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Komfort für die Kühe

Die Agrargenossenschaft Reinholdshain baut für fünf Millionen Euro. Die Tiere verdienen das Geld im Liegen.

Lesedauer: 3 Minuten

Wie ein großes Schiff liegt der neue Kuhstall der Agrargenossenschaft Reinholdshain unterhalb des Dippoldiswalder Ortsteils Oberhäslich. Er bietet Platz für 500 Milchkühe, die hier in den vergangenen Wochen eingezogen sind und sich auch schnell auf die neue Technik eingestellt haben.

Die Landwirte wollen mit dem Neubau den Mitarbeitern und den Tieren etwas Gutes tun. Bisher hat das Unternehmen mehrere Ställe, die es nun an einem Standort zusammenführt. Dafür werden über 5,3 Millionen Euro in den Milchviehstall mitsamt Technik investiert. Bisher hat die Genossenschaft ihren Kuhstall in Oberhäslich. Aber die Kälber werden in Ulberndorf und Oberfrauendorf aufgezogen. Später, wenn sich das erste Kalb ankündigt, kommen die Tiere zurück in den Stall nach Oberhäslich. Wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind, fallen all diese Transporte weg. Die Tiere bleiben in Oberhäslich. Der Stall in Ulberndorf wird abgerissen, der in Oberfrauendorf für die Mutterkühe umgebaut, die für die Fleischproduktion gehalten werden. Im neuen Stall haben es Mensch und Tier schöner. Die Arbeit ist nicht mehr so schwer. Es ist heller und luftiger. Die Kühe bekommen jetzt mehr Platz und Bewegungsfreiheit. Fachleute sprechen vom Kuh-Komfort. „Wir erwarten uns davon, dass sie gesünder bleiben und länger leben“, sagt Elke Zienert, die für die Tierproduktion in dem Betrieb verantwortlich ist. Die Menschen haben auch weniger Arbeit. „Früher waren wir drei in einer Schicht, jetzt noch zwei“, sagt Zienert. Der Personalabbau ging dabei schneller als geplant mit dem Wechsel in den Ruhestand und der Übernahme anderer Aufgaben.

Viele Arbeiten werden durch computergesteuerte Anlagen übernommen. Das lässt sich am Weg einer Kuh verfolgen. Sie hat Lust darauf etwas Leckeres zu fressen. Also macht sie sich auf den Weg zum Melkstand. Denn dort wird ihr nicht nur die Milch abgenommen. Dort bekommt sie auch Kraftfutter. „Leckerli“, sagt Zienert.

Die schwarzbunte Kuh geht in ein Gatter, das sich nach beiden Seiten öffnen kann. Am Halsband trägt sie einen kleinen Sender. Daran erkennt sie der Computer und vergleicht mit der Datenbank: Wann war sie zum letzten Mal beim Melken? Das ist lange genug her, also öffnet sich das Gatter nach rechts in Richtung Melkstand.

Hinter ihr folgt eine Kollegin, die zu ungeduldig war und nicht lange genug gewartet hat. Bei ihr öffnet sich das Gatter zur anderen Seite, zu den Liegeboxen hin. Dort soll sie noch eine Weile liegen und mit ihren verschiedenen Mägen das Futter verdauen, damit daraus frische Milch wird. So verrichten Milchkühe ihre eigentliche produktive Arbeit im Liegen.

Unsere Schwarzbunte geht zum Melkroboter. Das ist ein Gestell wie in anderen Melkständen auch, aber mit einem Automatikarm, an dem eine Kamera befestigt ist. Die erkennt das Kuheuter, und lenkt den Arm, wenn er das Euter reinigt und desinfiziert. Dann setzt er die einzelnen Becher an, fast so zügig wie ein Melker. „Wir haben hier die neueste Generation der Melkroboter“, erzählt Klaus Köhler, Vorstand der Genossenschaft. Ältere Roboter arbeiten mit Laserstrahlen und irren dabei ein wenig herum, ehe sie die Orientierung hatten. Die Kamera ist da schneller. Zugleich liefert der Roboter detaillierte Informationen über die Kuh, und zwar zu jeder einzelnen Zitze. „Jetzt wissen wir mehr über die Gesundheit der Tiere als früher am Melkstand“, sagt Elke Zienert. „Wir müssen aber erst noch lernen, mit der Flut an Daten richtig umzugehen.“ Auch wenn Probleme auftreten, beispielsweise eine Kuh erkrankt ist, erkennt der Roboter das an der Milch. Er leitet diese nicht in den Tank. Sie würde ja womöglich die gesunde Milch verderben. Für eine kranke Kuh öffnet sich nach dem Melkstand eine besondere Tür in einen Wartebereich, wo sie dann ein Mitarbeiter genau ansieht. Ihn hat der Roboter über das Handy informiert. Unsere Schwarzbunte hat aber 10,2 Liter Milch gegeben, so wie es der Roboter aus seinen Daten vorausgesagt hat. Alles in Ordnung, für sie öffnet sich die Tür zum Liegebereich. Hinlegen, verdauen, neue Milch produzieren. Das ist jetzt ihre Arbeit.

Die Milchproduktion bleibt damit ein Hauptstandbein für die Agrargenossenschaft neben dem Getreidebau und der Biogasanlage. 16 000 Liter Milch werden pro Tag in Oberhäslich gemolken. Insgesamt bewirtschaftet der Betrieb 1 850 Hektar zwischen Malter und Dönschten, zwischen der Roten Weißeritz und der Lockwitz.

 

Von Franz Herz

Foto: © Egbert Kamprath

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