Suche
Suche

Leipziger Kunststoff-Zentrum kämpft ums Überleben

60 Jahre Innovationsgeschichte und viele Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel: Das renommierte Kunststoff-Zentrum Leipzig hat Insolvenz beantragt. Jetzt soll sich klären, ob das Unternehmen eine zweite Chance bekommt. Wie geht es weiter?

Lesedauer: 2 Minuten


Florian Reinke

Leipzig. Das Kunststoff-Zentrum Leipzig (KUZ) zählt mit seiner 60-jährigen Geschichte zu den traditionsreichen Forschungseianrichtungen in Leipzig, seit Jahrzehnten wird an innovativen Lösungen für die Industrie geforscht. Nun steht das KUZ vor einer entscheidenden Phase: Die Einrichtung im Leipziger Westen ist in wirtschaftliche Turbulenzen geraten und musste einen Insolvenzantrag stellen. Das Amtsgericht Leipzig hat daraufhin eine vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet, wie aus einer Bekanntmachung des Gerichts hervorgeht. Zugleich wurde Rechtsanwalt Nils Freudenberg von der Kanzlei Tiefenbacher als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt.

Damit ist klar: Das Unternehmen steckt in einer finanziellen Krise. Mit der angeordneten vorläufigen Insolvenzverwaltung will das Gericht jetzt Maßnahmen ergreifen, um das Vermögen des Unternehmens zu sichern. Damit soll verhindert werden, dass sich die Lage weiter verschlechtert. Und es wird geprüft, ob das Unternehmen saniert werden kann. Es handelt sich um eine Art Übergangsphase vor der möglichen Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.

Ich bin guter Dinge, dass wir eine langfristige Lösung für die Mitarbeitenden, Kunden, Forschungs- und Geschäftspartner finden werden. – Nils Freudenberg, vorläufiger Insolvenzverwalter

Oberstes Ziel sei es jetzt, die Einrichtung nachhaltig neu aufzustellen, erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter Freudenberg. „Ich bin guter Dinge, dass wir eine langfristige Lösung für die Mitarbeitenden, Kunden, Forschungs- und Geschäftspartner finden werden.“ Erste Erfolge kann der Experte bereits verkünden: Der Geschäftsbetrieb läuft weiter, und auch die bestehenden Aufträge werden erfüllt.

Löhne und Gehälter für die über 60 Mitarbeiter sind über das vorfinanzierte Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit bis einschließlich Mai gesichert.

Leipziger Einrichtung forscht seit über 60 Jahren

Das Kunststoff-Zentrum existiert seit über 60 Jahren, und unterstützt Unternehmen dabei, kunststofftechnische Herausforderungen zu lösen. Das KUZ entwickelt praxisnahe Lösungen, bildet Fachkräfte weiter und bietet Dienstleistungen an. Der Fokus liegt auf Zukunftsthemen wie Leichtbau, Mikrokunststofftechnik, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. In den vergangenen Jahren hat das KUZ etwa an Verpackungsmaterial geforscht, das sich von selbst auflöst.

Die aktuelle Krise des KUZ ist nun eng verbunden mit der angespannten gesamtwirtschaftlichen Lage. Getroffen hat die Leipziger vor allem, dass die Automobilbranche in großen Schwierigkeiten steckt und weniger Aufträge vergibt, zugleich fehlen Fördermittel. Hier spielt der Bundeshalt, der nach wie vor nicht verabschiedet ist, eine Schlüsselrolle.

Insolvenzantrag ist Geschäftsführer nicht leichtgefallen

Dies treffe insbesondere gemeinnützige, privatwirtschaftlich organisierte Forschungseinrichtungen ohne Grundförderung, sagte KUZ-Geschäftsführer Matthias R. Jacob. Dabei würden die Forscher die Innovationskraft des Wirtschaftsstandortes entschieden vorantreiben.

„Die Industrieforschung ist ein unverzichtbarer Motor für mittelständische Unternehmen, die auf zukunftsfähige Lösungen angewiesen sind, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können“, betont er.

Der Geschäftsführer will jetzt mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter an der Zukunft der Einrichtung arbeiten. Er gibt sich kämpferisch: „Die Insolvenz anzumelden, ist uns nicht leichtgefallen, aber dieser Schritt gibt uns die Möglichkeit, unser Institut nachhaltig neu aufzustellen. Wir setzen alles daran, den Geschäftsbetrieb so geordnet wie möglich fortzuführen.“

Das könnte Sie auch interessieren: