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Leipzig–Krakau ohne Umstieg: Was plant die polnische Bahn konkret?

In wenigen Stunden könnten Fahrgäste bald von Leipzig aus Breslau oder Krakau erreichen: Die polnische Bahn und die Deutsche Bahn verhandeln über eine neue Direktverbindung. Wie konkret sind die Pläne?

Lesedauer: 2 Minuten

Leipzig. Eine Zugreise von Sachsen oder Mitteldeutschland nach Krakau gleicht derzeit einer kleinen Odyssee: Neben Umstiegen braucht es vor allem viel Zeit. Wer die polnische Großstadt beispielsweise am kommenden Mittwoch besuchen will, fährt, je nach Verbindung, ab Leipzig meist zwischen zehn und 15 Stunden. Doch schon Ende des Jahres könnte es erheblich schneller gehen: Weitgehend unbemerkt treiben die Polnische Bahn PKP und die Deutschen Bahn Pläne für eine neue Fernverbindung voran.

Ab Dezember könnten bis zu viermal täglich Eurocity-Züge der polnischen Bahn auf der Strecke Leipzig–Hoyerswerda–Breslau–Krakau–Przemysl rollen. So wurde es diese Woche bekannt, und auch Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zeigte sich erfreut. Doch Insider und Bahn-Kenner bremsen nun die Vorfreude etwas.

Abstimmungen zwischen DB und polnischer Bahn laufen noch

So laufen nach Informationen dieser Zeitung aus Kreisen der Deutschen Bahn derzeit Abstimmungen zwischen dem deutschen Staatskonzern und dem polnischen Bahnunternehmen. Noch soll keine finale Entscheidung gefallen sein. Derzeit, so heißt es, werde geprüft, inwiefern eine solche Verbindung umsetzbar sei. Die polnische Bahn äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu den Plänen.

Auch Ingo Koschenz, Osteuropa-Experte beim Fahrgastverband Pro Bahn, warnt vor zu viel Euphorie. „Die polnischen Bahnen sind zwar sehr kreativ und machen sich Gedanken, wie sie Verbindungen über Grenzen hinweg anbieten können.“ Komme eine Vereinbarung mit der Deutschen Bahn zustande, sei er daher zuversichtlich, dass es klappe. „Jedoch müsste die polnische Bahn in Deutschland die vollen Trassenpreise zahlen. Da ist die Frage, ob das für sie wirtschaftlich ist.“

Fernverbindung könnte erst testweise eingeführt werden

Zunächst könnte es darauf hinauslaufen, dass die Verbindung zwischen Ostdeutschland und Südpolen als eine Art Pilotprojekt eingeführt wird. Von einer „testweisen“ Einführung ist auch bei der DB die Rede. Dann könnte sich innerhalb von einigen Monaten zeigen, ob ein wirtschaftlicher Betrieb durchführbar ist.

Wir begrüßen ganz klar, dass es diese Idee gibt – und haben die große Hoffnung, dass sie Realität wird. – Ingo Koschenz, Osteuropa-Experte beim Fahrgastverband Pro Bahn

Offizielle Angaben zu Fahrtzeiten oder Ticketpreisen gibt es noch nicht. Bahn-Kenner Koschenz hält eine Fahrtzeit von unter vier Stunden zwischen Leipzig und Breslau für realistisch. Bis Krakau sei eine Reisezeit unter sieben Stunden denkbar – eine deutliche Verbesserung zur aktuellen Situation. Die Preise dürften wohl moderat sein: „In Polen sind die Ticketpreise erheblich günstiger als in Deutschland“, sagt er.

Intercity-Verbindung auch für Touristen interessant

Die Pläne lobt Pro Bahn ausdrücklich. „Wir begrüßen ganz klar, dass es diese Idee gibt – und haben die große Hoffnung, dass sie Realität wird“, sagt Koschenz. Eine große Nachfrage sieht er bereits: Interessant sei die Verbindung etwa für Geschäftsreisende. Zudem habe der Verkehr aus der Ukraine in Folge des russischen Krieges deutlich zugenommen. Dazu muss man wissen: Przemysl als Endstation liegt nahe zur polnisch-ukrainischen Grenze.

Freilich wäre die Verbindung auch für Touristen interessant. Ob Breslau oder Krakau: Beide Städte gelten als zwei der schönsten in Polen. Auch dem Tourismus in Sachsen könnte die Verbindung neuen Schwung verleihen: Nach Zahlen der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH belegte Polen im Jahr 2023 Platz eins in den Top 10 der ausländischen Gäste in der Messestadt.

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