erntete. Das waren eigentlich keine Teiche mehr, sondern Zuchtfabriken“, so Philipp Czapla.

Zwölf Teichwirtschaften am Forschungsprojekt beteiligt

Heute liegt der Schnitt bei 300 Kilogramm pro Hektar und Jahr. Dabei gibt es Teiche, die mehr erbringen, aber auch Teiche, in denen kaum Fische gefangen werden. „Hier sind wir wieder bei den Unterschieden, die heute zwischen den Teichen gemacht werden“, erklärt der Ökologe. Die letztgenannten Gewässer bringen nämlich den größten Mehrwert für den Naturschutz, aber erst einmal kaum Erträge für ihren Bewirtschafter. „Deshalb müssen Förderregularien gefunden werden, die es den Teichwirten ermöglichen, einen Teil ihrer Gewässer im Sinne des Naturschutzes zu bewirtschaften“, so Philipp Czapla.

Zum Ende der Projektlaufzeit im September 2024 wollen Philipp Czapla, Sebastian Heynen und ihre Mitstreiter in der Lage sein, der Politik entsprechende Vorschläge zu unterbreiten. „Derzeit befinden wir uns noch in der Phase der Bestandsaufnahme“, erklärt der Wissenschaftler vom Institut für Binnenfischerei. Dabei werden in Zusammenarbeit mit zwölf Teichwirtschaften umfangreiche Daten, zum Beispiel zu Fischbeständen, Erntemengen und Fütterung, erhoben. Am Ende steht das Ziel, die professionelle Teichbewirtschaftung und mit ihr die vielfältige Kulturlandschaft der Heide- und Teichregion zu erhalten. Denn schließlich gilt: Teich ist nicht gleich Teich.

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