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Lausitzer Tagebaue retteten Bitterwasser

Das Gebiet der Heilquellen in Tschechien sollte einst abgebaggert werden, wurde aber verschont. Dennoch drohte den Wässern das Aus.

Lesedauer: 2 Minuten

Schon die Flaschen sind ein Hingucker. Die eine blau und die andere weinrot. Der Inhalt ist zwar kein farbiges Zauberwasser. Doch wenn Karel Basta die Wirkung des Getränks beschreibt, klingt das doch ein wenig wie Zauberei: „In der roten Flasche ist Zajecicka horka, im Ausland besser bekannt als Saidschitzer Bitterwasser. Es wirkt reinigend im Verdauungstrakt. Davon reicht 0,1 Liter vor dem Schlafengehen, am Morgen gehen Sie aufs Klo und vorbei sind die Beschwerden“, verspricht der Marketing-Chef der Firma Bohemia Healing Marienbad Waters, kurz BHMW.

Der Firmenname irritiert, denn das Unternehmen befindet sich nicht in Marienbad (Marianske lazne), sondern in dem prächtigen Hauptgebäude des Biliner Sauerbrunnens in Bilina (Bilin), wo das gleichnamige Mineralwasser Bilinska kyselka (Biliner Sauerbrunnen) in blaue Flaschen abgefüllt wird. „Das ist alkalisches Wasser. Es ist gut für Gelenke, Atemwege, Verdauung und bei Sodbrennen. Die Quelle befindet sich gleich hinter dem Haus“, so Basta.

Die Heilquellen des Erzgebirgsvorlandes waren jahrhundertelang in ganz Europa bekannt. „Das Saidschitzer Bitterwasser wurde im 18. Jahrhundert entdeckt, nachdem ein Ersatz für das berühmte Bittersalzwasser aus dem englischen Epsom gesucht wurde, dessen Quelle zu versiegen drohte“, erzählt Basta. Entsprechend gehörte der englische Adel zu den wichtigsten Kunden. Die meisten Goldmedaillen, die die Wässer ernteten, stammen aus der Zeit vor 100 Jahren. Zwischenzeitlich drohte ihr Niedergang. „In den 1950er-Jahren sollte das Dörfchen Zajecice (Saidschitz) südöstlich von Most (Brüx) der Braunkohle weichen“, erzählt Basta. Dass die einzigartigen Quellen damals gerettet wurden, war der Eröffnung neuer Tagebaue in der Lausitz zu verdanken. „Deshalb wurden die Lagerstätten bei Most verschont“, so Basta. Der einstige Weltruhm kümmerte die Machthaber wenig, im Gegenteil. Systematisch wurde das einstige Erbe zerstört. „Die Wässer wurden als Billigware im Inland verramscht“, sagt Basta. Noch vor zehn Jahren war das Mineralwasser aus Bilina ein leicht faulig schmeckendes Gesöff. Wer es jetzt kostet, trinkt wohlschmeckendes Wasser.

Um den schlechten Ruf zu beseitigen, wird eine regelmäßige Reinigung der Abfüllanlagen nicht reichen. Auch nicht die Sanierung der Quellen und der Gebäude, wie in den letzten Jahren geschehen. „In Tschechien werden wir noch brauchen, um so wahrgenommen zu werden, wie es im Ausland passiert“, sagt Basta. Am besten verkaufen sich die Wässer in Amerika, Russland und China. Der Einstieg auf dem deutschen Markt ist schwierig. „Dazu bräuchten wir umfassende wissenschaftliche Analysen. Auch das Pfand ist für einen kleinen Abfüller wie uns ein Problem“, sagt Basta. Deutsche Interessenten verweist er zum Beispiel auf das Info-Zentrum im Hauptgebäude der Firma.

 

Von Steffen Neumann

Foto: © Egbert Kamprath

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