Friedrichshafen. Frauen haben in kommunalen Unternehmen größerer deutscher Städte einer Studie zufolge insgesamt häufiger Top-Positionen inne als in börsennotierten Firmen. Nach einer Untersuchung der Zeppelin Universität Friedrichshafen lag der Anteil weiblicher Führungskräfte in diesem Frühjahr im Schnitt bei 18 Prozent. „Einige Städte liefern positive Beispiele und bekommen es hin, andere nicht. Das hängt auch stark vom politischen Willen und der Tatkraft der Stadtspitze ab“, sagte Studienleiter Ulf Papenfuß. Zum Vergleich: Bei 160 börsennotierten Firmen waren nach einer Studie des Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY zur Jahresmitte im Schnitt 7,8 Prozent aller Posten in der Chef-Etage mit Managerinnen besetzt.
Ausgewertet wurden 1 529 öffentliche Unternehmen wie Stadtwerke oder Krankenhäuser in 69 Städten. Verglichen wurden Stadtstaaten, Landeshauptstädte und die vier größten Kommunen je Bundesland. Zwischen den Kommunen gibt es der Studie zufolge große Unterschiede. Allerdings sitzen in manchen Städten einzelne Managerinnen in mehreren Führungs-Gremien. In einigen Kommunen sind zudem deutlich weniger Top-Posten zu besetzen als in anderen.
Insgesamt gibt es den Angaben zufolge bei den untersuchten Städten ein deutliches Gefälle zwischen Ost und West. Die östlichen Bundesländer (ohne Berlin) kommen zusammengerechnet auf einen Frauenanteil von 22,5 Prozent im Vorstand, der Geschäftsleitung oder Geschäftsführung kommunaler Unternehmen. In den westlichen Bundesländern ohne die Stadtstaaten Hamburg und Bremen sind es 13,5 Prozent. Sachsen liegt mit 23 Prozent im oberen Bereich, hinter Mecklenburg-Vorpommern, Bremen (beide 24) und Thüringen (23,5). „Eine Rolle dürften die unterschiedlichen Erwerbsbiografien spielen. Ebenso die Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, sagte Papenfuß. Besonders häufig sind Top-Managerinnen der Studie zufolge in den Bereichen Kultur, Gesundheit und Soziales sowie in Krankenhäusern zu finden. Deutlich geringer ist ihr Anteil zum Beispiel bei Stadtwerken oder im Bereich Verkehr, öffentlicher Personennahverkehr und Transport. Um mit der Gleichberechtigung voranzukommen, schlägt Papenfuß vor, kommunale Unternehmen zu Zielgrößen hinsichtlich ihres Managerinnenanteils zu verpflichten. (SZ)
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