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Junger Heidenauer rettet mal schnell den Familienbetrieb

Max Zeibig hat mit 23 Jahren seinen Meister gemacht. Schneller als geplant. Der Grund war tragisch. Nun bildet er mit seiner Mutter die Doppelspitze ihres Heidenauer Betriebes.

Lesedauer: 3 Minuten

Heidenau. Den Meister machen, das war der Plan von Max Zeibig. Nur eben nicht so schnell. Jetzt ist er einer von 37 neuen Meistern im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und stolz auf den Meisterbrief, der im Büro hängt, und den rot-weißen Schal, der sonst daneben hängt und den er nur mal fürs Foto trägt. Beides haben alle neuen Meister bekommen. Für jeden markiert der Titel eine Etappe. Für Max Zeibig und seine Mutter bedeutet er die Zukunft des kleinen Familienunternehmens.

Als der Vater, Mann und Chef vor fünf Jahren plötzlich starb, fehlte dem kleinen Heidenauer Familienbetrieb auch der Meister, den er für den Fortbestand brauchte. Max war noch in der Ausbildung zum Beton- und Stahlbauer. Die Firma hatten die Eltern 2000 gegründet. HGS stand damals für Haus Garten Service, einen Hausmeisterservice, mit sechs Beschäftigten. Heute heißt die Firma immer noch HGS, hat sich auf Estrich spezialisiert und neben Mutter und Sohn drei Mitarbeiter. Sie machen auf der Baustelle alles, was man beim Haus nicht mehr sieht, also von der Bodenplatte bis unter den Fußboden.

Ein hartes Jahr des Lernens

Für Max stand immer fest, er geht in dem Betrieb seinen Weg. Erst ein bisschen mit dem Vater lernen, gucken, wie es auf den Baustellen läuft, irgendwann den Meister machen, irgendwann den Betrieb übernehmen. Bisher war das weit weg, fühlte sich nach Schritt für Schritt an. „Jetzt war plötzlich irgendwann und klar, es wird ein bissel stressiger“, sagt Max Zeibig.

„Jetzt war plötzlich irgendwann und klar, es wird ein bissel stressiger.“ Max Zeibig, Meister-Absolvent

Die erste Hürde: Vor der Meister-Ausbildung muss man drei Jahre Geselle gewesen sein. Inzwischen ist diese Forderung entfallen. Doch als Max Zeibig 2021 Geselle wurde, galt sie noch. Er hätte also erst 2024 mit dem nächsten Schritt beginnen können. So viel Zeit hatten er, seine Mutter Vera und der „Übergangsmeister“ nicht. Also beantragten sie eine Ausnahme. Es dauerte zwar eine Weile, doch 2023 konnte Max starten.

Ein Jahr Vollzeit-Meisterausbildung war hart. Jeden Sonnabend lernte er zusätzlich das Mauern, das in der Prüfung 70 Prozent ausmachte. In deren praktischem Teil musste er seine Fähigkeiten als Maurer und als Betonbauer beweisen. Die Aufgabe des Eisenflechtens war dann die gleiche wie bei der Gesellenprüfung. Die Theorie ist das tägliche Geschäft im Betrieb: ein Ferienhaus planen, mit den entsprechenden Leistungsverzeichnissen.

Das Gütesiegel im Handwerk

So ging es ohne Pause für Max Zeibig vom Gesellen zum Meister. Dass er den Titel nun tragen darf, ist „Wahnsinn“, sagt seine Mutter. Am Anfang hat Max selbst nicht realisiert, was er da geschafft hat. Erst Blut, Schweiß und Tränen, dann überwältigt und schließlich unbeschreiblich, sagt er. Stolz sind Mutter und Sohn gleichermaßen.

Mit 23 Jahren ist Max Zeibig zwar nicht der jüngste der diesjährigen Meister – die sind 20 – doch jünger als der allgemeine Durchschnitt. Der Großteil der sächsischen Meister macht seine Ausbildung im Alter zwischen 25 und 35 Jahren. Die absolute Zahl der Meister geht dabei zurück. Den 37 Meistern dieses Jahr stehen 45 von 2023 gegenüber. Der Grund für den Rückgang sind hauptsächlich die niedrigere Zahl von Geburten und damit der Schulabgänger.

Der Meistertitel ist es wert. Er ist das Gütesiegel im Handwerk und Aushängeschild für jeden Betrieb. Der Meister zählt international zu den angesehensten Abschlüssen, sagt die Handwerkskammer Dresden. „Die Breite des Fachwissens und handwerklichen Könnens bieten die beste Basis für eine erfolgreiche Betriebsführung.“

Der Meister kostet auch viel Geld

Entsprechend schwer und anspruchsvoll ist die Ausbildung. Dazu kommen die Kosten. „Die finanzielle Belastung für die Menschen, die einen Meisterabschluss machen wollen, ist ungleich höher als bei Studenten“, sagt Daniel Bagehorn, Referent Kommunikation bei der Handwerkskammer. Der Meister kann in Voll- oder Teilzeit gemacht werden. Dazu kommen Kosten für Material und die Meisterstücke. Die Stipendien für die talentiertesten jungen Gesellen federn aber nur einen Bruchteil der Kosten ab, sagt die Handwerkskammer.

Auch das sogenannte Meister-Bafög decke nur einen Bruchteil ab. 234 Meisterabsolventen der Handwerkskammer Dresden profitieren in diesem Jahr vom Meisterbonus in Sachsen. Ihnen zahlt der Freistaat 2.000 Euro Zuschuss. Die Handwerkskammer Dresden mahnt eine schnelle Erhöhung der Prämie an. Niedersachsen und das Land Bremen zahlen neuen Meistern das Doppelte.

Die finanzielle Belastung für die Menschen, die einen Meisterabschluss machen wollen, ist ungleich höher als bei Studenten.

Daniel Bagehorn

Referent Kommunikation bei der Handwerkskammer Dresden

Ab Januar wird die HGS eine Doppelspitze haben. Vera und Max Zeibig teilen sich dann die Verantwortung. Wieder eine Herausforderung. „Aber wir leben alle zum ersten Mal und machen es so gut, wie wir es können“, sagt Max Zeibig. Für ihn gibt es keine spannendere Arbeit. Vom Beraten bis zum Arbeiten auf der Baustelle. „Es ist immer Abwechslung, auch wenn es nicht leichter wird.“

SZ

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