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Kein bisschen angestaubt

Jördis Senf bringt Handwerk und Internet zusammen. Die angehende Designerin setzt auf schlichte Eleganz.

Lesedauer: 2 Minuten

Jördis Senf trägt einen Schal aus Alpaka-Wolle mit einem feinen Fischgräten-Muster in Grau und Weiß. Das Besondere daran – die Roßweinerin hat den Schal selbst entworfen und ihr Vater Jörg hat ihn gewebt. Seit mehr als zwei Jahren studiert die 20-Jährige an der Hochschule für angewandte Kunst in Schneeberg Textil-Design. Gerne möchte sie einmal in die Fußstapfen ihres Vaters Jörg treten. Der betreibt seit mehreren Jahren eine kleine Handweberei an der Dresdner Straße in Roßwein.

Wer das kleine Geschäft von Jörg Senf betritt, steht praktisch direkt in seiner Werkstatt und fühlt sich gleich ein bisschen wie in einer anderen Welt. Ein großer Webstuhl steht dort, an dem Jörg Senf, seine Frau Diana oder Tochter Jördis hin und wieder arbeiten. Große Rollen mit Garn liegen in einem Regal. In der kleinen Weberei entstehen Schals und Accessoires aus edlen Materialien wie Schaf- oder Alpakawolle, Mohair, Kaschmir oder Seide. Aber auch Bekleidung aus Leinenstoff wie Schürzen oder Einkaufsbeutel werden hergestellt. Verkauft werden zudem Textilien aus Schafwolle und aus Schafsmilch gefertigte Seife.

Der Umgang mit Stoffen und Textilien wurde Jörg Senf schon in die Wiege gelegt. Das Textilgeschäft Senf in Roßwein war früher auch über die Kreisgrenzen hinaus eine bekannte Adresse. Erst an der Mühlstraße, dann an der Dresdner und später wieder an der Mühlstraße war das Geschäft ansässig, das in den 1930er Jahren von Johannes Senf gegründet und später durch Reinhard Senf, den Vater von Jörg, betrieben wurde. 1997 mussten die Eltern das Geschäft aufgeben.

"Hannes feine Manufaktur", so heißt der Mini-Betrieb von Jörg Senf heute. Hannes ist abgeleitet von Johannes, dem Vornamen des Gründers des Textilgeschäftes. "Und Hannes war früher auch mein Spitzname", erzählt der Roßweiner, der von Beruf Gärtner ist. "Die Handweberei ist für mich ein guter Ausgleich zum Beruf. Dabei bekomme ich den Kopf frei."

Angefangen hatte alles vor vielen Jahren. Die Eltern von Ehefrau Diana stammen aus dem Erzgebirge und waren im Nebenerwerb Landwirte. Dort fiel jede Menge Schafwolle an, für die es keine Verwendung gab. "Wir wollten dieses Naturprodukt nicht einfach wegwerfen und fingen an, auf Bauernmärkten mit Schafwolle zu handeln." Eines Tages habe ihn der ehemalige Roßweiner Textilfabrikant Frieder Metzler angesprochen und ihm einen Webstuhl angeboten. Senf konnte nicht Nein sagen. "So habe ich vor mehr als 20 Jahren mit der Handweberei begonnen." Inzwischen webt die Familie nicht nur in der kleinen Werkstatt in Roßwein, sondern ist mit einem transportablen Webstuhl auf Bauernmärkten unterwegs.

Für Tochter Jördis passt einfach alles zusammen. "Das Interesse an Textilien hatte ich schon immer. Und hier kann ich das im Studium Gelernte praktisch umsetzen", erzählt die 20-Jährige. Deshalb hat sie selbst auch schon etliche Designs für Schals oder Accessoires entworfen. "Ich bringe die Ideen ein und mein Vater versucht, diese technisch umzusetzen", sagt die junge Frau. Auch die Etiketten, die an den Produkten angebracht sind, hat Jördis Senf entwickelt. Schlicht und dennoch edel sehen sie aus. Und seit wenigen Wochen bloggt die Familie im Internet auf dem Social Media-Portal Instagram. "Dort stellen wir regelmäßig neue Produkte vor", so Jördis Senf. Wichtig ist es der Familie, vom Ökoruf der Handweberei wegzukommen. "Wir möchten zeigen, dass mit altem Handwerk wunderschöne Sachen entstehen können. Aus hochwertigen Materialen fertigen wir ein tragbares, zeitloses Produkt und damit ein edles Kleidungsstück", so Jördis Senf.

Tradition ist es schon seit vielen Jahren, dass die Roßweiner Kunsthandwerker, zu denen neben der Familie Senf auch Katrin Köhler von der Töpferei an der Bahndammstraße gehört, in der Vorweihnachtszeit ihre Ateliers öffnen. So auch am nächsten Wochenende. Dann können Interessierte zuschauen und vielleicht noch ein Weihnachtsgeschenk entdecken.

 

Von Elke Braun

Foto: Dietmar Thomas

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