Hoyerswerda. Schon der Rohbau des Forschungszentrums in Schwarzkollm hat gewaltige Ausmaße. Das Richtfest am Mittwoch hat deutlich gemacht, was seit dem Beginn der Erdarbeiten im Januar dieses Jahres schon alles erreicht worden ist. Der Baufortschritt in Bezug auf die Halle, das Kernstück des Forschungscampus, ist kaum zu übersehen. Selbst ohne direkten Blick auf das Gelände im Gewerbegebiet „Am Strochennest“ ist das Stahlskelett über das Dorf hinweg zu erkennen.
Etwa vom Kubitzberg aus lugt es über die Wohnhäuser des Hoyerswerdaer Ortsteiles. Doch nicht nur der Baukörper ist spektakulär, auch die Forschung, die dort ab Anfang 2027 beginnen soll, hat es in sich. Prof. Ursula Staudinger, Rektorin der TU Dresden, die als Bauherr fungiert, macht die Bedeutung des Smart Mobility Lab deutlich: „Wir bringen Innovationskraft, Arbeitsplätze, Bildungsmöglichkeiten in die Lausitz.“

Quelle: Juliane Mietzsch
Schon jetzt liegen Bewerbungen vor
Das Forschungszentrum mit der 11.000 Quadratmeter großen Halle und spezialisierten Laboren und Werkstätten auf 7000 Quadratmetern werde zum Katalysator für den Strukturwandel in der Lausitz, so Ursula Staudinger. Sie sieht den europaweit einzigartigen interdisziplinären Forschungscampus, der sich den Themen automatisierter und vernetzter Mobilitätslösungen in den Bereichen Kraftfahrzeuge, Luftfahrzeuge und Landmaschinen sowie Robotik für vielfältige Anwendungen widmet, als Anziehungspunkt für künftige Arbeitskräfte, wobei sich jetzt bereits Effekte zeigen: Es gäbe schon zahlreiche Initiativbewerbungen und ein „enormes Interesse aus der Wirtschaft“.
Dass die Forschungsergebnisse schnell und zielgerichtet gesellschaftlich relevant angewendet werden können, wird ebenfalls betont. Möglich mache das die „einzigartige Kombination von Technologien aus Robotik, Software, künstlicher Intelligenz mit innovativen Mobilitätsanwendungen“. Schließlich fungierte Hoyerswerda bereits als Reallabor, um Verkehrsdaten zu sammeln.

Quelle: Juliane Mietzsch
„Projekt mit internationaler Strahlkraft“
Auch Hoyerswerdas Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh nennt das Richtfest richtungsweisend. „Forschung und Entwicklung machen diesen Weg möglich“, macht er deutlich, wie das Smart Mobility Lab auf den Strukturwandel einzahlen kann.
An dem Standort sollen einmal über 300 neue Arbeitsplätze entstehen – nicht nur wissenschaftliche Mitarbeitende werden benötigt, ebenso in den Bereichen Verwaltung, Labor, Software und den Werkstätten wird ein Team benötigt. Das versichern die Verantwortlichen immer wieder.
Für Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer ist das Smart Mobility Lab die Chance, nicht nur neue Arbeitsplätze für jene zu generieren, die beruflich vom Ende der Braunkohleverstromung betroffen sind, sondern vielmehr Zuzug zu forcieren.
Wir schreiben die Wirtschaftsgeschichte dieser Region neu – aus einer Energieregion machen wir eine Wissenschaftsregion. – Michael Kretschmer, Sachsens Ministerpräsident
„Wir schreiben die Wirtschaftsgeschichte dieser Region neu – aus einer Energieregion machen wir eine Wissenschaftsregion“, betont er die Art des Wandels in der Lausitz und Hoyerswerda, den auch dieses „Projekt mit internationaler Strahlkraft“ mit sich bringt.

Quelle: Juliane Mietzsch
Forschungsprojekte werden bereits gestaltet
Vonseiten der TU Dresden, die das Projekt auf den Weg gebracht hat, ist dies ebenso ein Meilenstein. Die Themen automatisiertes Fahren und Fliegen sollen dort auf die nächste Ebene gehoben werden. Schließlich betrifft ein Aspekt der Forschung die Verkehrssicherheit.
Im Hintergrund entsteht derzeit das SCART Institut (Safety in connected and automated road traffic). Das soll sich einmal mit den Kriterien für die Zulassung hochautomatisierter Fahrzeuge beschäftigen, so Prof. Günther Prokop als Sprecher des Smart Mobility Lab und Inhaber der Professur für Kraftfahrzeugtechnik an der TU-Fakultät Verkehrswissenschaften.
Es wird im Kern der Frage nachgegangen, was etwa ein Fahrzeug können und wie es sich verhalten muss, um eigenständig im Straßenverkehr agieren zu dürfen. Daraus sollen unter anderem Kriterien und Vorgänge entwickelt werden, um Sicherheit zu gewährleisten. Ab 2027 soll das vor Ort in Schwarzkollm passieren.
SZ


