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Heizungstrends auf der Leipziger Messe: Warum es auf Wärmpumpen plötzlich einen Ansturm gibt

Auf den Leipziger Messen „Haus-Garten-Freizeit“ und „Handwerk live“ präsentieren Firmen ihre Heizungen – dabei ist auch die Wärmepumpe. Während ein Anbieter von einem Boom spricht, sorgen politische Unsicherheiten bei anderen für Kritik. Welche Trends es gibt – und warum die Branche mit Bauchschmerzen auf die Wahl blickt.

Lesedauer: 5 Minuten

Florian Reinke

Leipzig. Beim Unternehmen Enpal vergleichen sie Wärmepumpen in diesen Tagen mit heißen Semmeln. Von einem regelrechten „Run“ auf die Heizungen ist bei der Berliner Firma die Rede, wie es deren Vertreter in Halle 5 der Leipziger Messe erzählen. Enpal hat dort einen Stand für eine Messeveranstaltung errichtet, die auch für die Heizungsbranche von großem Interesse ist: Zum Doppel „Haus-Garten-Freizeit“ und „Handwerk live“ werden noch bis zum 16. Februar weit über 100.000 Besucher erwartet.

Ludwig Donath arbeitet in der Geschäftsentwicklung bei Enpal und spricht es offen aus: „Wir erleben einen Ansturm auf die Wärmepumpe – vor allem in der Kombination mit einer PV-Anlage.“

Wärmepumpen werden vom Staat gefördert

Warum, das ist für Donath klar: Zum einen handele es sich um ein sehr gutes Produkt. „Wir merken, dass die Menschen bei der Technologie sehr offen sind. Wärmepumpen sind effizient, nachhaltig und leise.“ Und zum anderen gibt es für Kundinnen und Kunden eine attraktive Förderung, wenn sie sich für die Anschaffung entscheiden.

Beim Unternehmen erklären sie das mit Begeisterung, doch dies kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in den vergangenen Jahren schnell emotional wurde, wenn das Wort Wärmepumpe fiel. Sie geriet ins Zentrum der Debatte über das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das viele nur als „Heizungsgesetz“ bezeichnen.

„Das Heizungsgesetz hat die Leute verunsichert“, sagt André Schnabel, Bundestrainer für Sanitär und Heizung.
„Das Heizungsgesetz hat die Leute verunsichert“, sagt André Schnabel, Bundestrainer für Sanitär und Heizung.
Quelle: Andre Kempner

Steht das Heizungsgesetz auf der Kippe? Branche befürchtet Unsicherheit

Es sieht vor, dass neue Heizungen seit 2024 zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Zunächst gilt das für Neubaugebiete. Bei bestehenden Gebäuden sind längere Übergangsfristen vorgesehen, und wer umsteigt, kann von einer Förderung profitieren. Optionen gibt es verschiedene, die Wärmepumpe ist eine davon.

Zuletzt wurde es öffentlich fast ruhig um das Thema, doch nun ist das Heizen wieder Gesprächsstoff – auch auf der Leipziger Messe. Die CDU hat in Aussicht gestellt, das GEG wieder abzuschaffen. Dass es jetzt eine offenbar höhere Nachfrage nach Wärmepumpen gibt, dürfte auch daran liegen, dass viele Kunden die aktuelle Förderung mitnehmen möchten – denn es ist unklar, wie es nach einem Regierungswechsel weitergeht. Auch die Branche befürchtet eine neue Unsicherheit, denn hier hat schon das zurückliegende Kommunikationschaos um die Wärmewende Spuren hinterlassen.

Absatz 2024 eingebrochen

„Das Heizungsgesetz hat die Leute verunsichert“, sagt André Schnabel, der sich als Bundestrainer für Sanitär und Heizung für internationale Berufswettbewerbe in der Branche bestens auskennt. Die Ziele seien unrealistisch gewesen und die Kommunikation seinerzeit ein Desaster, betont er im Gespräch auf dem Messegelände. Er kritisiert, dass in der Debatte bisweilen der Eindruck entstand, als sei die Wärmepumpe die einzige Lösung in der Wärmewende: „Mit einer Wärmepumpe kann man in der Tat viel machen, aber sie ergibt nicht überall Sinn“, sagt Schnabel.

Und klar ist auch: So gut wie bei Enpal läuft es mit dem Verkauf von Wärmepumpen nicht überall. André Schnabel berichtet von einem Umsatzeinbruch, der die Branche im vergangenen Jahr getroffen habe. Das bestätigen auch Zahlen des Bundesverbands Wärmepumpe: Demnach ist der Absatz 2024 um 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen.

Die Lüftungsanlage einer Wärmepumpe steht vor einem Wohnhaus: Die Systeme gelten als eine der Heizungslösungen für die Zukunft.
Die Lüftungsanlage einer Wärmepumpe steht vor einem Wohnhaus: Die Systeme gelten als eine der Heizungslösungen für die Zukunft.
Quelle: Silas Stein/dpa

Mit Sorge blickt der Verband auf die Zukunft des Gebäudeenergiegesetzes. Nach Beobachtung von Geschäftsführer Martin Sabel löse die Diskussion über eine Rücknahme bei Industrie, Handwerk und Gebäudeeigentümern Irritation aus. „Sie sorgt für eine unnötige und schädliche Zurückhaltung am Wärmemarkt. Denn die Lösungen sind bereits am Markt, da Industrie und Handwerk sich längst auf die Vorgaben eingestellt haben“, sagte er.

Es müsse weiterhin gelten: Ab 2026 und 2028 würden Heizungen mit fossilen Energieträgern nur noch installiert, wenn dahinter ein belastbarer Plan für deren vollständige Umstellung auf erneuerbare Alternativen bis 2045 stehe. Auch bei der Förderung von Wärmepumpen brauche es „Signale der Beständigkeit“.

Unternehmen werben auf Leipziger Messe für ihre Heizungen

Andere Heizungsbauer beklagen auf der Leipziger Messe unterdessen, mit ihren Lösungen kaum wahrgenommen zu werden.

Das Unternehmen Ortner etwa bietet eine Kombination aus Wärmepumpe und Speicherofen an – „VestaTherm“ nennt sich das patentierte System. „Der Vorteil ist, dass ich beide Systeme unabhängig voneinander betreiben kann“, sagt Firmenvertreter Mike Hellwig: „So funktioniert der Speicherofen auch bei einem Stromausfall verlässlich.“

Mike Hellwig von der Firma Ortner: Das Unternehmen präsentiert auf der Leipziger Messe eine Kombination aus Wärmepumpe und Speicherofen.
Mike Hellwig von der Firma Ortner: Das Unternehmen präsentiert auf der Leipziger Messe eine Kombination aus Wärmepumpe und Speicherofen.
Quelle: Andre Kempner

Doch auch das österreichische Unternehmen stört sich an der politischen Unsicherheit. „Die Unbeständigkeit macht es schwierig. Bis Ende 2023 hatten wir für unser Produkt eine Förderung, bis es plötzlich hieß, dass dieser Wärmepumpentyp nicht mehr unterstützt wird.“ Von der Politik wünsche er sich, „dass man Offenheit für verschiedene Heizsysteme zeigt“.

Zwenkauer Firma setzt auf Infrarotheizungen

So sieht es auch Attilay Ekici, der mit seiner Candor GmbH aus Zwenkau Infrarotheizungen anbietet. Den vergangenen Jahren kann er durchaus etwas Positives abgewinnen: „Die Menschen sind offener gegenüber Stromheizungen geworden. Das Interesse hat deutlich zugenommen, weil viele erkannt haben, dass wir für die Umwelt etwas unternehmen müssen.“

Infrarotheizungen preist er als vergleichsweise günstige Alternative. Sie ließen sich einfach umrüsten und seien wartungsfrei. Zudem erlaube der Gesetzgeber sie als elektrische Direktheizungen. „Es besteht keine CO₂-Preis-Besteuerung wie bei einer Gas- oder Ölheizung“, betont er. Tatsächlich soll der CO₂-Preis in den nächsten Jahren weiter steigen – damit wird das Heizen mit fossilen Brennstoffen teurer.

Attilay Ekici ist Geschäftsführer der Candor GmbH aus Zwenkau bei Leipzig - und bietet Infrarotheizungen an.
Attilay Ekici ist Geschäftsführer der Candor GmbH aus Zwenkau bei Leipzig – und bietet Infrarotheizungen an.
Quelle: Andre Kempner

Kunden sind mitunter zurückhaltend

Allerdings: Von Förderprogrammen profitiere diese Heizungsart noch nicht. „Doch wir sind fest davon überzeugt: In Zukunft werden Infrarotheizungen, neben den bereits bestehenden zukunftsorientierten und umweltschonenden Heizsystemen wie Wärmepumpe, Pelletheizung und Fernwärme, eine weitere sehr wichtige Säule sein.“

Interesse am Produkt zeigen auf der Leipziger Messe Marita und Michael Möller aus Dessau. Sie könnten sich gut vorstellen, ein Gebäude im Hof mithilfe eines solchen Systems zu heizen, erzählt das Ehepaar.

Für das Wohnhaus, sagt Michael Möller, habe man eine kurze Zeit lang über eine Wärmepumpe nachgedacht. „Wir leben aber bestimmt keine 20 Jahre mehr in unserem Haus“, sagt er. Daher lohne sich ein Umstieg kaum. Möller ergänzt: „Aus diesem Grund habe ich den Gedanken mit der Wärmepumpe schnell wieder verworfen – auch, wenn ich dem durchaus etwas abgewinnen kann.“

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