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Kühler Sommer für die sächsische Wirtschaft

Betriebe sehen die Zukunft pessimistisch. Daran ändert auch eine gute Nachricht nichts.

Lesedauer: 2 Minuten

Ein Bauarbeiter steht auf einer Baustelle.
Ob im Baugewerbe oder in der Industrie - die Stimmung in der sächsischen Wirtschaft sinkt. Foto: Adobestock

Von Annett Kschieschan

Dresden. Auch wenn sich der September und sogar noch die ersten Oktobertage von ihrer schönsten spätsommerlichen Seite gezeigt haben – die Laune in vielen sächsischen Unternehmen hat sich deutlich abgekühlt. Der ifo Geschäftsklimaindex, das Stimmungsbarometer für die sächsische Wirtschaft, sinkt. Die befragten Betriebe zeigten sich im August im Vergleich zum Vormonat spürbar weniger zufrieden.

Verarbeitendes Gewerbe blickt ins Ausland
Eine pessimistische Grundstimmung herrscht etwa im Verarbeitenden Gewerbe. In den befragten Industrieunternehmen schaut man skeptisch in die Zukunft. Auch, weil die Geschäftsführungen die Lage jetzt schon als erheblich schlechter einschätzen. „Aufgrund der hohen Energiepreise denken exportorientierte Unternehmen zunehmend über Investitionen im Ausland nach, so Thomas Schulz, Prokurist von Creditreform in Dresden.

Dienstleister schauen mit Sorgen in die Zukunft
Auch im sächsischen Dienstleistungssektor kühlte sich das Geschäftsklima deutlich ab. Sowohl die aktuelle Situation als auch die kommenden Monate werden von vielen sächsischen Dienstleistungsunternehmen eher negativ bewertet.

Geschäfte im Handel laufen besser
Hoffnung gibt ein Blick in den Handel. Hier hat sich die Stimmung im August deutlich aufgehellt. Im Großhandel haben sich die Geschäfte leicht, im Einzelhandel sogar deutlich verbessert. Dementsprechend fällt hier auch der Blick in die Zukunft etwas optimistischer aus. Preisbereinigt waren die Umsätze im ersten Halbjahr 2023 in vielen Einzelhandelsbereichen, etwa bei Lebensmitteln, in Baumärkten, an Verkaufsständen oder beim Verkauf auf Märkten, gesunken. Real gestiegen sind die Umsätze bei Textilien und Bekleidung, Sport- sowie Spielwaren.

Weiterhin Probleme im Baugewerbe
Im sächsischen Bauhauptgewerbe schaut man indes mit Sorgen in die Zukunft. Die befragten Unternehmen bewerteten ihre Geschäftslage zuletzt als deutlich schlechter und erwarten offenbar in naher Zukunft auch keine Besserung. Die Auswirkungen sind schon jetzt deutlich spürbar. So zahlen rund 4.000 Baubetriebe im Freistaat ihre Rechnungen nicht mehr pünktlich und müssen den Lieferantenkredit in Anspruch nehmen. „Vor drei Jahren waren es 2.800 Baubetriebe, die nicht pünktlich zahlten. Im ersten Halbjahr ist zudem die Anzahl der Baugenehmigungen um 30 Prozent gesunken. Inflation, hohe Bau- und Energiepreise sowie steigende Finanzierungskosten bremsen die Investitionen aus“, so Thomas Schulz. Immer mehr Unternehmen suchten nun neue Folgeaufträge. „Die Beteiligungen an öffentlichen Ausschreibungen steigen wieder und die Preise beginnen aufgrund der geringen Nachfrage leicht zu sinken“, so der Prokurist weiter.

Mehr Frauen in sächsischen Chefetagen
Eine positive Nachricht gibt es in Sachen Erwerbsbeteiligung von Frauen. Sie gründen heute häufiger selbst Firmen oder übernehmen bestehende Betriebe. Das zeigt eine Untersuchung der Management- und Geschäftsführungsstruktur mittelständischer Unternehmen durch die Creditreform Wirtschaftsforschung. Gegenwärtig wird jede vierte sächsische Firma von einer Frau geführt. Deutschlandweit betrifft das 22,8 Prozent der kleinen und mittelständischen Betriebe. 2011 lag der Wert noch bei 18,9 Prozent.
Generell liegen die ostdeutschen Bundesländer hier vorn. Zwischen Erzgebirge und Ostsee war es bereits zu DDR-Zeiten selbstverständlich, dass Frauen erwerbstätig sind. Aus dieser gewachsenen Tradition ergibt sich auch bei der Folgegeneration eine größere Selbstverständlichkeit, wenn es um den Mut zum Gründen geht. Betrachtet man die einzelnen Branchen, ergibt sich ein differenziertes Bild. Im Sozial- und Gesundheitssektor liegt der Frauenanteil in den Chefetagen bei 51 Prozent, im Dienstleistungsbereich bei 47 Prozent und beim Thema Bildung und Erziehung bei 37 Prozent. In der Baubranche und der IT sitzen dagegen nur wenige Frauen auf dem Chefsessel – nämlich sieben beziehungsweise 12,5 Prozent.

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