Görlitz/Amsterdam. Als Anfang Februar die Übernahme des Görlitzer Waggonbaus durch den deutsch-französischen Rüstungskonzern KNDS offiziell unterzeichnet wurde, da war es Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, der auf das weite Areal an dem traditionsreichen Görlitzer Industrie-Standort hinwies. Es sei noch viel Platz für den Ausbau des KNDS-Engagements, sagte er damals.
Zumindest bei den Aufträgen verspürt KNDS für eine weitere Expansion in Europa generell keine Not. Das geht aus dem Jahresergebnis 2024 hervor, das jetzt im niederländischen Amsterdam veröffentlicht wurde. So stieg der Auftragseingang um mehr als 40 Prozent gegenüber dem vorhergehenden Jahr auf 11,2 Milliarden Euro.
Panzerfahrzeuge treiben das Geschäft an
KNDS profitiert damit von den wachsenden Ausgaben in Europa für Militärtechnik. Ende 2024 lag damit der Auftragsbestand bei 23,5 Milliarden Euro, 15 Prozent höher als zwölf Monate noch zuvor. Vor allem Panzerhaubitzen für die Ukraine, Leopard-Panzer und der Radpanzer Boxer für Litauen trieben das Geschäft an, aber auch die Lieferung von Munition. Teile für diese Panzerfahrzeuge wie Boxer oder Leopard sollen ab 2026 auch in Görlitz hergestellt werden.
KNDS beabsichtigt zuvor, einen zweistelligen Millionenbetrag in das Görlitzer Werk zu investieren. Das kündigte bei der Übernahme das KNDS-Geschäftsführungsmitglied Florian Hohenwarter an. Das Rüstungsunternehmen will zunächst 350 bis 400 der bislang rund 700 Mitarbeiter vom Görlitzer Waggonbau direkt übernehmen und in Görlitz weiterbeschäftigten. Weitere 75 Arbeiter sollen Angebote in anderen KNDS-Unternehmen erhalten. 100 Mitarbeiter bekommen ein Angebot von Alstom für andere Werke in Deutschland, mutmaßlich in Bautzen.
KNDS rechnet mit starker Nachfrage in den nächsten Jahren
Angesichts der weiter stark wachsenden Ausgaben für Wehrtechnik und Militär in Europa sowie weltweit, erwartet KNDS eine anhaltende starke Dynamik beim Auftragseingang. Allein Deutschland plant in den kommenden Jahren, seine Ausgaben für die Bundeswehr und das Militär stark zu erhöhen, die Rede ist von mindestens drei Prozent des Bruttoinlandprodukts, das wären jährlich rund 120 Milliarden Euro. KNDS machte laut eigenen Angaben im vergangenen Jahr 3,8 Millionen Euro Umsatz, über das Ergebnis teilte das Unternehmen lediglich mit, es sei „zufriedenstellend“ ausgefallen.
Das Wachstum des Unternehmens zeigt sich auch bei der Zahl der Mitarbeiter. So stellte KNDS allein im vergangenen Jahr 1.000 Beschäftigte ein, sodass die Belegschaft nun 10.000 Mitarbeiter umfasst. Auch 2025 rechnet das Unternehmen mit weiteren 1.000 Neueinstellungen und rund 11.000 Mitarbeitern am Ende des Jahres.
SZ