Lärm, umherfliegende Metallspäne und den Geruch heißen Metalls: das erwartet der Laie beim Besuch eines metallverarbeitenden Betriebes. Diese Vorstellung wird beim Betreten der Werkhallen der Firma Klein Umformtechnik in Ottendorf-Okrilla jedoch jäh enttäuscht. Denn trotz riesiger Pressen und Werkzeuge, einem Kran an der Decke und einer Metallwerkstatt ist es erstaunlich leise. Man hört sogar die Popmusik, die aus einem Radio neben einer der Maschinen dudelt.
Das Fehlen des Geruchs erklärt sich aus der Art, wie hier das Metall bearbeitet wird. „Hier wird kalt umgeformt“, erklärt Werkleiter Ralf Haase. Das Metall, in Ottendorf ist es Stahl in verschiedenen Stärken und Härten, wird dabei durch die Presskraft der Maschinen in Form gebracht. Diese beträgt bei einigen davon 1 250 Tonnen. Entsprechend groß sind sie auch, nämlich etwa sieben Meter hoch. Auch die Werkzeuge, zwischen denen das Metall ausgestanzt beziehungsweise umgeformt wird, sind mehrere Meter breit, etwa einen Meter hoch und aus massivem Metall. Die können deshalb nur mit schwerem Gerät bewegt werden. Das gleiche gilt für die großen Rollen, auf denen der Stahl aufgewickelt ist. Von dort laufe dieser in die jeweilige Maschine, wo er je nach Produkt in mehreren Schritten bearbeitet wird.
Viele Aufträge von der Autoindustrie
Das Ergebnis dieser Arbeit haben wahrscheinlich auch viele Menschen im Rödertal irgendwo in ihrem Haushalt oder dem Auto. So werden in Ottendorf-Okrilla unter anderem Teile für Mess- und Regeltechnik wie beispielsweise Gaszähler und für Haushaltsgeräte hergestellt. „Drei Viertel der hier produzierten Teile gehen an die Autoindustrie“, erklärt Haase. Dabei handelt es sich je nach Auftrag das eine Mal um Teile der Karosserie oder der Handbremse, das nächste Mal um Bauteile für die Sitze. Für letztere ist das Unternehmen, zu dem noch ein zweiter Standort in Netphen-Deuz bei Siegen in Nordrhein-Westfalen gehört, kürzlich durch den weltweit größten Hersteller von Autositzen Adient mit dem internationalen Lieferantenpreis ausgezeichnet worden. Gewertet wurden dabei die Leistungen in den Bereichen Qualität, Kosten, Logistik, Entwicklung, Technologie und Service. „Wir sehen dies als Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt Uwe Bittner, Geschäftsführer von Klein Umformtechnik..
Am Standort in Ottendorf-Okrilla hat dieser in den vergangenen gut zwanzig Jahren dazu geführt, dass das Werk mehrfach um weitere Hallen erweitert wurde und die Zahl der Mitarbeiter von 35 im Jahr 1998 auf derzeit 120 gestiegen ist. Mittlerweile spüre man aber auch den Fachkräftemangel, sagt Haase. Den versuche man über die Ausbildung des eigenen Nachwuchses zu kompensieren. Aktuell machen sieben Jugendliche hier ihre Ausbildung zum Werkzeugmechaniker oder Produktdesigner, der früher technischer Zeichner hieß. Die Bewerberzahl nehme jedoch seit Jahren ab. Diese Berufe seien nicht so populär wie Kfz-Mechatroniker, sagt Haase. Für den gelernten Werkzeugmacher ist das unverständlich. „Ich finde den Beruf interessant, weil man immer wieder was Neues macht“, sagt Haase, der selbst gelernter Werkzeugmacher ist. Schließlich müsse für jedes Teil, das produziert wird, zuvor das passende Werkzeug gebaut werden. Das Prozedere ist dabei immer gleich. Vom Kunden bekomme man ein Modell von dem Bauteil, erklärt Haase. Anhand dessen werde dann das Stanzwerkzeug konstruiert und gebaut, mit dem das gewünschte Produkt in Serie gefertigt werde. Und das für jedes neue Produkt aufs Neue.
Kooperation mit der Oberschule
Um die Ausbildungsmöglichkeiten in dem Unternehmen bekannter zu machen und über die beruflichen Möglichkeiten zu informieren, kooperiert das Unternehmen mit der Oberschule in Ottendorf-Okrilla. Vielleicht weckt der Anblick der großen Maschinen und der Gedanke, dass man etwas herstellt, was viele Menschen in ganz Deutschland und darüber hinaus nutzen, doch die Lust, nach der Schule eine Ausbildung anzufangen.
Von Alexander Buchmann
Foto: © Steffen Unger