Von Annett Kschieschan
Dresden. Die Tage werden länger und es scheint fast, als würde der Sommer auch die Geschäftserwartungen in sächsischen Unternehmen beflügeln. Der ifo Geschäftsklimaindex Sachsen steigt im Frühsommer leicht. Sachsens Wirtschaft schaut damit sogar etwas optimistischer in die Zukunft als die meisten Betriebe im Bundestrend. Dabei gilt jedoch: Je nach Branche fallen die Beurteilungen von Geschäftslage und -aussichten recht unterschiedlich aus.
Das verarbeitende Gewerbe hofft auf weitere Besserung
Eher positiv bewerten die Unternehmer im verarbeitenden Gewerbe ihre aktuelle Geschäftslage und die Erwartungen an die nächsten Monate. In einigen Industrieunternehmen verzeichnet man gegenwärtig allerdings auch rückläufige Auftragseingänge und hofft dementsprechend auf Besserung.
Sächsische Dienstleister erwarten positive Geschäfte
Im sächsischen Dienstleistungssektor stieg die Stimmung im Mai deutlich. Die befragten Unternehmen sehen sich derzeit wieder besser aufgestellt und erwarten auch in den kommenden Monaten eine eher positive Entwicklung.
Kaufzurückhaltung setzt dem Handel zu
Durchwachsen zeigt sich das Bild im Handel. Hier stieg der Geschäftsklimaindex zwar leicht, allerdings gibt es Unterschiede in den einzelnen Teilbereichen. Während der Einzelhandel und der Großhandel ihre aktuelle Lage geringfügig besser bewerten, sanken die Geschäftserwartungen wieder etwas. Umgekehrt sieht es im Großhandel aus. Hier gibt die derzeitige Situation noch weniger Grund zur Freude, dafür erwarten die Unternehmen in der nächsten Zeit eine deutliche Verbesserung der Geschäftslage. Die Folgen der Inflation und die daraus resultierende Kaufzurückhaltung der Kunden setzen vor allem dem Einzelhandel in Sachsen zu.
Der Traum vom Eigenheim ist kaum noch bezahlbar
Eher schwierig bleibt die Lage im sächsischen Bauhauptgewerbe. Die aktuelle Lage wird demnach von vielen sächsischen Bauunternehmen spürbar schlechter eingeschätzt als noch im April. Die Geschäftserwartungen stiegen dafür leicht an. Einen Einbruch bei Aufträgen und Umsätzen konstatierten die Unternehmen im Wohnungsbau und im öffentlichen Bau. Im ersten Quartal 2023 wurden im Freistaat 1.473 Baugenehmigungen in Sachsen erteilt. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum noch 2.288. „Der Traum vom eigenen Haus ist kaum noch bezahlbar. In den letzten Jahren sind die Baukosten durch hohe Material- und Personalkosten größer geworden. Hinzu kommen ansteigende Finanzierungskosten und in der Familienkasse bleibt durch die Inflation weniger übrig“, weiß Thomas Schulz, Leiter Vertrieb und Wirtschaftsinformation bei Creditreform Dresden.
Hohe Energiepreise wirken nach
Die Energiepreiskrise hat vor allem den Mittelstand hart getroffen. Sowohl Auftragseingänge als auch Umsätze und Erträge der Unternehmen haben sich in den letzten Monaten häufig rückläufig entwickelt. Das zeigt die Frühjahrsstudie der Creditreform Wirtschaftsforschung aus Neuss, für die 1.300 kleine und mittlere Unternehmen befragt wurden. Sie gehen zum großen Teil mit sehr zurückhaltenden Geschäftserwartungen in die nächsten Monate. Auch hier gilt: Die Auswirkungen variieren je nach Hauptwirtschaftsbereich. Das verarbeitende Gewerbe schaut eher optimistisch in die Zukunft, während der Handel eher mit größeren Verlusten rechnet.
Schwierige Bedingungen für Sachsens Gründer
Die Wirtschaftslage hemmt auch den Gründergeist. So sank die Zahl der Firmengründungen in Sachsen 2022 um ein Prozent. Gleichzeitig stieg die Zahl der Gewerbeabmeldungen um drei Prozent. Betroffen sind vor allem kleine Firmen. Gleichzeitig schätzt die creditreform die Rahmenbedingungen für junge Unternehmen als herausfordernd ein. Aus volkswirtschaftlicher Sicht seien vor allem Gründungen, die innovative Produkte und Dienstleistungen einführen und so zur Transformation der Wirtschaft beitragen, wünschenwert. Besonders im verarbeitenden Gewerbe und im Hightech-Bereich schreckten aber viele potenzielle Gründer aufgrund der Rahmenbedingungen zurück. Einzig im Bereich „Energieversorgung“ wächst der Gründergeist.
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