Die Kuh ist vom Gleis: Nach dem Streikchaos vom Montag müssen Bahnreisende in diesem Jahr keine weiteren Ausstände befürchten. Das versicherten die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG als auch die mit ihr konkurrierende Lokführergewerkschaft GDL. Derweil lief der Zugverkehr laut Deutsche Bahn wieder an.
Für Zehntausende Bahnreisende war es ein ungemütlicher Start in die Woche. Nach der Ankündigung eines mehrstündigen Warnstreiks durch die EVG hatte die Deutsche Bahn (DB) ihren Fernverkehr in Deutschland von 5 bis 9 Uhr komplett eingestellt – mit massiven Folgen auch für den Regionalverkehr. Den gesamten Tag über kam es zu Zugausfällen und Verspätungen.
Vom ersten Bahnstreik seit Mai 2015 waren nach Konzernangaben 1 400 Züge betroffen – vor allem in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Auch in Sachsen fuhr nur wenig – so auf den vom DB-Konkurrenten Odeg betriebenen Strecken im Spree-Neiße-Netz. Im DB-Netz des Freistaats waren „alle Linien im Fern- und Nahverkehr betroffen“, sagte ein DB-Sprecher. Nur zwischen Leipzig und Halle seien einige Züge gefahren, dazu auf der Strecke Leipzig–Dresden vereinzelt bis Wurzen. Laut dem Sprecher sollte nach dem Regionalverkehr am Dienstag auch der Fernverkehr wieder funktionieren. Die DB hat für die Spar- und Supersparpreis-Tickets die Zugbindung aufgehoben. Alle Fernverkehrstickets für Montag seien bis kommenden Sonntag gültig, hieß es.
Infolge des Streiks, an dem sich auch Mitarbeiter von Stellwerken und Werkstätten beteiligt hatten, gab es auch Ausfälle bei der Mitteldeutschen Regiobahn – so zwischen Leipzig und Döbeln sowie zwischen Leipzig und Chemnitz. Von Dresden nach Hof sowie nach Zwickau und zurück fuhren Züge nur verspätet, aber seit 13 Uhr wieder im Regelbetrieb, so ein Sprecher.
Am Sonnabend hatte die EVG die Tarifverhandlungen für rund 160 000 Bahnbeschäftigte abgebrochen, trotz Einigung in gut 30 Punkten. Letztlich hing es am Geld und der Vertragslaufzeit. EVG und GDL hatten in getrennten Runden je 7,5 Prozent mehr Lohn gefordert. Volker Linke, EVG-Chef Südost, betont gegenüber der SZ, dass beim Staatskonzern Kollegen mit Mindestlohn abgespeist würden, so in den Sparten Sicherheit, Service, Fahrwegdienste.
Nach dem EVG-Ausstand setzen die Beteiligten auf Gespräche. Auch die GDL. „Am Dienstag ist Zahltag, wir werden einen Abschluss hinbekommen“, sagt Chef Claus Weselsky. Selbst wenn nicht, würden die Lokführer bis Silvester nicht streiken. „Ich muss der Republik nicht beweisen, dass die GDL streiken kann“, sagt er. Aber 2019 „kann der Korken jederzeit aus der Flasche springen“.
Von Michael Rothe
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